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Pelagia und der schwarze Moench

Pelagia und der schwarze Moench

Titel: Pelagia und der schwarze Moench Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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Fenster sofort: ein graues Quadrat auf schwarzem Grund.
    Nun musste er zum Fenster treten, sich bekreuzigen und sagen: »Komm, unreiner Geist, zu dem Zeichen, das du hinterlassen hast, gemäß der Übereinkunft von Gabriel mit dem Teufel.« Verflixt, wenn er sich nur nicht versprach!
    Mit ausgestreckten Armen ging Felix Stanislawowitsch vorsichtig weiter. Die Finger ertasteten seitwärts etwas Hölzernes, Großes. Eine Truhe? Eine Kiste?

DIE DRITTE EXPEDITION
    Abenteuer eines Klugen
    Die Nachricht über den Selbstmord von Oberst Lagrange erreichte Sawolshsk erst drei Tage nach diesem entsetzlichen Vorfall, da es auf den Inseln keinen Telegrafen gab und alle Mitteilungen, selbst außerordentlich wichtige, wie in alter Zeit überbracht wurden – per Post oder per Eilboten.
    In den Briefen des Klostervorstehers an die weltliche und die geistliche Obrigkeit des Gouvernements fanden sich nur sehr knappe Angaben zu den Umständen des Dramas. Der Körper des Polizeimeisters war in einem verlassenen Haus gefunden worden, in dem früher die Familie des Bakenwärters gelebt hatte, der einige Tage zuvor ebenfalls Hand an sich gelegt hatte. Doch während im letzteren Fall die Ursache des wahnsinnigen und vom Standpunkt der Religion aus unverzeihlichen Verbrechens mindestens verständlich war, mochte der Archimandrit über die Gründe, die den Polizeimeister zu diesem verhängnisvollen Schritt bewogen hatten, nicht einmal Vermutungen anstellen. Er betonte besonders, dass er über die Ankunft eines hohen Polizeioffiziers (der Rang des Ankömmlings war erst post mortem bei der Durchsicht seines Zimmers und seiner Sachen entdeckt worden) in Neu-Ararat keinerlei Kenntnis gehabt habe, und er erbat, ja, er forderte diesbezüglich eine Erklärung von Seiten des Gouverneurs.
    An Einzelheiten wurde lediglich Folgendes mitgeteilt: Der Oberst hatte sich mit einem Schuss aus seinem Revolver in die Brust getötet. Es gab leider keinerlei Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um einen Selbstmord handelte: Der Tote hielt die Waffe umklammert, in deren Trommel eine Kugel fehlte. Das tödliche Blei war direkt ins Herz gedrungen und hatte dieses Organ in Stücke gerissen, sodass der Tod allem Anschein nach augenblicklich eingetreten war.
    Damit endete der Brief an Gouverneur von Gaggenau, während die Epistel an den Bischof noch einen ziemlich ausführlichen Zusatz aufwies. Darin machte der Archimandrit den Bischof darauf aufmerksam, welche Konsequenzen der schändliche Vorfall für den Frieden, die Ruhe und die Reputation des heiligen Klosters nach sich ziehen könnte, auf die ohnehin schon ein Schatten gefallen sei durch allerlei beunruhigende Gerüchte (dieser zurückhaltende Ausdruck bezog sich zweifellos auf die sattsam bekannten Erscheinungen des Schwarzen Mönchs). Dank der gnädigen Vorsehung Gottes, so schrieb der Klostervorsteher, wüssten bislang nur wenige Leute von dem Unglück: der Kirchendiener, der den Leichnam entdeckt hatte, drei Brüder der Friedenswächter (so hieß die Klosterpolizei in Neu-Ararat) und der Diener des Hotels, in dem der Selbstmörder abgestiegen war. Allen sei ein Schweigegelübde abgenommen worden, doch sei es zweifelhaft, ob es gelingen würde, den Skandal vor den Einwohnern und den Pilgern völlig geheim zu halten. Vater Witalis Brief schloss mit den Worten: ». . . und ich hege sogar die Befürchtung, dass diese früher so friedvolle Insel wie einstmals Albion den gottlosen Beinamen › Insel der Selbstmörder‹ erhält, weil innerhalb kurzer Zeit bereits zwei Menschen diese schlimmste aller Todsünden begangen haben.«
    Der Bischof gab allein sich selbst die Schuld an der Tragödie. Gebückt und mit einem Mal gealtert, erklärte er seinen vertrauten Ratgebern:
    »Das alles ist allein meinem Stolz und meiner Anmaßung zuzuschreiben. Ich habe auf niemanden gehört, alles selbst entschieden, und das nicht nur einmal, sondern zweimal. Zuerst habe ich Aljoscha zugrunde gerichtet, und jetzt Lagrange. Und das Unerträglichste ist – ich habe nicht nur ihre sterblichen Körper der Schande preisgegeben, sondern ihre unsterblichen Seelen. Bei dem einen ist die Seele von schwerem Leiden gezeichnet, der andere hat seine Seele endgültig vernichtet. Das ist hundertmal schlimmer als der einfache Tod . . . Ich habe mich geirrt, grausam geirrt. Ich glaubte, ein Soldat mit seiner Gradlinigkeit und mangelnden Fantasie sei nicht anfällig für seelische Verzweiflung und mystische Schrecken. Ich habe nicht bedacht,

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