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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Schreie hören. Er rollte sich herum, kam auf die Füße und tastete sich zum Fenster hin. Anscheinend war am Haupttor vor Feuern die ganze Armee versammelt. Wer stand da auf dem Brettertisch und sprach zu ihnen? Gütiger Alliki, das war ja Eadini. Um den Verräter würde er sich morgen früh kümmern. Nein. Jetzt gleich. Er würde sich seine Amtsrobe suchen, hinuntergehen und ihnen allen entgegentreten. Aber wo war die Robe? Seit Jahren hatte er sich nicht mehr ohne Hilfe angeklei-det. Die holten immer alles aus diesem Raum dort.
    Der Krugistoran tastete sich vorwärts, fiel mit großer Wucht über einen Hocker, blieb eine Zeitlang liegen, rang nach Luft und rieb sich das Schienbein. Er mußte daran denken, auch die Hocker der Dienst-mädchen aufpolstern zu lassen.
    Wieder ein Schrei von draußen. Noch einer. Gütiger Alliki, sie wollten ihn womöglich stürzen! Er würde die Tür verbarrikadieren. Er kroch darauf zu, stand auf, fand die Eichenstange und schob sie an ihren Platz.
    Jetzt die Fenster. Er hatte dafür gesorgt, daß sein Zimmer uneinnehmbar war, und wenn notwendig, würde er durch die Geheimtür hinter seiner Liege hinausschlüpfen. Ein ängstlicher Gedanke durch-zuckte sein Gehirn. Nein. Er hatte sie seit Jahren nicht mehr benützt. Sie war schmal – inzwischen viel zu schmal für ihn. Nun, er würde sie bewaffnet in seiner Robe erwarten.
    Als die Schreie nicht aufhörten, traf der Krugistoran seine Vorbereitungen. Er zündete drei Lampen an, damit er, wenn sie schließlich die Tür einschlu-gen, mit dem Schwert in der Hand dasitzen würde, um sie zu empfangen, wie es sich für einen Anführer und einen Mann geziemte.
    Unten beendete Eadini gerade seine Rede. »Zum Schluß zu unserem gegenwärtigen Krugistoran. Wir wollen ihn nicht töten. Bei der Einstimmigkeit, die unter uns herrscht, glaube ich, daß wir ihn gefahrlos ignorieren können. Völlig ignorieren. Er wird nie wieder Macht erringen. Niemand ist ihm etwas schuldig. Er hat uns in früheren Zeiten, ehe er sich veränderte, gut gedient. Laßt ihn gehen! Und dann wollen wir in unsere eigenen Häuser und Dörfer zu-rückkehren und die Wache einsetzen, um Prestiginagi zu suchen. Er ist erfahren und uneigennützig genug, um alles wieder ins rechte Lot zu bringen. Vielleicht, und ich hoffe es, wird er mit der dummen Praxis aufhören, die Wilden zu versklaven. Sie war nie sehr wirkungsvoll und hat Emerat und die Gehöfte in bewaffnete Lager verwandelt. Vielleicht können wir mit den Shumai einen Waffenstillstand aushandeln.
    Sie machen hier selten von sich aus Raubzüge. Die Herden meiden die Berge. Die Shumai haben auf irgendeine Weise militärische Strategie gelernt. Es wäre gut, wenn wir sie nicht dazu ermutigten, sie anzuwenden, denn wenn sie jemals ihre Leute von jenseits der Ebenen zusammenziehen sollten, könnten wir sie mit unserer geringen Anzahl nie aufhalten. Aber das ist Prestiginagis Sache. Seid ihr einverstanden?«
    Allgemeiner Jubel brauste auf. Der Krugistoran in seinem Gemach hörte ihn. Er nahm ihn als Zeichen für den allgemeinen Ansturm, um ihn zu töten, und wappnete sich. Aber kein Ansturm kam. Er saß die ganze Nacht da und wurde allmählich müde, als draußen die ersten Feuer erloschen und die Auf-bruchsgeräusche aufhörten.
    Spatzen begannen auf den Simsen vor seinem Fenster zu tschilpen, und es wurde heller. Der Krugistoran bekam Hunger. Wieder ging er zum Fenster.
    Draußen sah es aus wie eine ganz gewöhnliche Morgendämmerung. Die Frühaufsteher waren auf dem Weg zu den Gärten, sie trugen Werkzeuge auf den Schultern. Nur ein paar Soldaten waren am Haupttor geblieben. Er hörte keine Geräusche im Palast. Er ging zur Tür, nahm die Stange weg und marschierte in den Hauptkorridor hinaus. Niemand. Er stieg die Treppe hinunter. Immer noch niemand. Der Palast war verlassen. Er war wütend, wußte aber jetzt, wie machtlos er war. Wenn die Zeit kam, würde er ihnen entgegentreten. Aber er wußte, wo die Küche lag und würde sich zuerst etwas zu essen holen. Das konnte er alleine bewerkstelligen.

ZWÖLF

    Jestak war müde, vom Laufen nach Süden in den Bergen und vom Ausschauhalten nach den Emeri, und er bemühte sich, in Bewegung zu bleiben, obwohl er seit den Vorbereitungen für den Überfall auf Ilet kaum zum Schlafen gekommen war. Aber daß er am Abend stehenbleiben mußte, wußte er. Zwei Kaninchen hingen an seinem Gürtel, denn seinen kurzen Pelbarbogen hatte er immer noch. Er suchte sich einen geschützten Platz

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