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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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falschgemacht.
    Aber es ist einiges geschehen, was gegen unsere Sitten verstößt. Niemand macht dir einen Vorwurf. Wir sind uns durchaus bewußt, was du für uns getan hast. Ja, einige Leute sehen dich fast als von Sertine persönlich abgesandten Geist an. Aber du warst einige Nächte lang mit ihr zusammen. Von den Emeri wollen wir nicht sprechen. Nach unserem Brauch mußt du sie vor dem Dreiviertelmond heiraten, oder du darfst sie nie wiedersehen. Weißt du, das Altern des Mondes ist symbolisch für die ...«
    »Wann ist das?«
    »Nun, heute abend.«
    Jestak setzte sich im Wasser nieder und lachte.
    Dann stieß er ein langes, freudiges Heulen aus, die sehr schlechte Nachahmung eines Präriewolfs, tauchte unter und kam prustend wieder hoch.
    Stantu lächelte. »Ich sehe«, sagte er spöttisch, »daß du den Wunsch hast, zu heiraten.« Jestak sprang ihn an, und sie stürzten beide mitten in den Teich.
    Die Shumaizeremonie fand im zweiten Viertel der Nacht statt, damit sie vor dem Hochstand des Dreiviertelmondes zu Ende war, und sie war einfach, aber ziemlich langwierig. Die meiste Zeit kniete das Paar nebeneinander, während zwei alte Leute, zuerst ein Mann, dann eine Frau, ein langes Gedicht rezitierten, das die Pflichten der Ehe, ihre Hoffnungen und Ängste, ihre Traurigkeit und Freude, ihre Funktion bei der Verbreitung des Lebens und der Erhaltung menschlichen Glücks zum Ausdruck brachte. Es war eindeutig nicht das Werk eines Dichters, sondern stammte vielmehr von Gruppen, die darauf bedacht waren, Pflichtgefühl und Tugend zu fördern, aber die ersten Worte der Zeilen reimten sich, wie es in der sehr formellen Shumaidichtung der Brauch war. Einige Passagen schienen von einer Hebamme zu stammen, sie waren so unverblümt, daß sie Jestak in Verlegenheit brachten, bis er sie als Ausdruck der offenen und aufrichtigen Einstellung der Shumai zu allen Dingen ansah. Da rezitierte zum Beispiel der alte Engal einen Vierzeiler: »Die Sonnenblumen stets sich beugen, und jeden Kern mit Sonne säugen, die Samen werden fett und rund, und Stamm und Wurzeln sind gesund.«
    Darauf antwortete Gyna:
    »Genauso wächst des Mannes Sehnen, wenn ihre Schönheit er erblickt, und Treue bringt er ihr entgegen, wenn ihn ihr Wurzelgrund beglückt.«
    Dann fuhr Engal fort:
    »Wie der kleinen Wurzeln Sehnsucht das Wasser tief im Boden spürt, so hebt die Pflanze ihre Frucht damit die Sonne sie berührt.«
    Und dann wieder Gyna:
    »Denn das Zeichen ihrer Liebe sei auch Zeichen ihrer Suche, Sertine stärke ihre Triebe,
    und bewahr sie vor dem Fluche.«
    Und so ging es endlos weiter. Insgesamt gesehen war alles hochmoralisch. Wie die meisten Männer hatte Jestak an der Zeremonie nicht allzuviel Freude, er nahm sie eben auf sich, um den Stand zu erreichen, den sie herbeiführen würde. Endlich war sie vorüber – wenigstens glaubte er das. Aber jetzt begann erst die Feier, die die ganze festliche Nacht über andau-erte. Das Wichtigste war dabei der Austausch von Geschenken, aber da die Shumai nicht viele Besitztümer ansammelten, war das ein langwieriges Ritual mit dem Austausch von Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs. Reor gab Jestak einen hölzernen Trinkbecher und hielt dazu eine Ansprache. Dann gab Igka Jestak ein langes, geflochtenes Seil aus Rin-derhaut, ebenfalls mit einer Ansprache. Jestak gab Ig-ka Reors Trinkbecher, und Calla bekam das Seil. Callas Geschenk mochte dann im Laufe der Zeit an Reor gehen. Alle genossen die Schenkerei mit viel Gelächter, wenn sie sahen, wer was bekam, und dies war ei-ne der wenigen, zeremoniellen Gelegenheiten, zu denen die Shumai sich ihren vergorenen Honigtrank namens Roma gut schmecken ließen.
    Nur ein Austausch von Geschenken war überhaupt ernstgemeint. Ottan gab Jestak ein schönes Paar Pferde, das er zu den Pelbar mitnehmen sollte, und Jestak gab ihm dafür die goldenen Schmuckstücke von Sima Pall. Sie waren so fein gearbeitet, wie der Shumai es noch nie gesehen hatte, ein gedrehtes Armband mit Tierköpfen an beiden Enden und Juwelenaugen und für Whin eine Nadel mit eingelegter Emaillearbeit, die einen laufenden Hirsch darstellte. Whin war eine saubere, einfache Frau, und der Goldhirsch nahm sich auf ihrer schlichten Tunika aus Pelbarstoff und der gehämmerten Lederschürze außergewöhnlich gut aus. Ihre Augen glühten vor Freude, weil sie wußte, wie kostbar das Stück war. »Mögen die Pferde dir Glück bringen«, sagte sie. »Mögen sie so fruchtbar sein wie du. Ich glaube, du wirst sie

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