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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Kod.
    Unsere Unterlagen zeigen, daß bei Shumaiangriffen früher sehr viele von uns getötet wurden. Aber es gab auch eine Prophezeiung. Darin hieß es, daß eine Zeit großer Prüfungen kommen würde. Aber sie ist nie gekommen.«
    »Eine Zeit großer Prüfungen?«
    »Ja, dann würden die Pelbar entscheidend dazu beitragen, alle Menschen am Heart-Fluß zu retten, sogar ihre Feinde.«
    »Wir können uns ganz gut selbst retten«, gab Kod zurück.
    »Ja«, sagte Tia. »Aber mich hat Jestak gerettet. Das war für mich eine Zeit der Prüfung. Und ich bin ein Mensch vom Heart-Fluß. Ich habe nie begriffen, Kod, warum wir soviel Vergnügen daran finden, die Pelbar anzugreifen – aber ich habe auch nie gehört, daß wir dabei irgend etwas gewonnen hätten.«
    »Sie halten sich immer hinter Mauern auf. Wir treiben unser Spiel mit ihnen, weil sie das tun. Sie belu-stigen uns damit, daß sie sich verstecken.«
    »Ist dir klar«, fragte Jestak, »daß jeder Shumai je-derzeit auf dem Vorfeld von Nordwall hätte getötet werden können? Und daß wir eine Gruppe von fünfzig in ein paar Sonnenbreiten zur Hälfte hätten niedermachen können?«
    Kod sah ihn an. »Das glaube ich nicht«, sagte er. Jestak antwortete nicht darauf.
    Am Morgen, ehe sie aufbrachen, nahm Jestak aus seinem Bündel ein kleines Goldherz an einer winzigen Kette, beugte sich hinunter und legte es Ary um den Hals. »Hier«, sagte er, »es ist von den Kindern der Alten, von denen ich deinem Vater erzählt habe.
    Die Innanigani nennen so etwas ein Herz. Gib gut acht darauf! Es ist aus Gold. Siehst du, wie fein die Kette ist? Niemand kann sie mehr so machen, nicht einmal die Pelbar, die Emeri oder die Innanigani.
    Siehst du, wie winzig? Zieh nicht daran. Sie ist zu fein, wie eine Spinnwebe.«
    Ary errötete und lächelte. Sie betastete das Herz und berührte es dabei genau an der richtigen Stelle, so daß es aufsprang. Sie glaubte, sie hätte es zerbrochen und verbarg es in ihrer Hand, aber Jestak hatte es gesehen, beugte sich hinunter, nahm es ihr sanft ab und sah es an.
    »Ich bin erstaunt«, sagte er. »Ich hatte nicht ge-wußt, daß es aufgeht. Schau mal! Siehst du das Scharnier innen? Sei vorsichtig. Siehst du? Es ist ein winziges Bild.«
    Ein verblaßtes Kindergesicht blickte sie an. Alle drängten sich herum, um es zu sehen, aber während sie noch hinschauten, verwandelte sich das Bild zu Staub, und der Wind trug es davon. »Schau!« sagte Ary. »Darunter sind Kratzer. Sind es Buchstaben?
    Bedeuten sie etwas?«
    Jestak sah es sich lange an. »Ich verstehe es nicht«, sagte er. »Da steht nur Ru.l. Dann zwei Punkte, einer über dem anderen, dann ›16‹. Und wie auf dem Ring steht da ›18.K.‹.«
    Iorta war ein alter Mann, aber kräftig. Er war einer jener friedlichen, in sich ruhenden alten Männer, die die Begierden hinter sich haben und die Welt mit freundlicher Toleranz und mit Wohlwollen betrachten, bereit zu ertragen, wenn nötig, willens zu gefallen, wenn er konnte, aber völlig jenseits von Eifersucht, jenseits jeglichen Bedürfnisses zur Selbstdar-stellung, jenseits von Egoismus. Er konnte vom Lagerplatz aufstehen, seinen Gürtel umlegen und völlig gelassen in den Tod gehen, wenn es sich als notwendig erweisen sollte. Aber er liebte das Leben zu sehr, um das zu tun, wenn es nicht sein mußte. Alles interessierte und belustigte ihn. In seinem langen Leben hatte er das Shumaigebiet zum größten Teil gesehen.
    Seine Enkelkinder waren erwachsen. Er war seit langem verwitwet. Anders als die meisten Shumai unternahm er ganz allein weite Reisen, völlig zufrieden, ob ihn nun einer der Lagerhunde begleitete oder ob er allein war. Er schien zu allem in Beziehung zu stehen, so daß ihm sogar das hohe Gras der Ebenen Gesellschaft leistete.
    Er befand sich ungefähr sechzig Ayas westlich des Heart, allein, die Blätter waren rot vom Herbst und flatterten im Wind von den Bäumen, als er einen einzelnen Sentani im Trab auf sich zukommen sah. Der Mann hatte ihn eindeutig bemerkt, aber er schien keine feindlichen Absichten zu hegen. Iorta schwang seinen Speer herum, aber während der Sentani sich näherte, streckte er beide Hände gerade nach oben, wurde langsamer und blieb vor dem alten Mann stehen. In seinem ganzen Leben war dies das erste Mal, daß Iorta einen Sentani sah – außer im Kampf. Angst hatte er nicht. Es interessierte ihn. Er stellte seinen Speer auf und stützte sich darauf.
    Der Sentani stand da und rang nach Atem. Offensichtlich hatte er

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