Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
zusammen und standen nicht weit auseinander, während die Anführer miteinander sprachen. Jestak war das Verbin-dungsglied. Ein Pelbar mit einer Sentani-Tätowierung und einer Shumaifrau ließ die Sentani den Kopf schütteln. Ihre Welt fiel auseinander, wenn so etwas Schule machen konnte.
Der Anführer der Sentani hieß Ajeron. Er war ein älterer Mann, wachsam und voller Narben, aber er hatte von den Leuten aus Koorb von Jestak gehört, und er hatte Ursa gesehen. Da Jestak ihnen die Verständigung erleichterte, kamen er und Waldura zu einer Übereinkunft. Sie würden in getrennten Gruppen weiterziehen, aber miteinander, um zu verhindern, daß andere Shumaigruppen mit Ajerons Sentani einen Kampf anfingen. Da es jetzt Nachmittag war, wollten sie nebeneinander in Gruppen lagern. Ajeron hatte Frauen und Kinder bei sich. Sie kehrten gerade von der Reisernte im Norden zurück und waren schwer beladen.
Ein Reisgeschenk an die Shumai mit Anweisungen, wie man ihn kochen sollte, war willkommen, als eine der Sentanifrauen – eine alte, wie die Shumai belustigt feststellten – es zu ihnen hinüberbrachte. Die Kinder blieben zurück, aber wenn es Shumai gewesen wären, wären sie bald zwischen den Sentani her-umgestrichen.
Hardo hatte seine Schiffe am Ufer bei Nordwall in Schlachtordnung auffahren lassen. Von drinnen war noch immer kein Lebenszeichen gekommen. Er schickte Jell, seinen Ersten Offizier, an den Mitteilungsstein, weil er von den Gefangenen erfahren hatte, daß man sich auf diese Weise mit den Pelbar in Verbindung setzte. Jell stand mit zweien seiner Männer lange dort, ohne daß etwas geschah. Schließlich kam vom Ufer ein Bote und sagte ihm, er müsse die beiden Männer zurückschicken, die Bogen bei sich hatten. Er befahl ihnen, sich ungefähr fünfzig Armlängen weit zurückzuziehen und ihn seitlich zu dek-ken. Hier, so allein vor der großen, glatten Mauer, fürchtete er sich ein wenig. Schließlich schwang jedoch eine kleine Tür in der Mauer auf, und ein einzelner Mann erschien und ging auf ihn zu. Er war klein und dunkel, aber gut gebaut und hatte offenbar keine Angst. Er stellte sich schweigend vor Jell auf den Felsen.
»Hast du keine Zunge?« fragte Jell.
»Wir haben keinen Anlaß, mit euch zu sprechen«, sagte Manti. »Ihr wollt doch anscheinend mit uns Verbindung aufnehmen.«
»Wir sind gekommen, um zu verlangen, daß ihr und das Dorf hier euch ergebt, im Namen der Tantal.«
»Das lehnen wir ab«, sagte Manti.
»Sei nicht so voreilig. Es wäre besser für euch, wenn ihr es gleich tut, anstatt uns zu zwingen, diese Kuhfladenmauer umzupusten. Schau hinter mich, wir haben eine Waffe, die das vom Flußufer aus tun kann.«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Manti.
Jell war wütend. Er drehte sich um und hob den Arm. Auf dem Fallenstein am Fluß hatten die Tantal eine Maschine mit einem großen, hohlen Rohr aufgestellt, das auf die Wand zielte. Auf Jells Zeichen hielt man Feuer daran. Ein großer Blitz raste aus dem Rohr, dann war ein dröhnender Knall zu hören, ein großes Geschoß flog in hohem Bogen heraus und ex-plodierte an der vorderen Mauer der Stadt. Manti zuckte zusammen. Die Mauerverblendung riß auf, rutschte herunter und stürzte zu einem Haufen zusammen. Aber es war nur die Verblendung. Die Mauer selbst blieb unversehrt. Jell lächelte. »Siehst du jetzt?« fragte er gelassen.
Manti hob die rechte Hand und beschrieb mit einem Finger einen kleinen Kreis. Die Gardisten sahen es und schrien ein Kommando nach unten. Der Fallenstein, der seit mehr als dreihundert Jahren am Ufer stand und noch nie benützt worden war, trat jetzt in Aktion. Es war eine Plattform für den Handel gewesen, zahllose Banden der Außenvölker hatten ihn bei ihren Besuchen, feindlichen und anderen, in Nordwall benützt. Es schien nur eine breite, niedrige Steinfläche zu sein, die man zur Benützung für die Leute am Ufer angebracht hatte. Es war nur natürlich, daß die Tantal ihre Kanone gerade darauf postiert hatten.
Während die Garden auf der Kellerebene von Nordwall stöhnend die große Schraube drehten, lachten und jubelten die Leute auf der Plattform, lu-den nach, und einer der Offiziere fragte: »Was ist das für ein Knirschen?« Mehrere hielten inne, aber sie er-schraken erst, als es zu spät war und die schwere Waffe und sie selbst herumschwangen, kippten und in eine Grube hinunterstürzten. Im letzten Augenblick erkannten sie das Wasser und die Eisenspitzen.
Manti lächelte. »Wo ist deine
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