Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
weiter auf die Mauer ein, aber die Kanoniere wurden von einem langsamen, ungezielten Beschuß aus den Wäldern abgelenkt.
Niemand von der Besatzung wagte es, sich zu zeigen.
Die Gefangenen saßen an den Rudern. Sie durften nicht einmal die Köpfe drehen, sonst riß ihnen die Peitsche des Sklavenwärters den Rücken auf. Die Aussicht lohnte den Schmerz nicht, also saßen die Gefangenen da und beobachteten, wie die schlammige Strömung des Bachs träge in ihr durchlöchertes Boot rieselte, zurückwirbelte und Gegenstände hinaus-schwemmte.
Auf der Mauer sagte Manti: »Wir könnten uns diese Gefangenen holen, aber nur unter schweren Verlusten, weil zwei Schiffe so dicht daneben und die Tantal am Fallenstein so nahe sind. Tag, könntest du von hier aus die Kanoniere treffen?«
»Die Entfernung ist zu groß für einen sicheren Schuß, Manti. Er könnte vorbeigehen und einen Gefangenen erwischen.«
»Dann steht es unentschieden. Wir müssen eben Geduld haben.« Er drehte sich um und nahm eine Meldung von den Kämpfen im Norden entgegen. Er runzelte die Stirn und schüttelte dem Kopf. »Das war zu kostspielig«, sagte er. »Tag, halte mich auf dem laufenden. Ich gehe hinunter, um mir die befreiten Gefangenen anzusehen.«
»Ja, Manti«, erwiderte sie.
Hardo kochte vor Wut. Das Leitboot war leckgeschlagen und daher praktisch verloren. Er verlor dort wieder Männer. Man würde die Sklaven von den Ketten losmachen müssen, um sie anderswo einsetzen zu können, und das bedeutete ein neues Risiko.
Hinter Hardos Rücken sagte Pood zu Jell: »Er weiß nicht, was er tut. Seinetwegen verlieren wir alle Männer, ohne etwas zu erreichen. Das ist eine närrische, dreckige Operation. Wir müssen sie abbrechen und nach Süden ziehen.«
Am Westufer, tief in den Wäldern, wurde das Katapult zusammengebaut. »So«, sagte Flandoro gerade, er schwitzte trotz des kalten Winds. »Jetzt müssen wir dieses Stück doppelt versteifen. Der Schwenkarm schlägt jedesmal dagegen, wenn er herumkommt.«
»Pelbar«, sagte Waldura, »wir wollen noch zwei machen, wenn wir schon dabei sind.«
»Waldura«, rief ein Mann vom Ufer. »Hier. Die Pelbar haben von Süden noch einen Mann mit Schilden geschickt. Sie wollen, daß wir gegen die Geschosse und Pfeile Schilde machen.«
»Die Pfeile sind nichts im Vergleich zu den Din-gern, die krachen.«
»Mit denen kennen wir uns nicht aus«, sagte der Pelbar. »Wir wissen nur, wie gefährlich sie sind. Gegen die großen würde kein Schild etwas nützen. Sie beschädigen jetzt schon unsere Mauer.«
Die Tantalpatrouille, die Nordwall im Norden umging, war vorsichtig und wachsam. Die Männer gingen zu zweit, waren aber ziemlich weit auseinander-gezogen. Die Pfeile hielten sie ständig auf der Sehne.
Zuerst geschah nichts, dann kamen vereinzelte Pfeile aus den Wäldern, fast jeder traf einen Soldaten. Die Tantal sahen nie, woher sie kamen. Als sie einen kleinen Bach erreichten, mieden sie die Brücke, die Männer an der Spitze durchwateten ihn. Dann blickten sie auf und sagten: »In Ordnung. Hier sind keine Fallen.«
Zaghaft gingen die nächsten beiden Männer hinüber.
Sie waren in Sicherheit. Zehn Armlängen hinter der Brücke stürzten sie dann in eine Bodenfalle. Als die anderen hinunterspähten, sahen sie eine Grube voll gräßlich gepfählter Leichen. Schließlich beschlossen sie, sich zu formieren, im Trab weiterzulaufen und sich von allem fernzuhalten, was wie ein Pfad aussah.
Auf diese Weise erreichten sie die Rückseite der Stadt. »Seht!« sagte der Hauptmann. »Hier ist die Mauer niedriger.«
»Aber wahrscheinlich genauso dick«, bemerkte der Gruppenführer, der bei ihm war.
»Eine gute Ladung von dem verfluchten Staub würde sie schon niederreißen«, sagte der Hauptmann. »Wenn wir welchen hätten, könnten wir es jetzt machen.«
»Und wenn die Schweine nicht etwas anderes versuchten«, sagte der Gruppenführer. Weiter unten schrie wieder ein Mann auf und stürzte, von einem Pfeil durchbohrt, zu Boden. Aus der Stadt selbst drang kein Laut.
Hardo machte dem leckgeschlagenen Schiff ein Zeichen, den Beschuß der Mauer fortzusetzen. Vom Ufer signalisierte man ihm zurück, daß man bei der Bresche in der Mauer in etwa sechs Meter Höhe einige Fortschritte mache.
»Warum so hoch?« fragte Jell.
»Wir nehmen an, daß sie da dünner ist«, gab Hardo zurück. »Wenn wir die Drecksbresche erweitern, wird die ganze verfluchte Mauer darüber einstürzen, und dann haben wir etwas, um
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