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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Gespräch Informationen einfließen, von denen sonst niemand weiß. Vielleicht waren wir zu lange dadurch einge-schränkt, daß wir ausschließlich diese befestigten Städte bewohnen.«
    »Wäre dir der Tod durch die Außenstämme lieber gewesen?«
    »Nein. Sicherlich nicht. Aber ist das hier in gewissem Sinne nicht auch so etwas wie Tod, niemals frei auf den Flüssen zu rudern, wie wir es jedes Jahr mehrmals bei den Sentani sehen?«
    »Wir wollen das nicht weiter verfolgen, Manti, denn das sind Fragen, die nicht zur Sache gehören.
    Sage Comm, wenn du hinausgehst, er soll eine Versammlung des Rates einberufen, eine private, sofort, im Ratssaal, trotz der späten Stunde.«
    »Ja, Protektorin.« Aber sie ließ ihn nicht los. »Alter Manti.« Sie berührte seine von der Sonne zusammen-gekniffenen Augen mit ihren Lippen. Dann ließ sie ihn gehen.
    Winnt ging es allmählich besser. Er war nicht daran gewöhnt, Frauen soviel Einfluß zuzugestehen, aber hier war alles fremd, und er war noch schwach, und so akzeptierte er einfach alles mit der Hilflosigkeit eines Kindes. Jestak sah häufig nach ihm. Aber an seiner Verlegenheit war hauptsächlich die Frau namens Viret von Mejan schuld, die sich um die Kranken und Verwundeten kümmerte und die seinen Körper wie ihren Privatbesitz behandelte und so frei damit umging, als wäre er ein Baby und sie seine Mutter. Sie hatte ihn sogar ganz ohne Umschweife nach seiner Beschneidung gefragt, sein Glied untersucht wie eine fremde Blume und ohne viel Feingefühl erklärt, daß sie so etwas zum erstenmal in ihrer medizinischen Praxis sähe. Er glaubte, er müsse vor Verlegenheit sterben, aber sie gestattete ihm nicht zu schweigen und bestand darauf, daß er sein Gesicht von dem Kis-sen hob, in dem er es vergraben hatte. Vom Gerüttel der Reise und besonders vom Wettrennen zur Mauer war er geschwächt und passiv und daher nicht in der Lage, seine Würde zu wahren.
    Der junge Pelbarmann, der die Mejana begleitete, arbeitete meistens schweigend und führte die Anweisungen der Ärztin aus, er wusch und verband ihn mit einer Sanftheit, wie sie bei den Männern der Sentani unbekannt war – aber recht häufig, überlegte Winnt, bei den Frauen vorkam. Sein Aufschrei, als eine Gruppe neugieriger Frauen, darunter mehrere junge, gerade dann zu ihm kamen, als zwei der Pelbarpfle-ger ihn badeten, löste große Heiterkeit aus. Er war entschlossen, Nordwall zu verlassen, sobald er gesund war. Ihm war klar, daß es ihm wirklich besser ging. Nur seine Schwäche hinderte ihn daran, sie alle aus dem Zimmer zu weisen.
    Es war emotionell noch belastender, als nach einiger Zeit eine von ihnen zurückkam, eine kleine, dun-kelhaarige Frau, nicht älter als er, und in den honig-süßen Tönen der Pelbar zu ihm sagte: »Jestak hat uns in einer Art, wie kein Mann je mit einer Frau sprechen sollte, gesagt, daß es falsch war, so hierherzu-kommen. Die anderen waren entrüstet und betrach-teten es als eine seiner wilden, unannehmbaren Eigenschaften. Keine Frau wird je erlauben, daß er ihr dient. Einige sagten ihm das sogar, aber er schämte sich nicht. Er sagte, er würde wohl am liebsten eine Shumaifrau heiraten. Eine Shumai. Das hat er wirklich gesagt. Noch dazu glaube ich, daß er es zur Hälfte ernst meinte. Verstehst du mich? Ja? Jedenfalls, bitte verzeih mir und uns allen. Wir sind nicht an Fremde gewöhnt, und es ist durchaus möglich, daß wir dich gekränkt haben, obwohl ich nicht verstehe, wie das möglich sein könnte. Aber wir sehen die Männer der Sentani und der Shumai in den Friedenswochen von den Mauern aus, und ihnen scheint leider die Weisheit der Frauen abzugehen. Möglicherweise sind sie deshalb so barbarisch. Ach, jetzt habe ich dich vielleicht schon wieder gekränkt. Jedenfalls würde ich deine Dienste annehmen, wenn du so viel Verstand hättest, sie mir anzubieten, obwohl du so dünn bist und eine Tätowierung am Arm hast.
    Was? Ich habe dich schon wieder gekränkt? Du bist unberechenbar.«
    Sie runzelte die Stirn. Aber dann legte sie ihm ganz unvermittelt einen Apfel auf den Bauch und ging.
    Winnt lag da, verwirrt und gereizt. Dann aß er, da er nichts anderes zu tun hatte, langsam den Apfel samt Kernhaus und Kernen auf und ließ nur den Stengel übrig, den er geschickt in die Schachtel in der Ecke warf, dabei zuckte er zusammen, weil sein Bein durch die Bewegung schmerzte.
    Als Ergebnis der Ratsversammlung vom vorhergehenden Abend wurde im Gerichtssaal eine allgemeine Versammlung der

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