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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Wissen heraus handeln. Was haben sie getan, Jestak? Haben sie ihn gepeitscht?«
    »Ja, sie haben ihn gepeitscht.«
    »Zu Tode? Du sagst uns nicht alles.«
    »Nun gut. Wenn ihr es wirklich genau wissen wollt: Sie zogen ihm bei lebendigem Leibe die Haut ab und brachten ihn an eine Stelle, wo ihn die Ameisen auffressen konnten.«
    Ein allgemeiner Aufschrei ging durch den Raum.
    Niemand hatte dergleichen je gehört, und alle wurden von Entsetzen und Bestürzung ergriffen. Die Protektorin selbst war darauf nicht gefaßt, und sie brauchte einige Augenblicke, um sich zu erholen.
    Schließlich sagte sie: »Hast du alles erzählt?«
    Jestak antwortete nicht.
    »Nun gut denn, wo warst du zu dieser Zeit?«
    »Ich war an einen Baum gebunden und mußte zusehen.«
    »Dich haben sie also nicht mißhandelt?«
    »Zu diesem Zeitpunkt wurde ich nur geschlagen.
    Später wollten sie mich foltern.«
    »Sie haben dich nur geschlagen, aber nicht besonders heftig, nehme ich an.«
    Jestak antwortete nicht, er zog nur seine Tunika und sein Unterkleid aus und wandte ihr seinen Rük-ken zu. Wieder ging ein Gemurmel durch den Raum, denn sein Rücken war eine einzige Masse von ineinander verschlungenen Narben.
    »Das stammt natürlich nicht alles von den Peshtak«, sagte Jestak und legte seine Kleider wieder an. »Etwa zu einem Drittel, würde ich sagen. Das meiste kam von den Tantal und ein bißchen passierte in Innanigan.«
    »Aii«, sagte die Protektorin. »Das hört sich so an, als seist du bei deinen Streifzügen im Osten ständig geschlagen worden, sogar in den Städten. Wer sind die Tantal? Fahre fort, Jestak!«
    Jestak berichtete kurz von seiner Reise nach Osten und seinen Versuchen, in Innanigan Arbeit zu finden, um die verlorenen Mittel wiedereinzubringen und sich für das Studium der Rechte einschreiben zu können. Die Glocken zum Sonnenhochstand begannen melodisch zu läuten, und die Protektorin schloß die Versammlung mit den Worten: »Für heute hast du uns von genügend Wundern erzählt, Jestak. Wenn nur die Hälfte davon wahr ist, haben wir noch einigen Stoff zum Nachdenken. Wir werden die Versammlung morgen fortsetzen und weiter von den Schwierigkeiten hören, denen man begegnet, wenn man sich aus unseren Mauern hinausbegibt.«
    Jestak öffnete den Mund, um zu antworten, überlegte es sich dann aber anders, verbeugte sich nur und zog sich mit den übrigen zurück.
    Winnt war ein Könner auf der Pellute, dem traditio-nellen Saiteninstrument, das nur in den Pelbarstädten hergestellt, aber bei allen westlichen Stämmen gespielt wurde. Mokil hatte seine Pellute genommen und sie ohne Erklärung mit Jestaks Nachricht an Nordwall an den Mitteilungsstein gehängt. Das löste natürlich Verwirrung und Erstaunen aus. Das Instrument war zwar alt, aber nicht reparaturbedürftig.
    Es kam aus einer Werkstatt in Pelbarigan. Die Handwerker von Nordwall untersuchten es und legten es so lange auf ein Regal, bis sie herausfanden, was sie damit anfangen sollten.
    Am dritten Tag seines Aufenthalts in Nordwall fragte Winnt wieder nach der Pellute. Man gab sie ihm alsbald, und er verbrachte einen Teil seiner Ge-nesungszeit damit, darauf zu klimpern und Sentani-lieder zu singen. Damit war er auch beschäftigt, als eine ältere Frau, wie üblich, ohne um Erlaubnis zu fragen, das Zimmer betrat. »Sentani«, begann sie unvermittelt, »woher hast du dieses Instrument?«
    Winnt war ärgerlich und antwortete nicht sofort, sondern spielte weiter. Sie verstand dieses im Sinne der Pelbar unverschämte Verhalten nicht, sondern wartete einfach und hörte zu. Schließlich sagte Winnt.
    »Die Pellute ist seit vielen Jahren im Besitz meiner Familie.«
    »Mein Großvater hat sie gemacht«, sagte sie gera-deheraus. Er hörte auf zu spielen.
    »Dein Großvater?«
    »Ja. Darf ich sie sehen? Schau, hier unten am Bek-ken. Das sind die Zeichen des Handwerkers mit dem Datum, dem 978. Jahr von Pelbarigan und dem Namen des Handwerkers, Cilt von Ovel. Er war mein Großvater und ein berühmter Pellutebauer. Es erstaunt mich, daß sie bei all euren Wanderungen so lange gehalten hat.«
    Winnt studierte die Zeichen. »Sie ist nicht lange mitgewandert«, gab er zurück. »Meistens war sie in der Feste Koorb, weit im Süden, unserem ständigen Wohnsitz, im Blockhaus meiner Familie.«
    »Sie ist ziemlich abgenützt.«
    »Ja. Sie wurde ständig gespielt.«
    »Und geschickt repariert.«
    »Mein Großonkel, der die Tage des Laufens hinter sich hat verbringt seine Zeit mit solchen

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