Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
umzugehen.« Nachdem die Wunden so gut wie möglich verbunden worden waren, trennten sich die beiden Gruppen, denn es war wichtig, diese Gegend zu verlassen.
Diejenigen, die nach Hause gingen, sollten versuchen, eine breite Spur zu machen, um anzudeuten, daß sie eine Niederlage erlitten hatten, und mit den sechs Emeripferden, die sie erbeutet hatten, nach Hause zogen. Diejenigen, die nach Westen gingen, suchten sich ein Stück weit den Weg von Felsen zu Felsen.
Aber ehe sie gingen, hoben sie hastig Gräber aus, nicht nur neun echte für die toten Shumai, sondern auch mehrere falsche. Jestak war sonderbar zumute, als er Iley in eines der Gräber senkte. Er nahm ein Langschwert mit.
»Jes«, sagte Stantu, »du konntest sehr gut mit diesem Schwert umgehen. Wo hast du das gelernt?«
»Die gesamte Pelbargarde trainiert jahrelang täglich damit. Aber dieser Emer war mir zumindest gewachsen.«
»Ich weiß nicht, was du gemacht hast. Ich dachte, er hätte dich.«
»Wie auf dem Messer, das ich repariert habe, ist auch auf den Schwertern ein Eidechsenmotiv. Siehst du? Es sieht hübsch aus, bildet aber eine schwache Stelle in der Nähe des Griffs. Er machte nie seine Deckung auf. Ich sah aber, daß ich das Schwert zer-brechen konnte, indem ich es genau da mehrmals erschütterte. Es ist künstlerisch bemerkenswert, aber schlecht gearbeitet.«
Stantu grinste. »Ich kam mir komisch vor mit dem Bogen, aber wie Thro sagt, es ist offensichtlich, daß wir ihn übernehmen müssen.«
Es war schon Nacht, als sie aufbrachen, aber sie eilten noch etwa zwölf Ayas weiter, ehe sie ihr Lager aufschlugen. In einer versteckten Wasserrinne, gut abgeschirmt durch Bäume und Gebüsch, machten sie ein winziges Feuer und stellten Wachen auf. Thro ging zu Jestak und fragte leise: »Nun, was meinst du?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht waren sie gewarnt, daß wir in der Gegend sind, und unser Erfolg könnte sie wirklich aufschrecken, aber vielleicht ist die Patrouille auch ein Zeichen, daß sie ohnehin mit Shumai rechneten. Vielleicht verstärken sie die Wachen auf ihren Gehöften. Wir sollten, glaube ich, heimlich vorgehen. Ich mache Olor aber keinen Vorwurf. Der letzte Mann hat bestimmt etwas gesehen, und es war wahrscheinlich am besten, daß Olor ihn in diesem Augenblick tötete. Wenigstens hatten sie keine Zeit, einen geplanten Angriff zu unternehmen. Du weißt ja genau, daß ich mich viel lieber bei Nacht hinein-schleichen, die Shumai befreien und wieder heraus-schleichen würde, ohne den Emeri ein Haar zu krümmen. Es bringt ein Volk immer auf, wenn man seine Männer tötet.«
»Das haben wir in Innanigan gelernt, nicht wahr?«
sagte Stantu.
»Ja. Jetzt haben wir natürlich schon Blut vergossen.
Aber wenn wir irgendwie in das Gehöft eindringen, unsere Leute herausholen und wieder verschwinden könnten, würde das vielleicht sogar den Emeri Respekt einflößen. Es wäre etwas Neues. Die Shumai weichen nie einem Kampf aus, sondern suchen ihn vielmehr. Die Emeri würden nicht wissen, was sie davon zu halten haben und wären daher vorsichtig, besonders, nachdem sie eine ganze berittene Patrouille verloren haben, was sicher sehr selten vor-kommt.«
»Das ist uns schon früher gelungen, aber nur mit vielen Männern«, sagte Ottans Mann Engil.
»Dein Bogen hat den Ausschlag gegeben, Jestak«, sagte Thro. »Wie können wirklich nicht umhin, das zuzugeben.«
»Vielleicht, aber ich glaube nicht, daß ihr euch in diesem Kampf alle auf die Emeribogen verlassen solltet. Es sind ungewohnte Waffen für euch. Ich kann euch morgen die Grundbegriffe im Umgang damit beibringen, aber verlaßt euch lieber auf eure Speere. Ich kann mir jedoch vorstellen, daß ein erster Pfeilhagel den Gegner aufweichen würde, ganz gleich, wie gut gezielt, und daß er ganz sicher den Kopf untenhalten würde. Uns lehrt man, den ersten Schuß loszujagen und den zweiten dann überraschend gezielt anzubringen. Die Sentani schießen nur, wenn sie glauben, auch etwas treffen zu können, aber vielleicht haben sie einen kühleren Kopf als wir.«
»Wir wollen morgen früh darüber sprechen«, sagte Thro. »Jetzt ist es Zeit, ein wenig zu schlafen.« Er be-rührte Jestak am Arm und sagte lachend: »Ottan hat mich gefragt, wie du dich in einem Kampf halten würdest. Ich kann mir denken, daß Reor es ihm er-zählen wird.«
»Es ist schlimm, Reor zu verlieren«, sagte Jestak.
»Und die anderen.«
Bald hörte er Throns gleichmäßiges Atmen, der Shumai entschlummerte so
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