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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Zehen saßen ähnliche Ringe. Um seine Taille trug er ein Tuch in sattem Blau, und über seinen haarigen Knien endeten leuchtendrote, kurze Hosen, die an seinen breiter werdenden Schenkeln hafteten. Offenbar genoß er es, Escripti so gedemütigt zu sehen.
    »Krugistoran«, sagte Escripti. »Die schöne Tia macht großartige Fortschritte, aber wir glauben, daß sie für eine so erhabene Persönlichkeit wie dich noch immer nicht bereit ist. Aus Sicherheitsgründen sind wir der Meinung, daß sie deine Bedeutung und deine Großzügigkeit noch nicht ausreichend begriffen hat.
    Du bist uns so kostbar, daß wir deiner Krone nur den geschliffensten Stein hinzufügen wollen, Krugistoran.«
    »Du willst also sagen, daß du die Sache verpfuscht hast, Escripti.«
    Escripti sagte nichts, sondern neigte sein Gesicht wieder zum polierten Boden.
    »Acco – demütige ihn noch einmal, Acco!« sagte der Krugistoran kehlig, und mit einem leichten Lä-
    cheln setzte sie ihm wieder ihren kräftigen Fuß auf den Nacken und drückte so lange, bis Escripti unwillkürlich ein Grunzen entfuhr. Das schien den Herrscher zu erregen, denn er klatschte einmal in die Hände und schrie: »Laßt uns allein, alle! Sofort! Acco, komm her!« Als Escripti zwischen den Frauen, die er als Dienerinnen für den Krugistoran ausgebildet hatte, aus der Tür eilte, sah er blitzartig eine Spiegelung in der Rüstung der Türwächter, ein grotesk knollen-förmiges Bild des Krugistoran, wie er sich entblößte und nach Acco griff, um sie zu besteigen. Dann fielen donnernd die Türen zu.
    Im Reiterlager war der Trupp fast zum Aufbruch bereit. In einer letzten Versammlung um das große Brat-feuer riet Jestak zu einer Strategie. »Ihr sagt«, bemerkte er, »daß sie Bogen haben. Bei uns trage nur ich einen. Wir müssen heimlich gehen. Überraschung wird unsere beste Waffe sein. Wir müssen einen An-griffsweg planen, und nicht nur das, sondern auch für hinterher einen Fluchtweg. Oder mehrere. Sie haben Pferde. Sie werden unseren Angriff nicht leicht-nehmen, fürchte ich. Wir müssen sie bei jeder Begegnung mit Intelligenz übertrumpfen. An ihren Metall-arbeiten sehe ich, daß sie wirklich begabt sind. Wir müssen es ihnen gleichtun und sie schlagen. Wir müssen gegen ihre Denkgewohnheiten handeln, damit sie nicht vorhersehen können, was wir tun werden.«
    »Sie sind Tiere«, sagte Ottan. »Sie sind keine Gegner für einen Shumai, bis auf die Bogen und die Langschwerter. Wir gehen ihnen im allgemeinen aus dem Weg, halten uns aber recht gut, wenn wir auf-einandertreffen. Wir können unsere Speere so weit werfen, wie sie schießen, und zu Fuß sind sie fast hilflos.«
    Aus anderen Bemerkungen ersah Jestak, daß man ihm nicht zuhörte. Er warf Stantu einen Blick zu, den der mit einem leichten Stirnrunzeln zurückgab. Für die Shumai war Kämpfen kein Spiel, zu dem man Scharfsinn brauchte, sondern eine Sache von sofortiger Reaktion und unerschütterlichem Mut. Es war Angriff, genau wie man eine Herde von Wildrindern verfolgte. Jestak machte sich Sorgen.
    Schließlich sagte Stantu: »Jestak hat recht. Wir müssen unbemerkt eindringen, unseren gesamten Angriff planen, hart aber leise zuschlagen und mit den Gefangenen fliehen, ehe die Emeri auf uns gefaßt sind.« Die anderen sahen ihn an.
    »Nun«, meinte Thro, »dann wollen wir es versuchen, sobald wir in die Berge kommen. Wir werden sie beschleichen, bei Nacht zuschlagen und wieder fort sein, ehe sie aufwachen.« Jestak merkte, daß Thro nicht so recht verstand, was er im Sinn hatte, aber er war dankbar für die Unterstützung.
    Später sagte Ottan leise zu Thro: »Dieser Jestak, kannst du ihm vertrauen? Wie wird er sich in einem Kampf halten? Anscheinend will er herumschleichen wie ein Wiesel.« Sie blickten zu Jestak hinüber, der mit einem kleinen, wergköpfigen Mädchen namens Indy langsam ›Na,na‹ spielte. Um sie herum saß ein Haufen Kinder, die darüber jubelten, wie gut sich In-dy gegen den erwachsenen Fremden halten konnte.
    Zwei Hunde lagen bequem in der Gruppe, einer hatte den Kopf auf Jestaks Schenkel gelegt. Für Ottan sah das alles nicht sehr vielversprechend aus.
    In diesem Augenblick rief Stantu, der ungefähr zehn Armlängen entfernt an einem harten Knoten in einem Seil arbeitete: »Yaah, Jes, leih mir mal dein Messer!« Jestak stand auf und schnellte sein Kurzschwert hinüber, es blieb fünf Spannen von Stantus Hand entfernt in einem Balken stecken. Stantu nahm es, schnitt lässig das Seil durch und

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