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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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lange Zeit hin, Hagen stand neben ihr. Endlich berührte er sie an der Schulter und sagte: »Komm! Stel hat uns eine Menge Tanwolf in einem Baum hängengelassen. Das Fleisch ist faserig wie Holz und zäh wie Leder, aber ich habe Hunger und möchte etwas davon essen. Komm!«
    Ahroe bewegte sich nicht, aber als der alte Shumai schließlich ein Feuer gemacht und die Überreste des Tanwolfs fast fertiggebraten hatte, kam sie langsam den Hügel herunter und ging zu ihm.

SECHS
    Stel wanderte durch Blumen, die er nicht kannte. Der leichte Wind war trocken und lind, aber ein wenig Tau hielt den Staub in den Grasbüscheln fest. Zum zehntausendsten Mal suchte er den Horizont nach einem Zeichen menschlicher Siedlungen oder vorbeiziehender Menschen ab. Hier gab es keine Spuren.
    Während des ausgehenden Winters war er auf Ruinen gestoßen und hatte drei Nächte lang, krank und schwach, unter einer gewaltigen Platte aus künstlichem grauen Stein gelegen, die von einem einzelnen, hohen Pfeiler aus künstlichem Stein schräg herunterführte. Drei andere in der Nähe, die noch in verschiedenen Winkeln und Höhen aufrecht standen, brachten Stel auf den Gedanken, daß es sich hier um so etwas wie eine Brücke handeln könnte. Aber es gab nichts zu überbrücken, und unter der Konstruktion lagen Stücke zertrümmerten, künstlichen Steins.
    Er verstand den Sinn des Ganzen nicht, bekam aber endlich eine Vorstellung von der Kraft und den Fä-
    higkeiten der Alten und von der gewaltigen Katastrophe der Zeit des Feuers. Jestak hatte ihnen nach seiner Rückkehr aus dem Osten davon erzählt, aber niemand glaubte seinen Geschichten so ganz, und selbst nach seiner Reise nach Westen und seiner Rückkehr nach Nordwall begriffen die meisten nicht, was das bedeutete.
    Hier, an diesem verlassenen Ort, in diesem Winter voller Wind, trockenem Gras, weißen Kaninchen und weißen Eulen hatten sich Menschen abgemüht, um diese gewaltigen Türme aufzustellen. Es mußten viele Arbeiter gewesen sein. Stel hatte darüber nachgedacht, bis er das Geräusch des Windes, der sich unter der großen Platte fing, nicht mehr aushielt, und dann war er weitergegangen, war wie betäubt nach Westen gewandert, hatte sich eine Zeitlang nach Süden gewandt, dann wieder nach Westen und schließlich nach Norden, ohne einen wirklichen Zweck oder ein Ziel.
    Hätte er Ahroe rufen sollen? Hätte er es riskieren sollen, daß eine Begegnung günstig verlaufen würde?
    Ahroe. Der Winter hatte nichts von ihrer Weichheit, er zeigte nur die Kälte der Dahmens. Wie oft war er im Wind zusammengeschaudert, war in seiner Phantasie der Fluß wieder rings um ihn aufgestiegen, war das Eis wieder und immer wieder gebrochen, während er verzweifelt versuchte, sich darauf zuwälzen.
    Der Matsch des Tauwetters, der ihm die Jagd er-schwerte, erschien ihm noch schlimmer, und als hoch oben die Gänseschwärme über ihn hinzogen, weiße, blaue, die großen dunklen, die in ihrer Freiheit und ihrer Sehnsucht nach dem Norden schrien, krampfte sich Stel das Herz zusammen, und er dachte an Pelbarigan und die großen, vorbeiziehenden Vogellini-en. Was da, zu Hause, so seltsam die Stimmung hob, bedeutete hier eine so starke Einsamkeit, daß er manchmal seine Ohren vor dem Laut bedeckte und die Augen fest zukniff, bis ihn die Lider schmerzten.
    Vielleicht war es seine Flöte, die ihm das Leben er-träglich machte. Besonders am Abend fingerte sich Stel durch alle Lieder an Aven, an die er sich erinnern konnte, bis die Musik selbst die Dunkelheit bevöl-kerte, die großen Bedeutungen und Hoffnungen hoben ihn über sich hinaus, und er dachte über die all-umfassenden Themen des universellen Schicksals nach. Trotzdem war er immer müde, wenn er erwachte, und das harte Sonnenlicht brachte die Tatsache seines Alleinseins wieder mit.
    Jetzt, da er durch die fremden, gelben Blumen wanderte, ging er langsam, den Bauch voll Fisch, den er in einem trägen Präriebach in einer Falle gefangen hatte. Während er ging, spielte er nebenbei auf der Röte, mit Unterbrechungen, er war mit dem Beginn des Frühlings wieder auf seinen unbestimmten Plan zurückgekommen, das große Meer des Westens aufzusuchen, falls es so etwas gab. Damit hatte er etwas zu tun.
    Nachdem Stel das Lied ›Aven meine Mauer, mein unerreichbarer Turm‹ gespielt hatte, glaubte er, ein oder zwei Zeilen davon zurückschallen zu hören, verändert, in einer anderen Klangfärbung. Er blieb stehen. Nein, da war nichts. Er wiederholte die Phra-se langsam

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