Pelbar 2 Die Enden des Kreises
zu Ozar gegangen.
Das würde nicht einmal McCarty tun. Er hat gestanden, daß er drin war. Wir müssen ihn erledigen. Er hat unsere heiligste Pflicht verletzt. Er hat ...«
»Ist es eure heiligste Pflicht, nicht in ein verfallen-des, altes Gebäude zu gehen?« gab Stel zurück. »Das finde ich erstaunlich. Es ist, als flögen die Vögel von oben nach unten. Die Sorge, die ihr einander zuteil werden läßt, ist eure heiligste Pflicht. Ihr habt keine wirkliche Religion. Aber eine Art Ethik habt ihr. Was ist ein altes Gebäude schon anderes als ein altes Ge-bäude, selbst wenn es Ozars Gebäude ist? Was bedeutet es McCarty? Nichts! Sie ist wiederholt dort gewesen. Geht doch hin und seht nach.«
Taglio hob ein Paar knochendürrer Hände und schrie: »Ich will nichts mehr hören. Diese Person muß verschwinden!«
Da stand Fitzhugh auf. »Nein«, rief sie und schlug mit ihrer Holzschüssel auf den Tisch. »Wir werden jetzt alle in das Haus von Ozar gehen. Es ist Zeit, daß wir es tun. Wir hätten es schon lange tun sollen. Niemand hat sich um Ozar gekümmert, und wenn etwas vernachlässigt wurde, dann muß das wiedergutge-macht werden. Wenn wir natürlich das Holz im Inneren finden, können wir nicht feststellen, ob McCarty es dorthin gebracht hat oder Stel.« Sie warf Stel einen ruhigen, strengen Blick zu. »Wir werden alle gehen, außer Stel. Er ist nicht von Ozar, also muß er zurück-bleiben.«
Taglio setzte sich mit einem hörbaren Plumpsen.
Die anderen schauten erschrocken und ängstlich drein.
»Wir werden gehen«, kreischte McCarty. »Ich gehe als erste. Ich bin noch niemals dort gewesen. Wie Fitzhugh schon sagte, ist es Zeit, daß wir uns um Ozars Zustand kümmern.«
Fast mechanisch erhoben sich die übrigen, nahmen Fackeln, entzündeten eine und gingen langsam zum Haus von Ozar. Stel sah ihnen vom Terminal aus nach, dann holte er den Stab herunter, den er sich für einen Langbogen gesucht hatte, setzte sich an den rauchenden Herd und bearbeitete ihn. Die Leute blieben lange fort, aber endlich kamen sie zurück. Stel hörte, wie sie auf den großen Haufen unter den Überhang wieder Holz zurücklegten.
Fitzhugh kam vor den anderen herein, stellte sich vor Stel hin und sah ihn an. »McCarty ist meine Schwester, Stel. Ich werde ihre Lügen vor deiner Wahrheit in Schutz nehmen, wenn es nötig ist. Hier ist der einzige Platz, den sie hat, und sie darf ihn nicht verlieren. Das mußt du einsehen.«
Stel sagte nichts, sondern schabte weiter an seinem Stab. Allmählich kamen andere herein. Fitzhugh fuhr fort. »Man hat beobachtet und beschlossen, daß wir keinen Beweis dafür haben, daß McCarty jemals im Haus von Ozar war. Sie ging als erste hinein, durch die Öffnung, die du beschrieben hast, und daher waren die Spuren, die wir sahen, vielleicht die, die sie gerade gemacht hatte. Deine Spuren sahen wir in Ozar und auch die nackten Abdrücke der Roti. Damit hattest du recht.«
»Du hast einen Fehler gemacht, Fitz«, sagte Stel ruhig.
»Fehler?«
»Ich habe euch nie gesagt, wo McCarty das Haus von Ozar betreten hat. Es ist nicht wichtig. Wie ich sehe, ist es Zeit, daß ich fortgehe. Eigentlich ist es auch verwunderlich, daß ich mich abmühen soll, um Winterholz hierherzuschaffen, nur um es dann in das Haus von Ozar zu tragen und mir damit noch mehr Arbeit zu machen. Laß nur! Ich werde fort sein, ehe die Sonne untergeht.«
»Fort? Wir haben dir zu danken. Du hattest recht.
Wir haben Ozar vernachlässigt. Wenn wir nichts unternehmen, um das Haus zu erhalten und zu reparieren, wird es wirklich einstürzen. Dazu werden wir deine Hilfe dringend brauchen, Stel.«
Der Pelbar stand da und runzelte spöttisch die Stirn. Da hatte ihm Fitzhugh die Schuld zugeschoben, nur um ihn dann zu loben und um Hilfe zu bitten.
Nun, vielleicht war ihr diese verbissene, alte Spott-drossel das wert. Andererseits wußte sie, daß sie seine Hilfe brauchte. Sie würde es schaffen, die Sache mit Ozar zu verschieben, solange die wichtigere Aufgabe des Überlebens ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Vielleicht war es nur ein Spiel, ein langsames, ritualistisches Drama. Die anderen, die alle zum erstenmal im Haus von Ozar gewesen waren, schienen alles ruhig aufzunehmen. Stel fragte sich, ob das Ganze nur Getue war, und ob jeder von ihnen irgendwann einmal dort hinausgeschlichen war, um seine Neugier, was sich in dem seltsam geformten Gebäude befand, zu befriedigen.
Vielleicht werden Gesellschaften durch solche Fiktionen
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