Pelbar 2 Die Enden des Kreises
fehlten an den Bäumen oder auf dem Boden tote Äste, und schließlich fanden sie weiter unten an einer Bergwand einen mit Steinen eingefaßten Pfad.
Hagen war mit seinem verrenkten Rücken mitge-humpelt, aber als er versuchte, den steilen Hügel zu dem Pfad hinunter zu steigen, fiel er zurück. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Als sie sich umdrehten und ihn ansahen, sagte er: »Geht weiter! Ich habe das vor langer Zeit schon einmal gehabt. Ich hole euch wieder ein.« Aber sie beschlossen, zusammenzublei-ben, so schmerzlich langsam sie auch vorankommen mochten.
Als sie den Pfad erreichten, sahen sie, daß er gut gebaut, aber in letzter Zeit wenig benutzt worden war. Hagen konnte auf ebenem Grund leichter gehen, und die Gruppe drängte vorwärts.
»Ich glaube, das ist nicht die Arbeit der Roti«, bemerkte Quen. »Das sind andere Leute. Die Roti leben fast alle beieinander weiter östlich. Schaut!« Er zeigte nach vorne. Sie sahen Bohnenfelder, die größtenteils verwildert waren. Ein Stück weiter sahen sie drei Gestalten, in lose, graue Gewänder gekleidet, bei einem niedrigen, weitläufigen Gebäude stehen. Zwei waren kahl. Sie kamen ziemlich nahe heran, ehe man sie bemerkte. Quen hielt seine beiden Hände hoch, und die eine Gestalt mit Haaren, eine dunkle, alte Frau, trat langsam vor.
»Ihr seid willkommen hier«, sagte sie. »Ich bin Fitzhugh von den Kindern von Ozar. Das sind Taglio und Finkelstein. Wir sind die letzten, die von den Ozar noch übrig sind.« Dann schweiften ihre Augen über die kleine Gruppe, und sie hielt den Atem an, als sie Ahroe sah. »Ein Pelbar? Noch ein Pelbar?«
»Noch ein Pelbar? Ist Stel hier?« Ahroes Hoffnungen stürzten aufeinander zu wie Wasser und Fels.
War es möglich?
»Stel war hier. Er hat uns letzten Herbst verlassen und ist weiter nach Westen gezogen. Er war fast einen halben Jahreszeitenzyklus lang bei uns. Du mußt demnach Ahroe sein. Er hat mir von dir erzählt. Du siehst abgekämpft aus.« Sie trat vor, nahm die jüngere Frau bei den Händen und lächelte schüchtern zu ihr auf. »Und wer sind diese Leute?«
»Quen, Wald, Omar, Hagen. Und das ist Garet«, fügte sie hinzu und drehte sich um. Das Baby betrachtete Fitzhugh ernst, dann streckte es eine Hand aus. Fitzhugh gab ihm einen Finger.
»Stel hat nie davon gesprochen, daß er ein Kind hatte«, sagte sie. »Der Kleine sieht ihm ähnlich.
Schau! Sowohl das Kinn wie auch die Augen.«
»Stel wußte nichts von ihm.«
»Nun, kommt herein! Ich kann euch Fisch und Bohnen zu essen geben, aber viel mehr nicht. Das essen wir.«
Quen sah Wald neben sich an und schnitt eine Grimasse. Aber Hunger hatten sie alle. »Könnt ihr euch hier gegen die Roti verteidigen?« fragte Hagen.
»Sie interessieren sich nicht für uns. Seit Stel fort ist, habe ich sie nicht mehr gesehen. Eine Gruppe von ihnen ist ihm hierher gefolgt, aber sie halten uns für den Tod, und deshalb blieben sie weg. In diesem Frühjahr fand ich weit oben auf diesem Paß im Westen fünf von ihnen tot. Sie hatten offenbar den ganzen Winter über da gelegen. In ihnen steckten drei von Stels Pfeilen. Sie müssen ihm gefolgt sein. Obwohl er friedfertig war, hat er sich am Ende wohl doch verteidigt. Ein Pfeil liegt da auf dem Brett«, fügte sie hinzu und deutete auf den schlanken, jetzt verzogenen Pfeil.
Ahroe hob ihn auf. Obwohl er verwittert war, konnte man noch Stels Geschicklichkeit und Präzision erkennen. »Er muß sich einen Langbogen gemacht haben.«
»Ja. Ja, das hat er getan. Er hat mit einem Schuß ei-ne Wildkuh für uns getötet. Das war kurz, ehe er fortging. Wenn er das nicht getan hätte, wäre er, glaube ich, immer noch hier bei uns, außer wegen meiner Schwester McCarty. Das Fleisch machte uns alle krank. Wir aßen zuviel davon, weil wir nicht daran gewöhnt waren. McCarty ermunterte uns dazu und machte es dann Stel zum Vorwurf. Sie haßte ihn.«
»Was hat er ihr getan?«
»Nichts. Sie haßte alles, was sie nicht kontrollieren oder verstehen konnte, und das war jeder arglose Mensch. Mich haßte sie auch, aber wir waren Schwestern, und darauf nahm sie vermutlich etwas Rücksicht.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Tot.« Fitzhugh hörte auf, in dem Topf mit Fisch und Bohnen herumzurühren, setzte sich und winkte Finkelstein heran, damit der weitermachte. Er nahm ohne ein Wort die Kelle.
»Nachdem Stel fort war, erkannten die übrigen, besonders die Blinden, was sie verloren hatten. Sie fingen an, ihr Vorwürfe zu machen, sie zu meiden.
McCarty
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