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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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fand aber in seiner ausgepichten Flasche kein Wasser.
    Er würde alles hinter sich lassen und weiterziehen, immer weiter nach Westen, auf das höhere Gelände zu, das sich durch die Klarheit der Luft in seinen Di-mensionen auszudehnen schien, und zu den aufragenden Bergen, die man schon so lange sehen konnte, ehe man sie erreichte.
    Stel fand einen Bach, der durch die roten Felsen purzelte, er trank und badete gründlich. Dann kochte er sich einen Getreidebrei, süßte ihn mit dem Honig, den Fitzhugh ihm gegeben hatte, und aß ihn. Er fühlte sich immer noch leer, wußte aber nicht, ob das eine körperliche oder eine geistige Empfindung war.
    Wenn er je einen Grund für seine Reise gehabt hatte oder den Wunsch, zu sehen, was noch kein Pelbar, nicht einmal Jestak, je gesehen hatte, dann gab es dieses Motiv nicht mehr. Wenn nur Ahroe hier wäre.
    Was dann? Er wußte es nicht. Nun, er würde weitergehen.
    Ein paar Tage lang zog Stel weiter nach Westen durch hochgelegenes Gebiet, wo es kleine Kiefern und vereinzelte Espen und Pappeln in Schluchten gab, und offene Wiesen und Grasbüscheln, die jetzt im Herbst trocken wurden. Hohe Gipfel mit Schnee darauf erschienen erst nördlich, dann weit vor ihm.
    Schließlich stieg er hinab in ein großes, trockenes Becken, wo eine Rinderherde, offenbar von niemandem gestört, weidete. Auf der Westseite des Tals sah er eine lange Kette schneebedeckter Berge, deren Hänge dicht mit Kiefern bestanden waren. Es schien eine Barriere zu sein. Er würde versuchen, diese Berge zu überwinden, ehe der Winter einsetzte, obwohl er sah, daß es auf den Rändern und Kämmen schon Winter war. Gleichgültig. Er würde trotzdem versuchen, sie zu überqueren. Stel durchwanderte langsam das Becken, tötete unterwegs eine Jungkuh, räucherte Trockenfleisch und bearbeitete die Haut für einen Wintermantel. Er wünschte, mehr vom Gerben zu verstehen, denn das schwarze Haar ging büschelwei-se aus, als er die Haut präparierte. Gab es keine Möglichkeit, es zu erhalten? Schließlich beschloß er, den Mantel in zwei Schichten zu arbeiten und ihn dazwischen mit Gras auszustopfen. Eines Morgens stellte er überrascht fest, daß der Schnee von den Gipfeln um mindestens fünfhundert Armlängen weiter herunter-gewandert war. Es war Zeit zum Aufbruch.
    Als Stel den Aufstieg begann, fand er Bruchstücke alter Straßen, dazwischen große Strecken, auf denen herabstürzendes Gestein alles weggerissen hatte. Hier war vielleicht ein Weg, der sich durch die Berge schlängelte. An den gelegentlichen Kerben in den Bergwänden sah er, daß die Straße der scharfen Bergschulter stetig ansteigend folgte, nicht zu steil, manchmal führte sie auch an der Wand zurück. Die Alten hatten mit ihrem für sie typischen, unglaublich massiven Energieeinsatz irgendwie große Steinplatten weggemeißelt, tiefe Schrammen in die Bergwände geschnitten und Felsbrocken weggeschafft, die so hoch waren wie die Mauer von Pelbarigan. Und der Berg hatte mit seiner zeitlosen Passivität ebenso typisch all diese Arbeit mit seinen großen Steinschlägen beiseite geschoben. Aber vielleicht gab es hier eine Richtung, die er einschlagen konnte. Während Stel sich untertags einen Weg durch das immer kälter werdende Berglabyrinth suchte, arbeitete er abends an einem neuen Paar Schneegleitern. Er schoß und aß eine unbekannte Art von Nagetier, nicht die Waldmurmeltiere von zu Hause und auch nicht die kleineren der Ebenen, sondern einen kürzeren, dickeren Felsbewohner, ein freundliches Tier, das pfiff und sich versteckte, wenn er sich näherte. Er brauchte zwei für ein Abendessen und hätte, wäre sein Hunger nicht gewesen, lieber über ihr neugieriges Hervorlu-gen und ihr Versteckspiel gelacht.
    Schließlich, nach neun Tagen, verschwand die Straße nach oben im Schnee, und Stel schnallte sich seine Schneegleiter an und setzte den Aufstieg fort.
    Als er sich hinunterbeugte, um sie zu befestigen, glaubte er einen Augenblick lang, wieder auf der anderen Seite des Flusses gegenüber von Pelbarigan zu sein, und als er dann leicht schwindlig aufstand und ihm das Blut in den Ohren dröhnte, erwartete er fast, über den Fluß zu der hochragenden Stadt zurückzuschauen in dem Wissen, daß Ahroe dort war. Was er sah, erschreckte ihn beinahe – ein kaltes, leeres, schö-
    nes Land, die Heimat von Riesenkrähen, herabstür-zendem Wasser, gigantischen Felsen und den großen, dünnen, hoch aufragenden Koniferen. Einen Augenblick lang verwirrte ihn seine eigene

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