Pelbar 2 Die Enden des Kreises
hatte.
»Ahroe«, sagte er laut zu den Felsen. »Ich glaube, ich hätte mich bemühen sollen, so zu sein, wie die Dahmens es wollten. Oh, Ahroe, es tut mir leid.« Aber noch während er das sagte, wußte er, daß er es nicht gekonnt hätte. Nein. Er war gegangen, weil er hatte gehen müssen, und Scules Erfahrungen bestätigten seine Ansichten über das Ausmaß der unterirdischen Seite dieser Familie.
Stel überquerte den Fluß am nächsten Morgen erst ziemlich spät wieder. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen und beruhigte sich damit, daß er Flöte spielte.
Er wußte, daß er nicht sehr lange bei Elseth bleiben konnte. Er würde sich in sie oder in ihre Ähnlichkeit mit Ahroe verlieben. Und dann waren da noch die Brüder, von denen sie gesprochen hatte. Warum hatten sie sie da draußen überhaupt ganz allein gelassen?
Als Stel schließlich hinüberkam und zu der Felswand mit den Reliefs hinaufging, stand Elseth schon auf dem Gerüst und meißelte und bürstete. Stel störte sie nicht. Er fand ihren kleinen Vorrat an Stahlstäben.
An einigen haftete noch der künstliche Stein, und machte sich daran, eine primitive Schmiede aufzustellen, um Meißel für sie zu schmieden und zu härten. Mittags, als die hochstehende Sonne und die wa-bernde Hitze sie vom Gerüst herunterlockten, war er fast fertig. Sie trug einen großen, lose geflochtenen Schlapphut, der Lichtquadrate über ihr Gesicht warf.
Sie schaute Stel an und sagte: »Ich habe ein paar kalte Kartoffeln.« Lächelnd sah er ihr nach, als sie auf ihre Hütte zuging. Sie hielt sogar die Schultern so wie Ahroe.
Als sie im Schatten der Klippen saßen und aßen, fragte Stel: »Wann wirst du fertig sein?«
»Fertig?«
»Mit deiner Arbeit? Du willst doch wohl nicht die ganze Klippe mit Reliefs bedecken, oder?«
»Warum nicht? Es gibt soviel darzustellen.«
»Das wird ein ganzes Leben dauern.«
»Viele Jahre. Besser, sie hier zu verbringen, als Kü-
he zu jagen. Das hier bleibt erhalten.«
»Aber der Fels wird abbröckeln. Am Ende läuft alles auf das gleiche hinaus. Die Ehrlichkeit des Handelns ist, was zählt.«
»Vielleicht. Aber hier in der Wüste hält es sich doch ein Millennium oder zwei.«
»Ein Millennium? Was ist das?«
»Tausend Jahre. Weißt du das nicht? Wir haben Dekaden, Zenturien und Millennien. Zehn, hundert und tausend. Über eines verfügen die Pendler, über Worte.«
»Woher kommen sie? Das ist eine sonderbare Verbindung, Rinder zu hüten und Wissen zu, sammeln.«
»Die Pendler stammen aus dem tiefen Westen, na-he am pazifischen Ozean. Sie befanden sich in der Zeit des Feuers, wie du sie letzte Nacht genannt hast, in den Bergen. Sie waren in einer Stadt, die nicht völlig zerstört, wenn auch ein wenig verbrannt wurde.
Sie sorgten dafür, daß ihre Kinder diese Dinge lern-ten.«
»Was wollten sie in den Bergen?«
»Der Sommerhitze entrinnen. Die Legende erzählt, daß die Alten sich im Sommer von der Arbeit frei nahmen und dahin gingen, wo es kühl war.«
»Was ist geschehen? Warum sind sie nicht nach Hause zurückgekehrt?«
»Das ist eine der Ironien. Es waren Menschen, die viele Dinge wußten, aber von keinem viel verstanden.
Sie konnten nicht in den Bergen leben, also zogen sie nach Westen an den Rand der Wüste. Daher haben wir heutzutage Bruchstücke des Wissens von den Alten, wie ihr auch, aber wir hüten trotzdem noch Kühe. Wir wissen zum Beispiel, daß es etwas gab, das Elektrizität hieß, aber wir wissen nicht, was es war, nur, daß es durch Drähte lief, um Licht zu machen oder Motoren zu drehen.«
»Motoren?«
»Ich habe einen kaputten gesehen. Aus der Zeit, als alles verbrannte, vor tausendachtzig Jahren, nach unserer Rechnung. Er drehte sich einfach nur, aber mit ihm konnte man erreichen, daß sich auch andere Dinge drehten. Es heißt, daß man alles mögliche damit machen konnte. Aber die Pendler waren Menschen gewesen, die diese Dinge benützten. Andere Menschen wußten, wie man sie herstellte, aber die sind alle gestorben.«
»Das muß ein großes Sterben gewesen sein!«
Sie schwiegen eine Weile. »Ich frage mich«, sinnierte Stel, »ob die Pendler da oben nahe der Stadt waren, die ich sah, unterhalb der Stelle, wo Scule wohnte?« Er erzählte ausführlich von seinem Besuch in der zerstörten Stadt.
»Ich weiß es nicht. Das war viele Meilen weiter östlich.«
»Meilen?«
Elseth lachte. »Ja. Inch, Fuß, Yard, Meile. Und Zen-timeter, Meter und Kilometer.«
»Die Ozar haben Kiloms. Im Gebiet des
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