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Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Titel: Pelbar 3 Die Kuppel im Walde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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da schenkten sie mir mein Leben so freimütig und bereitwillig wie der edelste Shumai. Es kostete sie den schrecklichsten Todeskampf. Ich spürte ihre Qual. Ich weiß, daß sie nicht schrien, weil sie nicht wollten, daß die Echos jener Schreie auf ewig in meinem Kopf nachhallen. Aber weißt du was?«
    »Du hörst die Schreie trotzdem. Die Schreie, die niemals ausgestoßen wurden.«
    »Ja«, flüsterte er.
    »Mach dir deshalb keine Sorgen. Irgendwie stoßen alle Eltern diese Schreie aus. Du wirst es selbst tun, wenn du Kinder hast. Es gehört zum Menschsein. Du brauchst dich nicht zu quälen, weißt du, denn am Ende haben sie Größe erreicht. Was? Was ist? Ist da noch mehr?«
    »Die andere Seite davon. Nachdem ich jetzt ein wenig älter bin, glaube ich, wir hätten eigentlich gar nicht dort draußen sein dürfen. Es war unvorsichtig und tollkühn. Sie hatten einfach nicht das Wissen, das Tor besitzt – oder auch nur soviel Vernunft, um zu bedenken, daß das Gras hoch und trocken war, daß der Wind stark wehte und daß es weit und breit kein Wasser gab.«
    »Tristal. Ich kannte deine Eltern nicht. Aber eines weiß ich – und das ist nichts als das Problem, das wir jetzt mit Celeste haben. Weißt du, möglicherweise wäre das Beste, was wir für die Völker des Heart-Flusses tun könnten, sie zu töten.«
    Tristal stand plötzlich auf, voller Entsetzen, aber die Protektorin hob einfach die Hand und bedeutete ihm, er solle sich wieder setzen. »Nein. Wir werden es nicht tun. Sie ist ein Kind, das man hegen muß, al-so werden wir für sie sorgen und hoffen, ihr ihre Gesundheit wiedergeben zu können. Und was dann?
    Was ist mit den übrigen in der Kuppel? Werden sie das Leben am Heart-Fluß so aufreißen, wie es die Tantal beinahe getan hätten? Weißt du, warum wir Celeste aufpäppeln werden? Es ist normal. Wir stürzen auf ein trockenes Gebiet hinaus, wo das Gras hoch ist und es nirgends Wasser gibt. Verdamme deine Eltern nicht. Es gehört zur Beschaffenheit des menschlichen Lebens, solche Dinge zu tun. So. Siehst du jetzt, warum du zu Jestak gehen mußt? Verstehst du, warum es inoffiziell und geheim geschehen muß?
    Wenigstens muß er herkommen und sich Celeste ansehen. Er ist weit herumgekommen. Wir haben Celeste. Wegen der anderen müssen wir eine Entscheidung fällen. Nach dem, was ich höre, werden sie wahrscheinlich umkommen, wenn wir nichts tun.
    Wenn wir aber versuchen, ihnen zu helfen, was dann?«
    »Warum erzählst du das alles einem Jungen wie mir?«
    »Ich bin selbst überrascht. Du hast mir das alles praktisch schon gesagt, ehe ich angefangen habe.
    Nicht wahr? Du hast die richtige Mischung aus Unauffälligkeit, rascher Auffassungsgabe und prakti-schen Fähigkeiten. Außerdem weiß ich, wozu Jestak in deinem Alter in der Lage war.«
    »Ich bin nicht Jestak.«
    »Nein. Aber du bist Tristal. Ich werde dir die Botschaft noch vor morgen früh schicken. Einverstanden?«
    »Natürlich, Protektorin.« Die Jestana stand auf, ging um den Tisch herum, umarmte Tristal und klopfte ihm mit beiden Händen auf den Rücken. Sie roch nach Alter und getrockneter Pfefferminze. Nach einem langen Augenblick erwiderte Tristal die Umarmung. Dann wechselten sie einen letzten Blick im Lampenschein, und Tristal verließ den Raum.
    Die Protektorin saß lange da, dann griff sie nach Papier und nach einem Federkiel. Sie schrieb langsam, eine alte Frau allein in der Nacht, kleine Motten umkreisten ihre Lampe. Falten durchzogen ihr Gesicht, das unter der Last der Jahre leicht erschlafft war, aber ihr Kinn war noch fest und ihre Augen zeigten die Tiefe und Zurückhaltung der alten Op-ferteiche. Zweimal lächelte sie ein wenig. Endlich stand sie auf und ging zur Tür, wo ein geflochtenes Band hing, daran zog sie. Danach ging sie an ihren Platz zurück.
    Nach einiger Zeit hörte sie, wie ein Gardist die Gangwache grüßte, und dann trat ein großer Mann mit einer wilden dunklen Haarmähne ein und strich seine Tunika glatt. Er stand habacht.
    »Dailith. Hol mir bitte Ahroe!«
    »Ahroe, Protektorin? Ihr Dienst beginnt um Mitternacht.«
    »Wenn nötig, werden wir Ersatz besorgen. Bitte sag es niemandem.«
    »Geht es um Celeste, Tante Jes?« Die Protektorin antwortete nicht. »Ich habe das nur gesagt, um dir zu zeigen, daß es offensichtlich sein wird. Entschuldige.«
    »Wie geht es Lantin?«
    »Viel besser, danke.«
    »Sag Ahroe, sie soll allein kommen. Es wäre besser, wenn sie ihre Wache ableisten könnte. Das hier ist kein Picknick am

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