Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Fluß.«
»Ja, Protektorin.« Dailith verneigte sich und ging.
Die Protektorin erhob sich, holte eine Nachrichten-röhre, rollte ihren Brief zusammen und steckte ihn hinein. Dann schrieb sie noch eine kleine Notiz, setzte sich und wartete.
Endlich erschien Ahroe, die Augen noch vom Schlaf verquollen. Ihr kräftiges Gesicht ließ die Härte des Gardisten hinter einer noch jugendlichen Schönheit wie hinter Puderstaub erkennen. Sie stand habacht. Die Protektorin winkte ihr, sie solle sich ihr gegenüber an den Tisch setzen. Ahroe war verblüfft. So etwas taten Gardisten nie. Aber sie gehorchte.
»Beuge dich zu mir, damit wir leise sprechen können! Kann ich dir vertrauen?«
»Natürlich, Protektorin.«
»Sag Jestana.«
»Natürlich, Jestana. Ich stehe in, deiner Schuld. Als Stel und ich zurückkehrten, hast du uns geholfen, unsere neue Familie unter anderem Namen aufzubauen.
Wir sind dir dankbar.«
»Danke. Hier geht es jedoch nicht um dich und auch nicht um mich, obwohl einige das glauben werden. Hier geht es um den ganzen Heart-Fluß.«
»Hat es mit Celeste zu tun?«
Die Protektorin seufzte. »Spricht man denn in ganz Pelbarigan von nichts anderem mehr?«
»Die Stadt ist tief besorgt.«
»Sollten wir einen Gardisten vor ihrer Tür postie-ren?«
»Ja, Protektorin. Aber nicht heute nacht. Tor ist bei ihr.«
»Ich werde es Oet sagen. Nun, Tristal muß bis morgen fort sein, angeblich um beim Binsensammeln nach dem Rechten zu sehen. In Wirklichkeit wird er nach Nordwall gehen, um Jestak das hier zu bringen.
Sag ihm, er soll es sich in seinen Köcher binden. Er ist einverstanden. Die zweite Nachricht ist für Tor. Stel darf es erfahren, aber sonst niemand. Wenn Fragen gestellt werden, ist Tristal beim Bauen unruhig geworden, und man hat ihm diese zweite Botschaft gegeben, damit er über die Prärien schweifen kann. Ist das klar? Ist es annehmbar?«
»Ja, Protektorin. Natürlich. Tristal?«
»Er ist kein altes Seil, Ahroe. Er wird standhalten.
Willst du jetzt gehen? Es tut mir leid, daß ich dich aufgeweckt habe. Kannst du deine Wache um Mitternacht halten?«
»Natürlich, Protektorin.«
»Dann lebe wohl, Ahroe Westläufer. Mach dir keine Gedanken wegen der Gangwache. Sie ist auf unserer Seite. Gib Garet einen Kuß von mir.«
»Leb wohl, Protektorin. Danke.« Ahroe glitt lautlos aus der Tür.
Celeste erwachte. Sie spürte Unruhe. Der Raum lag fast völlig im Dunkeln, aber sie glaubte, eine schattenhafte Bewegung zu sehen. »Tor, bist du da? Tor?«
»Ich bin hier, Mädchen.«
»Schläfst du?«
»Nein. Wie kann man an einem so eingeschlosse-nen Ort schlafen?«
»Ich dachte, ich sähe ...«
»Nichts. Schatten im Mondlicht.«
»Ich habe nicht gesagt, was es war.«
»Wenn es ein Mensen wäre, würde ich ihn töten, ehe er durch den Raum gehen könnte. Kein guter Mensch kommt im Dunkeln.«
»Da. Es hat sich wieder bewegt.«
Tor lachte. »Hier, ich zünde dir die Lampe an«, sagte er. Er beugte sich zur Schwammholzkiste hinunter, blies sanft und holte schließlich eine Flamme aus dem aufwallenden Rauch. Die Lampe warf seltsame Schatten über den Raum.
»Siehst du?« fragte er. Er blickte durch die Türöffnung hinaus auf den Korridor. »Wenn du dich dann sicherer fühlst, mache ich die Tür zu und versperre sie.«
»Ja, bitte tu das! Wo ist Raran?«
»Bei Tristal.«
»Könnte Raran bei mir bleiben?«
»Jetzt nicht, Kleines. Rück mal!« Celeste rückte dicht an die Steinmauer, und Tor blies das Licht aus und legte sich neben sie. Sie streckte die Hand aus und umfaßte seinen Arm.
»Es ist wieder wie damals, als wir zu viert unter der Klippe schliefen.«
»Ja. Kannst du jetzt schlafen? Du darfst es nicht der Haframa erzählen. Sie wird behaupten, daß ich dir noch mehr Krankheiten anhänge.«
»Vielleicht stimmt das, aber ich glaube, ich habe jetzt die meisten hinter mir.« Mehr sagte Celeste nicht, und bald merkte Tor an ihren regelmäßigen Atemzügen, daß sie eingeschlafen war. Er lag reglos da und starrte in die Dunkelheit. Der Schatten war ein Mensch gewesen. Tor hatte ihn im Korridor ge-spürt, ehe er den Raum betrat – es war ein Duft, ein Geschmack rauchiger Erde, das Gefühl von Angst.
Celeste hatte aufgeschrien, als der andere zwei Schritte weit im Raum gewesen war. Tors Hand war an seine Axt gefahren und hatte sie aus der Schlin-genscheide gezogen. So sehr fürchteten die Pelbar-konservativen also das Mädchen. Nun, dazu mochten sie Grund haben. Aber so ging es nicht. Krank oder
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