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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Meeresmuschel? Bist du verrückt? Das ist unmöglich. Du kämst nicht an den Tusco vorbei. Du? Ein solches Ge-rippe? Du willst ans Meer?«
    Gamwyn antwortete nicht, sondern aß weiter. Misque suchte Jaiyan und holte ihn herüber, und sie brachten Gamwyn dazu, daß er ihnen seine Geschichte erzählte. Mit der traditionellen Zurückhaltung in bezug auf alles, was mit den Pelbar zu tun hatte, gab er ihnen eine kurze Zusammenfassung.
    Jaiyan schwieg eine Weile. »Das kann ich nicht zulassen, Kleiner. Die Tusco würden dich einfach zum Sklaven machen. Du kämst, wenn überhaupt, erst wieder hierher zurück, wenn du so alt wärst wie diese Leute. Das ist albern.« Er winkte mit der Hand.
    »Das sind alles frühere Sklaven. Einst waren es Siveri.
    Die Tusco haben sie gefangengenommen und so lange arbeiten lassen, bis sie zu alt waren, um noch zu etwas nütze zu sein.«
    »Wie sind sie hierhergekommen?«
    »Die Tusco haben sie sonst immer getötet, aber ich erklärte mich bereit, einige von ihnen zu kaufen. Ich gebe ihnen ein Heim, und sie arbeiten für mich.«
    »Und treten die Blasebälge?«
    Jaiyan lachte: »Ja. Ohne sie könnte ich nicht auf meiner Orgel spielen. So profitiert einer vom anderen.
    Aber du kannst nicht weiterziehen. Das ist eine alberne Idee. Das mußt du aufgeben.«
    »Aber ... aber Häuptling. Threerivers ist meine einzige Heimat. Alles, was ich kenne, ist dort. Ich muß das Unrecht irgendwie wiedergutmachen.«
    »Für mich hört es sich nicht an wie ein Unrecht.
    Warte nur! In ein paar Tagen kommen die Tusco mit Baumwolle her, die sie nach Norden verkaufen wollen. Ich gebe ihnen gegerbtes Leder und anderes Zeug. Hier ist der einzige Ort, wo die Sentani mit den Tusco Handel treiben. Du wirst sie sehen. Ein sumpfiger Haufen. Und dann frag dich einfach selbst, ob du dein ganzes Leben lang für sie Baumwolle und Maryjane hacken willst – oder so lange, bis sie dich hinauswerfen, weil du nichts mehr taugst.«
    Gamwyn war völlig verzweifelt. Er begann zu schluchzen, obwohl er dagegen ankämpfte. Jaiyan stand auf, stützte die Hände in die Hüften, wandte sich ab und ging weg, dann drehte er sich noch einmal um und starrte Gamwyn an. »Ich kann das nicht zulassen. Hier bei uns gibt es genug zu tun. Du kannst mir bei den neuen Pfeifen helfen. Die Siveri sind dafür nicht zu gebrauchen.«
    Gamwyn schluchzte weiter. Jaiyan funkelte ihn zornig an. Dann wandte er sich ab und sagte über die Schulter: »Misque, kümmere dich um das Kind!«
    Das Mädchen legte Gamwyn den Arm um die Schulter. Er sah sie an. Ihre Augen glitzerten, so hart wie die Sonne auf Metall. »Hör auf!« zischte sie ihn an. »Das muß doch wirklich nicht sein. Du Seerosen-stengel.«
    »Ich gebe mir ja Mühe.«
    »Du gibst dir Mühe? Zeig doch etwas Beherrschung! Schau dich an, du flennst wie ein Baby!«
    »Du kannst ja weggehen. Du brauchst nicht hierzubleiben.«
    Misque stieß einen dramatischen Seufzer aus, sagte aber nichts mehr. Und sie nahm auch ihren Arm erst weg, als Gamwyn sich wieder gefaßt hatte. Dann sagte sie: »Hör zu. Du brauchst nicht zu glauben, daß ich dich wie einen Säugling behandle. Du mußt dein Gewicht schon selbst tragen und auf deinen eigenen, spindeldürren Beinen stehen.«
    »Ich habe dich um nichts gebeten.«
    »Vergiß das nicht!«
    Gamwyn schaute sie verwundert an und sah Zö-
    gern und Unruhe in ihrem Gesicht, was sie zu verbergen suchte. »Ich gehe wieder ins Bett«, sagte er.
    Zur gleichen Zeit ruhte Brudoer, der jetzt wieder auf dem Rücken liegen konnte, im Schlafalkoven der zweiten Zelle im untersten Teil von Threerivers. Auf der niedrigen, gewölbten Decke über seinem Kopf war ein groteskes Gesicht zu sehen, und wieder stand das Wort ZORN in den Fels gemeißelt. Am Fuß des Bettes, in die andere Richtung zeigend, stand schwach das Wort FRIEDEN. Wieder kochte die Wut über seine Situation in ihm über, und er schlug nach dem grotesken Gesicht und schürfte sich die Knöchel ab. Immer noch wütend saugte er daran. Alles kam ihm plötzlich sinnlos vor. Er schloß die Augen, und als er sie öffnete, sah er wieder das Wort ZORN.
    Langsam nahm er sein Bett auseinander und richtete es so, daß das zornige Gesicht am Fußende war.
    Während er dalag und zu FRIEDEN hinaufschaute, bemerkte er, daß ganz schwach in den gewölbten Stein eine fliegende Möwe geätzt war. Er streckte die Hand danach aus, aber die Möwe verschwand in den neu entstehenden Schatten. Er konnte sie nicht wirklich deutlich ertasten. Als

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