Pelbar 4 Der Fall der Muschel
inneren Räu-me Licht. An vielen Stellen im Innenbereich konnte man nur kriechen. Dann lag gelegentlich wieder ein kleiner Raum in einer Höhlung unter den schweren Innenbögen der Stadt.
Brudoer hatte sieben weitere Keilsteine gefunden, jeder hatte einen Eisengriff an der Rückseite, alle ge-statteten es, in die eigentliche Stadt hinauszugelan-gen. In jedem Fall war der Stein von der Rückseite her arretiert.
Er fand auch einen Gang in Craydors seit langem versiegeltes Grab. Als er das Grab erreichte, war er überrascht. Er hatte Radierungen des Inneren gesehen, mit hohen, gewölbten Fenstern, die nirgendwo-hin führten, vermutlich zur Belüftung, aber als er eines dieser Fenster von der anderen Seite her erreichte, brauchte er ein paar Augenblicke, um sich im flak-kernden Licht seiner Lampe zu orientieren.
Das Grab nahm einen kleinen Raum hoch oben an der äußersten Spitze der Pyramide ein, die anfangs eine Außenfassade der Stadt gewesen war. Brudoer sah fasziniert, wie die geometrische Form voraus geplant worden war, um die sich dann ringsherum die Stadt legte, wie raffiniert alles eingehakt und sicher festgekeilt war.
Er zwängte sich durch den kleinen Bogen und ließ sich in den Raum fallen. Im Zentrum stand das block-förmige Grabmal selbst, aus grobem Kalkstein wie der Rest der Stadt. Darauf stand sauber die Inschrift: CRAYDOR – GRÜNDERIN VON THREERIVERS
Ich weiß, was ich hier geschaffen habe, hält wie ich nur eine Zeitlang, aber ich habe versucht, die Grundprinzipien der Harmonie der Teile und der Interessen hineinzulegen, um es möglichst dauerhaft zu machen. Wenn es Zeit ist, neu zu bauen, werden diese Prinzipien gegenwärtig sein, so lebendig, wie sie es immer waren.
Brudoer erkannte die Passage wieder. Sie stammte aus Craydors letztem Aufsatz, dem ›Unvollendeten‹.
Brudoer fragte sich, wer die hier eingeschlossenen Zeilen lesen sollte, dann begriff er, daß sie hauptsächlich für ihn dastanden, oder für jeden, der beim Abbruch anwesend war, beim Neubeginn, wann immer der stattfinden mochte, wenn überhaupt. Er fuhr mit den Fingern über den Stein. Am Fußende fand er noch eine Inschrift. Sie lautete schlicht: ›Fasse Mut!‹
Er ging herum zur Kopfseite und fand dort die Inschrift: ›Denke nach!‹ Ansonsten war der Raum kahl.
Brudoer fand auch Möglichkeiten, seine Vorräte an Nahrungsmitteln und Lampenöl zu ergänzen. Die untersten Passagen der Gänge fielen bis zur Brunne-nebene hin ab, so war er mit Wasser versorgt. Auch ein kleiner Badestein war in den Felsen gehauen, und ein Abfluß. Die Innenstruktur war eindeutig für einen Flüchtling gebaut.
Eines Tages fand er einen langen Gang, der, wie er glaubte, nach Osten führte, obwohl es äußerst schwierig war, sich in den Gängen zu orientieren. Als er ihm folgte, kam er schließlich an die Wohnfelsen des Ufergebirges, ein Stück vom Fluß entfernt, die er kannte. Darein hatte man Kammern gehauen. Offensichtlich hatte er den ursprünglichen Steinbruch gefunden, aus dem die Steine für die Stadt gekommen waren.
Während draußen feindliche Völker in beiden Richtungen vorüberzogen und die Stadt in den Zeiten ihrer Abwesenheit auf geheimnisvolle Weise wuchs, mußte es in diesen Kammern gewimmelt haben von Arbeitern, die die Steine herausbrachen und sie pas-send zurechthauten. Brudoer fand unterirdische Wohnquartiere, die Überreste einer alten Pilzfarm, Fischzuchttanks, sogar ein Schlachthaus mit einem angrenzenden Eishaus.
Ein Raum enthielt die Überreste eines großen Vorrats von Sentaniwaffen und einige verschlissene Kleidungsstücke im Schnitt der Sentani. Darüber wunderte sich Brudoer lange, bis er endlich darauf kam, daß sich die Stadt früher zum Teil dadurch versorgt hatte, daß sie ihre Jäger als Sentanibande verkleidete.
Es schien kaum möglich. Und doch konnte er sonst keine naheliegende Erklärung finden, es sei denn, einige Sentani hätten sich insgeheim mit den Pelbar verbündet.
Er blieb am aktuellen Leben der Stadt interessiert, das sich jetzt so verändert hatte, aber seine Einblicke waren äußerst fragmentarisch. Er konnte sehen, wie die Bewohner zu kämpfen hatten, bei einem so gro-
ßen Anteil von Frauen an der Bevölkerung, von denen viele zu alt waren zum Arbeiten oder wegen ihrer gesellschaftlichen Stellung nicht bereit dazu. Er sehnte sich danach zu helfen, Kontakt aufzunehmen.
Aber irgendwie schien es nicht der richtige Zeitpunkt. Er hatte genügend Schläge bekommen.
Zu dieser Zeit machte
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