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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Abendessen aus Seehundsfleisch. Wenn das annehmbar ist.«
    Der Gouverneur starrte ihn so lange an, bis Tristal den Blick senkte. Endlich sagte er: »Es ist annehmbar.
    Wachen – hinaus mit ihm!« Er klatschte in die Hände, und die beiden Wächter rissen Tristal herum und führten ihn hinaus. Als er fort war, sah der Gouverneur den Truppführer schweigend an und sagte: »Der junge Mann ist gefährlich. Man muß ihn im Au-ge behalten.«
    »Er hat nie auch nur die geringsten Schwierigkeiten gemacht, Gouverneur.«
    »Um so schlimmer. Er hat Verstand. Er ist weit herumgekommen, hat viel gesehen. Er will frei sein.
    Wenn es sein muß, finde irgendeinen Vorwand, um ihn zu schlagen. Wenn es auch nur ein wenig so aus-sieht, als stimme etwas nicht, dann laß ihn aufhängen und verwesen.«
    Der Truppführer schauderte.
    »Das ist ein Befehl.«

SIEBENUNDZWANZIG
    Es war Hochsommer. Tristals Arme waren über Balken gestreckt, mit Seilen, die von Wächtern gehalten wurden. Ein Aufseher zählte, während ein dritter Wächter die Peitsche auf Tristals Rücken niederfah-ren ließ. Jetzt wurde er schon zum drittenmal geschlagen, immer aus geringfügigem Anlaß. Er hatte ihnen seines Wissens keinen Grund gegeben, ihn zu bestrafen.
    »Zwölf. Genug!« rief der Aufseher. Die Wächter ließen die Seile los, und Tristal sackte zu Boden, rollte sich auf seine Wunden, zuckte zusammen und rollte sich wieder zurück, die blutigen Schwielen waren mit Staub bedeckt.
    »Auf jetzt! An die Arbeit, keine Drückebergerei mehr!« rief der Aufseher. Tristal kämpfte sich mühsam hoch. Die Wächter entfernten die Schlingen von seinen Handgelenken. Ein Mann reichte ihm eine Hacke mit Kupferspitze. Die ganze Szenerie schien sich in hektischem Schmerz um Tristal zu drehen. Er nahm die Hacke und ging unter den Blicken der Wächter zu seiner Reihe. Er begann, in den Kartoffeln Unkraut zu hacken, taumelte, richtete sich auf, begann von neuem.
    »Wie schafft er das nur? Er ist wirklich zäh«, murmelte ein Wächter.
    »Nichts gegen ihn zu sagen. Ein Jammer. Wirklich ein guter Mann. Zu gut für einen Sklaven. Ich habe ein gräßliches Gefühl bei der Sache.«
    »Befehl des Gouverneurs. Er ist nur ein Sklave.«
    »Ich weiß. Aber die Sache stinkt.«
    Irgendwie überstand Tristal den Tag, und als die Sklaven zu dem flachen Zugboot getrieben wurden, nahm er seinen Platz an der Ruderbank ein und konnte sich nur, indem er die Zähne zusammenbiß, soweit beherrschen, daß er nicht zurückzuckte. Der mittlere Teil des Bootes war mit einer Gruppe von neun Iyunwah besetzt, einer Familie mit ihren Freunden, die einen Tagesausflug gemacht hatten. Sie lachten und schwatzten, bis eine der Frauen einen Blick auf Tristals Rücken warf und aufkeuchte. Die anderen drehten sich um und sahen auch hin. Dann wandten sie sich ab. Der Aufseher spürte ihr Schweigen, und Zorn stieg in ihm hoch. Er hatte nur seine Pflicht getan. Der verdammte Gelbhaarige machte immer Schwierigkeiten, einfach dadurch, daß er da war.
    Einer der Fahrgäste, ein etwa neunjähriges Mädchen, begann zu weinen, dann stolperte es quer durch das Boot auf seine Mutter zu, blieb an einer Ducht hängen und stürzte mit einem hohlen Aufplatschen über die Seitenwand.
    »Halt! Halt!« schrie der Aufseher. Die Ruderer hielten inne. Die Mutter des Mädchens kreischte auf.
    Das Kind mußte unter das Boot geraten sein. Mehrere Augenblicke vergingen, während alle ratlos dastan-den. Dann stand Tristal auf und hechtete über die Seitenwand. Die Wächter sprangen hoch und zogen ihre Krummschwerter.
    Einer schrie: »Keiner bewegt sich, sonst seid ihr auf der Stelle tot.«
    Das Boot trieb weiter und drehte sich langsam, die Mutter des Mädchens kreischte und lamentierte, und alle beobachteten die Wasseroberfläche. Nichts kam herauf, es verging soviel Zeit, daß ein kleiner Mö-
    wenschwarm langsam, mit schrillen Schreien über ih-re Köpfe hinwegfliegen konnte, vom Boot weg-schwenkte und sich nach Norden wandte.
    Tristal schwamm in dem trüben Wasser nach unten an die Stelle, wo er glaubte, daß das Mädchen hinein-gefallen war, streckte die Hände aus und tastete umher. Aber er fand nichts. Sein Rücken brannte, und seine Lungen barsten beinahe. Immer noch fanden seine ausgreifenden Arme nichts. Er verzweifelte allmählich und sagte stumm: »Aven, Sertine, Herr, wie immer du heißt, der du ordnest und lenkst, du mußt diesem Mädchen helfen. Du mußt einfach. Es gibt keine andere Möglichkeit. Nur das kann deine Ordnung

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