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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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Das ist bescheiden, hoffe ich.«
    »Das ist es. Es ist dir gewährt.« Er wollte Tristal und seine Wächter schon mit einer Handbewegung entlassen, dann zögerte er. »Wenn ...«
    »Ja?«
    »Wenn du mir ein paar Fragen beantwortest. Diese Axt. Du sagtest, sie stellte den ... was?«
    »Den Freiheitssinn der Shumai. Doch nur für mich, Herr. Sie ist nichts als eine Axt. Ein Werkzeug.«
    »Und auch noch schlecht geformt.«
    Tristal lächelte. »Ja«, sagte er. »Aber wenn man die Klinge an den Seiten hält, kann man sie auch als Abziehmesser verwenden. Wenn man mit der Mitte zuschlägt, zerstört man die Flügel nicht.«
    Der Gouverneur betrachtete ihn trocken. »Tu nicht so naiv. Ich weiß, was du mit den Hunden gemacht hast.«
    »Die Hunde waren unvorsichtig. Sie haben mich mit einer Taschenratte verwechselt.«
    »Natürlich. Jetzt zu etwas anderem. Auf dem Boot sagtest du, Gott hätte dich zu Dacey, dem Mädchen geführt. Was hast du damit gemeint?«
    »Ich ... ich weiß es nicht. Eine merkwürdige Sache.
    Alle standen einfach da wie Holzpflöcke. Plötzlich begriff ich, daß ihr alle Kaltwasserbewohner seid und wahrscheinlich nicht schwimmen könnt. Ich schwamm hinunter, ohne zu wissen, wo sie war. Ich hatte das Gefühl, als würde ich zu ihr hingeführt. Es war dunkel, meine Augen tränten vor Salz und Kälte, mein Rücken brannte wie Feuer, und ich bat in meiner Not, zu dem Mädchen geführt zu werden.«
    »Du weißt, daß das Unsinn ist.«
    »Zweifellos. Es sieht so aus, nicht wahr? Ich verstehe es nicht. Aber sie muß von einem mächtigen Wesen geliebt werden, wenn ein so armseliges Instrument wie ich sie aus dem Wasser heben durfte.«
    Der Gouverneur betrachtete ihn kühl. Es gab anscheinend nichts weiter zu sagen. In sich spürte er einen Kern von Angst, der zu platzen schien, klein, aber unverkennbar. Es war wie ein Erdstoß, nur im Innern. »Hast du das schon öfter getan?«
    »Ich habe es versucht. Es ist nie geschehen. Aber es war eine Sache des Wollens.«
    »Aha. Du meinst, wenn du nur stark genug wolltest, würdest du frei sein?«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Das glaubst du nicht?«
    »Nein. Es ist ein Wiederherstellen des Gleichgewichts, der Ordnung. Es hat nichts mit persönlichen Vorteilen zu tun, glaube ich. Ich weiß es nicht. Du verstehst von diesen Dingen sicher mehr als ich.«
    Der Gouverneur betrachtete ihn schweigend. »Du darfst dich ausruhen, bis dein Rücken geheilt ist. Das ist eine bescheidene Bitte.«
    »Danke, Herr.« Tristal verneigte sich leicht, und als die Wächter ihn aus der Tür führten, sah der Gouverneur seine Wunden in roten Streifen durch das frische Hemd nässen.
    Der Gouverneur saß im flackernden Schein der Lampen und starrte Tors Axt hoch oben an der Wand an. Eine Dienerin fragte, ob er noch etwas brauche, aber er winkte ab.
    Wieder erschütterte ein schwacher Erdstoß das Ge-bäude. Der Gouverneur sah, wie die Axt an der Wand ein wenig zitterte. Jetzt war es zu spät. Mit einer einzigen Tat hatte Tristal es fast unmöglich gemacht, daß man ihn aufhängen und verwesen ließ.
    Die Campbans und jetzt auch noch die Lotts würden sich dagegen auflehnen. Nun, er war nur ein Sklave.
    Und er schien recht arbeitswillig zu sein. Vielleicht machte er sich unnötig Sorgen. Und doch ...
    Am nächsten Tag glättete Tristal hoch oben in seiner Höhle im Sonnenschein mit einem frischen Steinmes-ser den Schaft seiner Armbrust. Er würde sich zwei Tage genehmigen, und dann an die Arbeit zurückkehren. Wenn er rechtzeitig nach Hause kommen wollte, mußte er bald aufbrechen. Er hatte noch immer keine Pläne. Und er fühlte sich, als habe er Fieber. Sie hatten seinem Körper viel abverlangt, und jetzt schien der sich zu wehren.
    Wieder hielt er inne. Er hatte dem Gouverneur die Wahrheit gesagt. Sein Wollen hatte ihn zu der kleinen Dacey Lott hinuntergeführt. Er hatte nicht einfach ein Bittgebet gesprochen. Es war eine Art Sehen gewesen.
    Hatte Tor das die ganze Zeit gemeint? Es war schwer zu sagen. Vielleicht war es auch nur Zufall. Schließ-
    lich hatte er sich gemerkt, wo das Mädchen verschwunden war, und jeder, der im schlammigen Heart-Fluß getaucht war, hatte Übung darin, Dinge nur mit Instinkt und Tastsinn zu finden.
    Tristal wischte sich die Stirn ab. Sie war ungewöhnlich schweißfeucht. Ihm war schwindlig. Er zog die Tür im Fels beiseite und deponierte seine Werkzeuge und sein Material im Lagerraum. Dann schaute er die Tür an. Nein, sie war nicht zu entdecken. Er legte sich

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