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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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hin, und die Höhle begann zu wirbeln und sich zu drehen. Das war kein Erdstoß. Etwas stimmte nicht.
    Vier Wochen später lag Tristal noch immer in seiner Höhle, zum Skelett abgemagert, aber auf dem Weg der Genesung. Ambel, der junge Priester saß bei ihm, er hatte ihm zu essen gebracht.
    »Wer ist Fahna?« fragte er.
    »Fahna? Eine junge Frau.«
    »Du liebst sie?«
    »Ich ... ich denke schon. Ich bin ihr versprochen.
    War es. Es sieht so aus, als wäre das vorbei.«
    »Ja. Fühlst du dich wohl genug, um mir mehr über das zu erzählen, was du bei dem Begräbnis gesagt hast?«
    »Ich habe dir alles gesagt. Du bist der Priester. Du solltest über solche Sachen Bescheid wissen.«
    »Nein. Ich glaube nicht, daß jemand von uns das weiß. Religion und Philosophie bedeuten uns wenig – sie sind nur Formen, an denen man höflicherweise festhält, Getue, damit wir glauben, bestimmte Ereignisse hätten formelle Bedeutung. Sonst nichts. Für dich ist es ein lebendiges Feuer.«
    »Kaum. Ich habe mich nicht so darauf eingelassen wie manche andere. Ich bin nur ein Säugling. Wenn du gehst, sag bitte den Wächtern, daß ich glaube, morgen arbeiten zu können. Ich danke ihnen und dir, daß ihr mich am Leben erhalten habt, als ich krank war.«
    »Dann willst du es mir also nicht sagen. Du willst es als Waffe gegen uns verwenden. Das haben wir wohl auch nicht anders verdient.«
    »Eines weiß ich sicher: nämlich, daß man etwas Gutes nicht in dieser Weise verwenden kann. Es wirkt nur für die Menschen. Wenn sie sich gegen das Wohl aller stellen, geraten sie in Konflikte. Ihr Iyunwah schwankt als Gesellschaft. Ihr seid im Abstieg begriffen. Ihr könnt euch nicht halten. Niemand braucht etwas gegen euch zu unternehmen. Ihr habt durch eure Unterdrückung selbst genug gegen euch unternommen.«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Ambel hörte draußen, weit entfernt, Geschrei. Er bückte sich durch den Höhleneingang, beschattete seine Augen und schaute hinaus. »Die Sklavenfänger kehren zurück.« Er zögerte. »Nur zwei. Sie kommen spät, und es sind nur zwei.«
    Er rief die Wächter, und sie ließen ihn am Seil hinunter. Tristal stand auf und ging auf unsicheren Beinen zum Höhleneingang. Von fern näherten sich die beiden Sklavenschiffe, die er vor geraumer Zeit hatte aufbrechen sehen. Sie fuhren um die Anhöhe im Westen herum und liefen in die Bucht ein. Sie mußten mehr oder weniger dieselbe Route gefahren sein, auf der er im vergangenen Jahr nach Süden gekommen war, und dann noch weiter. Nur zwei von sechs? Tristal lachte vor sich hin. Er wußte so sicher, als wäre er dabeigewesen, daß Tor da irgendwie die Hand im Spiel gehabt hatte.
    Dann kehrte seine Niedergeschlagenheit zurück. Er wußte, daß er in seinem Zustand und in seiner Lage Nordwall niemals rechtzeitig zum Frühlingsanfang würde erreichen können. Als er sich gegen die Felswand lehnte, zitterte sie unter seiner Schulter.
    Er blieb lange im Eingang sitzen, und als Wächter mit Hunden die neuen Sklaven ins Lager an der Klippenwand brachten, neigte er sich zurück. Zwei-undzwanzig neue Leute waren zum Nutzen der Iyunwah aus ihrem gewohnten Leben gerissen worden. Als Tristal die Hand über die Augen legte, konnte er erkennen, daß drei Frauen darunter waren.
    Alle waren dunkelhäutig, mit langem, schwarzem Haar, wie die meisten von der gegenwärtigen Skla-venbevölkerung. Tristal wußte, daß die Iyunwah auf mindestens das Vier-oder Fünffache gehofft hatten, um den schwindenden Sklavenvorrat zu ergänzen, denn trotz aller Anstrengungen der Iyunwah wei-gerten sich die Sklaven, sich zu vermehren.
    Einige Zeit später, in der Dämmerung, wurde Tristals Schlinge heruntergelassen und ein neuer Sklave gezwungen, sich hineinzustellen. Die Wächter zogen das Seil hoch. Tristal stand auf, um dem Neuen zu helfen, und als er die Hand ausstreckte, stellte er überrascht fest, daß es eine Frau war, jünger als er.
    Das erschwerte alles. Vielleicht war es aussichtslos, an Flucht zu denken. Sie hatten sicher etwas im Sinn, wenn sie sie bei ihm unterbrachten – vielleicht war sie ein Spitzel.
    Sie sagte, ihr Name sei Tingli. Sie und ihr Bruder Unger waren im Frühsommer gefangengenommen worden, als die Iyunwah einen Überraschungsangriff auf ihr Inseldorf machten. Sie hatten sich nie zuvor verteidigen müssen und daher wenig Widerstand geleistet.
    Aber als die Sklavenfänger zwischen den Inseln nach Westen fuhren, fanden sie nur noch verlassene Dörfer

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