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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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wählen, wie sie es tun. Aber sie hat ihre Wahl getroffen. Du kannst es nicht ändern. Du mußt dir eine andere suchen.«
    »Hast du sie gesehen? Es gibt keine andere.«
    »Sie ist schön, nicht wahr? Aber man heiratet nicht die Schönheit. Man heiratet einen Menschen, ein anderes Stück Welt, ein anderes Stückchen Geschichte, eine Familie, Neigungen, Ängste, Aufgeschlossenheit, Schwächen. Ich weiß, du wirst mir das nicht glauben – erst, wenn du älter bist. Sie hatte ihre Wahl schon getroffen, ehe du kamst. Und als du kamst, hast du dich ihr auf eine Weise genähert, die nun, du mußt verstehen, daß man sie immer angestarrt hat, immer gierig hinter ihr her war. Nur Tristal nicht. Er war schüchtern und freundlich. Seine Gedanken waren anderswo. Da hat sie für ihn entschieden. Das mußt du verstehen. Laß es sein! Hier, willst du noch einen Keks?«
    »Was für eine beschissene Wahl ist das denn? Soviel ich hörte, hat sie ihm einfach gesagt, er gehöre ihr, als er ging. Und nun ist die Zeit fast abgelaufen, und er ist nicht wiedergekommen. Er wird auch nicht kommen. Vielleicht liegt er irgendwo tot und verfault. Vielleicht hat er sie vergessen. Wer weiß? Die ganze Zeit hält sie sich fern von allen. Will als Jung-frau sterben. Eine Verschwendung!«
    »Möchtest du sie mit hinaus auf die Prärien nehmen, damit sie in Hitze und Regen läuft? Das würde Ahroe vielleicht eine Zeitlang mitmachen, aber nicht Fahna.«
    »Die Leiterin der Garde? Du kennst sie?«
    »Ja. Verstehst du das nicht?«
    »Ich würde das alles schon morgen für sie aufgeben.«
    »Aber das bist du doch jetzt. Du steckst zu tief drin.
    Du kannst nicht etwas anderes werden. Ich habe Angst, Bravet.«
    »Angst?«
    »Vor dem, was geschehen könnte. Du wirst ihr nichts tun – nicht wahr? Du mußt wissen, daß sie geliebt wird. Sie ist Jestaks Tochter. Die ganzen, weiten Ebenen könnten dir kein Schlupfloch bieten, wenn ihr irgend etwas zustieße.«
    Bravet schaute Stel an, dann spuckte er über die Seitenwand des Bootes in den Schlamm. »So sieht es also aus, wie?«
    »Ja. So sieht es aus.«
    »Du würdest mich vermutlich auch verfolgen?«
    »Wenn es soweit käme.«
    »Was würde das nützen, alter Mann?« Bravet sprang leichtfüßig vom Boot.
    »Vielleicht nichts«, sagte Stel. »Aber ich käme trotzdem.«

ACHTUNDZWANZIG
    Es war Spätsommer, und der Regen fiel unaufhörlich herab. Der Geruch des Todes erfüllte die Sklavenhöhlen. Rizon, in dem Tristal den Gedanken an die Freiheit geweckt hatte, gab die Hoffnung auf, ihm folgen zu können, als er krank wurde. So hatte er es auf eigene Faust versucht, aber am dritten Tag hatten ihn die Hunde erwischt. Es hatte nicht lange gedau-ert, bis er am Pfosten gestorben war, so zerrissen wie er war. Jetzt hing er da, schwarz und aufgeschwollen, und sogar die Wachen ekelten sich vor dem unerträglichen Verwesungsgestank.
    Tingli war immer noch bei Tristal. Sie hatten eine Beziehung brüderlichen Vertrauens und Respekts entwickelt. Von Tinglis Seite war noch Ehrfurcht dabei, als sie begriff, daß der Tor, von dem Tristal sprach, der Mann war, der ihr Volk gerettet hatte.
    Tristal nahm ihr das Versprechen ab, das niemandem zu erzählen, denn sonst würde es sicher jemand wei-tertragen, und dann würde er noch mehr Schläge bekommen und vielleicht getötet werden.
    Sie versicherte ihm, daß das niemand tun würde.
    »Aber schau dir doch Rizon an, der da draußen hängt. Jemand hat ihn verraten. Sonst hätte er einen Viertelmorgen länger Zeit gehabt.«
    »Aber sie hätten gewußt, daß Agli eingeweiht war.
    Wenn Rizon entkommen wäre, hinge jetzt Agli hier.«
    »Trotzdem.«
    Sie wandte ihm den Rücken zu. Er kümmerte sich wenig darum. »Ich muß jetzt an meinen Armbrustbolzen arbeiten. Wirst du mich verraten?«
    »Ich hasse dich.«
    »Schon gut. Daran bin ich gewöhnt.«
    »Nein. Ich werde es nicht tun. Nein. Aber du mußt mich mitnehmen, wenn du gehst.«
    »Dich mitnehmen?«
    »Wenn du es nicht tust, werden sie wissen, daß ich deine Waffe geheimgehalten habe. Ich werde dann dort hängen.«
    »Nicht, wenn du ihnen sagst, daß ich sie versteckt hatte und sie gemacht haben muß, ehe du kamst.«
    »Aber die Bogensehne ist aus meinem Haar geflochten.«
    »Die Haare könnten von jedem sein. Die meisten Leute haben schwarze. Außerdem werde ich meine Armbrust mitnehmen, wenn ich Erfolg habe.«
    »Warum wehrst du dich dagegen, Tristal? Du bist der Anführer. Du hast selbst gesagt, daß du nicht rechtzeitig

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