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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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konzentrierten sich auf den rauhen Stein, den Tor abzusplittern versuchte. Tor schlug sich wieder auf den Stumpf seines rechten Handgelenks und schwenkte ihn leise pfeifend. Tegrit kicherte.
    Tristal schaute Orsel an. Sie senkte den Blick. Sie trafen sich auf der anderen Seite des Feuers und gingen hinaus in das dunkle Grasland. Tristal nahm ihre Hand. Schließlich blieben sie stehen, sahen sich an und legten sich gegenseitig die Arme um die Taille.
    Orsel roch nach Schweiß und Rauch. Tristal sagte sich, daß es bei ihm wahrscheinlich nicht anders war.
    Ihr Atem roch nach Äpfeln, und als er ihre Lippen suchte, fand er dort die gleiche Apfelsüße.
    »Wie versprochen bist du?« fragte Orsel.
    »Völlig versprochen. So sehr, daß ich einsam bin.
    Was haben sie mit uns vor?«
    »Nicht so viel.« Orsel küßte ihn aufs Ohr. »Du hast schönes Ohr. Nicht alles. Etwas dazwischen.«
    »Wie sollen wir das wissen?«
    »Großvater sagt, du bist guter Junge.« Sie hielt inne und kicherte über diesen Gedanken. »Guter Junge«, wiederholte sie, die Worte in die Länge ziehend. »Er meint, du wirst es wissen. Wenn nicht, dann weiß ich es. Ich habe meine Grenze. Du wirst nicht bleiben. Ich werde wahrscheinlich Mann namens Dardan heiraten. Viel größer als du. Guter Fang. Und jetzt sei still!« Sie stieß mit ihrer Stirn gegen die seine.
    Die Sterne waren ein wenig anders im Norden, und nach einiger Zeit sagte Tristal Orsel von vielen die Shumai-Namen. Aber das war eine Ablenkung. Der Mond schien auf Orsel und ließ sie glatt und fast hellgrün aussehen, unwirklich, wie eine Pelbar-Schnitzerei, die sich bewegte und murmelte. Einmal seufzte sie und sagte: »Wir sind schon lange hier draußen. Großvater arbeitet langsam und redet. Und mein Vetter. Ist gut, daß du gekommen bist. Du bist so groß. Was ist mit deiner Brust passiert? Nein. Sag es mir nicht! Ein andermal.«

SIEBEN
    Als Orsel und Tristal den Feuerschein verlassen hatten, arbeiteten Tor und Tegrit eine Zeitlang fast schweigend weiter. Dann sagte Tegrit: »Hast du vor, bei uns zu bleiben? Lange?«
    »Ich weiß es nicht. Nicht lange, glaube ich. Ich will das Eis überqueren.«
    »Niemand überquert Eis. Man weiß nicht einmal, ob es andere Seite gibt.«
    »Es muß eine andere Seite geben. Alles hat eine andere Seite. Es gibt ja auch diese Seite.«
    »Priester sind die einzigen Menschen, die auf das Eis hinaufgehen. Anderen gestatten sie es nicht. Sie sagen, es hat keine andere Seite. Es stützt sich gegen Anfang von allem und schiebt. Nur ihre Macht hält es zurück.«
    »Sie halten es zurück? Du glaubst das also? Ich will nicht respektlos sein. Wenn wir aber mit ihnen zu-sammenkommen sollen, könntest du mir vielleicht etwas über sie erzählen?«
    »Priester? Sie sind schon lange hier, aber nicht so lange wie Jäger, glaube ich. Geschichte sagt, sie kamen vor vielen Jahren, viel länger, als lebender Mensch sich erinnern kann oder ältester Mensch, mit dem man gesprochen hat. Aber nicht so lange wie Jä-
    ger.«
    »Sie kamen?«
    »Ja. Sie sagten, sie hätten Aufgabe bei uns. Aber sie kamen nicht von Südosten, wie wir übrigen es von uns glauben. Sie kamen um Eis herum von Westen.
    Sie sind im allgemeinen dunkler als wir, wie du sehen wirst, obwohl sie manchmal einheiraten. Ich meine, sie nehmen einige Frauen, gute und schöne.«
    »Das gefällt dir nicht?«
    »Sie benützen Menschen! Verbrauchen sie! Behalten ihr Geheimnis von Einfluß auf Geist für sich. Ich sehe, daß du an ihrer Aufgabe zweifelst, daß sie Eis zurückhalten. Das würde jeder tun. Bis sie Gedanken zuknoten. Sie bilden sich gegenseitig aus. Essen etwas Besonderes, weit aus dem Süden. Schicken jedes Jahr wieder Boten dorthin, die es bringen. Sind aber sehr vorsichtig. Ich weiß das von Gedankenlesen. Sie sind auf der Hut vor einigen Leuten, die weit im Süden leben.«
    »Wie weit?«
    »Mehrere Wochen zu laufen, glaube ich. Weiß nicht. Sind sehr verschlossen. Verraten sich ihre Ge-heimnisse nur untereinander und hüten sie. Niemand verrät sie, bei Lebensgefahr. Und niemand wagt zu fragen. Sie sagen, das ist alles notwendig für Kraft, um Eis zurückzuhalten. Du wirst sehen. Sie haben wirklich Macht. Ein Wissen, Geheimnis, eine Manipulation des Denkens, etwas, was sie essen. Wenn ich Denken von älterem Priester berühre, finde ich es verrückt und durcheinandergewirbelt. Ich weiß, wann sie sterben. Immer zuerst Wahnsinn, dann schneller Tod. Ich glaube, andere töten sie still-schweigend, dann

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