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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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daß man dich so leicht einschläfern kann«, sagte er.
    »Du glaubst einfach nicht, was du vor deiner Nase siehst.«
    »Ich bin doch derjenige, der glaubt. Was ist denn vor deiner Nase? Nichts als Fakten. Keine Interpreta-tion. Zwei Männer, die Fluggeräte benützen, sind von der Eisfassade heruntergeschwebt. Ich würde glauben, daß es die Priester wären – vielleicht – wenn sie es ohne Flügel getan hätten. So. Und jetzt studiere die Flügel! Merke dir jede Einzelheit!«
    Tristal verstummte. Er starrte die Flügel an, aber sie schienen ihm nicht bemerkenswert. Tor benahm sich noch sturer als gewöhnlich. Trotzdem, er war Tor, und man mußte Notiz von ihm nehmen.
    Nach dem Segeln kehrten die Menschen, immer noch singend, nach Sedge zurück, bereit zum Feiern und Geschenke zu verteilen. Wie es ihre Gewohnheit war, gaben sie sogar kostbare Besitztümer weg, und wenn jemand um etwas bat, überließ man es ihm großzügig. Die beiden Shumai sahen, wie Tegrit einen großen Teil der behauenen Werkzeuge her-schenkte, an denen er gearbeitet hatte.
    »Du wirst von deiner Arbeit nichts haben«, sagte Tor.
    Tegrit schaute ihn überrascht an. »Vielleicht nicht.
    Aber sie werden sich erinnern, wenn sie Werkzeug benützen. Sie werden mir Fleisch und andere Dinge bringen. Und wenn ich um etwas bitte, geben sie mir auch. Das ist guter Brauch.«
    »Ich sehe dich nicht bitten.«
    »Ich brauche nichts. Jedenfalls jetzt nicht.«
    Vom nördlichen Ende der Siedlung ertönte ein Schrei. Eine Gruppe von fünf Jägern war gerade angekommen und zog Schlitten mit Fleisch und Häuten hinter sich her. Sie hatten das Segeln versäumt und wirkten abgearbeitet und erschöpft. Einer war größer als die Shumai, ein dunkler Mann von riesigem Körperbau.
    »Das ist Dardan«, bemerkte Tegrit, als er Tristals Blick folgte. »Er ist lange fortgewesen. Er und Orsel sind ... ah ... gute Freunde.«
    Dardan schaute ein wenig verärgert drein, als ein großer Teil des Fleisches und die meisten Häute an Leute übergeben wurden, die darum baten. Erst nach einiger Zeit bemerkte er die beiden Shumai bei Tegrit.
    Der Alte winkte ihn heran und stellte ihm die Shumai vor. Dardan musterte sie aufmerksam.
    »Keine Angst, Dardan«, lachte Tegrit. »Sie sind nicht wie letzte Shumai.«
    »Ich sehe deine Axt, Shumai«, bemerkte Dardan mit einer Handbewegung. »Metall. Sehr schön. Darf ich sie einmal nehmen?«
    Tor zog die Axt aus der Scheide und warf sie ihm lächelnd zu.
    Dardan schaute sie eine Zeitlang an und murmelte: »Schöne Arbeit. Habe noch nicht viel Metall gesehen.
    So etwas überhaupt noch nie. Möchte sie gerne haben.«
    »Tut mir leid, Dardan«, sagte Tor sehr ruhig. »Das ist der einzige Gegenstand, den ich nicht hergebe.«
    Schweigen senkte sich über die Menge. Dardan schaute ihn mit schmalen Augen an. »Jetzt ist Segelzeremonie. Ich habe größten Teil von meinem Fleisch und meinen Häuten weggegeben. Ist Brauch bei uns.
    Du verstehst wohl nicht. Axt gehört jetzt mir.«
    »Dardan, sie sind keine Segler«, sagte Tegrit.
    »Egal. Sie essen Fleisch, verwenden Haut.«
    »Dardan, du würdest auch die Priester nicht um ih-re Flügel bitten oder den Oberpriester um seinen Fe-derhut«, sagte Tor. »Es tut mir leid. Das ist dasselbe.
    Die Axt ist mein Amt. Ich gebe dir alles andere, was du haben willst.«
    Dardans Zorn wuchs. Plötzlich sagte er: »Dann nimm sie eben zurück«, und warf die Axt mit wüten-dem Schwung nach Tor.
    Tor wich aus, fing sie auf, warf sie in die Luft, fing sie wieder und steckte sie in die Scheide. »So«, sagte er in genau dem gleichen, ruhigen Ton, »was kann ich dir statt dessen geben?«
    »Deine Kleidung. Gib mir deine Kleidung.«
    Tor lachte. »Alles? Sie ist recht ärmlich.«
    »Alles.« Die Menge raunte. Nacktheit war bei den Seglern eine Schande, und während die Leute zusa-hen, wie Tor mit säuerlichem Lächeln seine Kleider auszog und sie zu Dardan hinüberwarf, traten sie mit Pelzgewändern an ihn heran und bedeckten ihn. Ein gespanntes Schweigen senkte sich herab.
    »Ich habe etwas, was dir vielleicht gefällt, Dardan«, sagte Tristal und kramte in seiner Tasche. Er hielt ihm die steinerne Wurfspitze hin. »Sie stammt noch aus der Zeit vor den Alten. Ich habe sie weit von hier, am oberen Heart-Fluß gefunden, tausend Ayas von hier entfernt.«
    Dardan nahm die Spitze und schaute sie an. Solche Dinge waren bei den Seglern geschätzte Raritäten.
    »Sei nicht wütend auf uns. Dazu besteht kein An-laß«, sagte

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