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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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seiner Arbeit auf, aber Tor spürte die War-nung, die er ausschickte.
    Man führte sie in ein Gebäude, das Steinmauern anstelle von Balkenwänden hatte. Es war auch größer als die Familienhäuser, aber ansonsten nicht sehr verschieden. Die Stützpfeiler im Innern waren geschnitzt und poliert, und überall an der Decke hingen die Flü-
    gel, die bei der Schwebezeremonie verwendet wurden. Die beiden Shumai wurden aufgefordert, sich vor einem Halbkreis aus vier Männern und einer Frau, alle in aufwendige Ledergewänder und hohe Stiefel gekleidet, auf den Boden zu setzen. Der Mann in der Mitte trug einen hohen mit Gänsefedern be-setzten Hut.
    Er hob die Hand. »Wir hören, daß ihr von weit her kommt.«
    »Ja«, sagte Tor. »Von sehr weit her. Aus dem Land der Pelbar, weit unten am Heart-Fluß.«
    »Warum seid ihr hierhergekommen?«
    »Eine Jägerbande hat mir im letzten Jahr das Eisland beschrieben. Da meine eigene Läuferbande sich aufgelöst hatte, wollte ich herkommen, um es zu besuchen. Das hier ist mein Neffe. Er hat mich begleitet, weil er ebenfalls auf Entdeckungsreise gehen wollte.«
    Tor verspürte ein sonderbares Unbehagen. Darauf war er jedoch gefaßt gewesen und wehrte es von sich ab. Er hatte Tristal gesagt, er solle versuchen zu schweigen und sich auf Dinge zu konzentrieren, die er einmal auswendig gelernt hatte, oder mathematische Aufgaben bearbeiten, wenn er glaubte, irgendeinen Angriff auf seinen Seelenfrieden zu spüren.
    »Wenn wir euch hier Ungelegenheiten machen, ziehen wir gerne weiter. Das Land ist groß. Wie ich sehe, ist es fast völlig leer. Ich bin sicher, daß es keine weiteren Begegnungen zu geben braucht.«
    Der Oberpriester winkte mit der Hand. »Ihr seid rechtzeitig zur mittsommerlichen Segelzeremonie gekommen. Ihr müßt bleiben. Ihr werdet sehen, mit welcher Kraft Priester Eis zurückhalten. Ihr könnt auch länger bleiben, wenn ihr wollt und wenn ihr Gesetz gehorcht. Wir brauchen Jäger. Können immer Jä-
    ger brauchen. Und jetzt mußt du uns von Begegnung mit verrückter Bande erzählen. Wir haben gehört, daß ihr sie getroffen habt.«
    Tor berichtete von ihrer Begegnung, der Flucht und kurz, ohne nähere Einzelheiten, von dem Sieg über den Axtschwinger. Er schloß mit den Worten: »Mein Neffe hat eine schlimme Narbe von einer Verwun-dung, die sie ihm beigebracht haben, und ich selbst wurde auch verletzt. Wir hatten Glück, mit dem Leben davonzukommen.«
    »Das war Können, junger Mann«, sagte der Priester. »Es war offensichtlich Können.« Tor glaubte zu sehen, wie ein Stirnrunzeln die undurchdringlichen Mienen von ein oder zwei Priestern überschattete.
    Dann war er sich wieder nicht so sicher.
    Der Priester wandte sich an Tristal, lächelte flüchtig und fragte: »Junger Mann, bist du umfassend ausgebildet worden?«
    »Ausgebildet? Nein. Nur wie es bei den Shumai so üblich ist. Die Sterne kenne ich ein wenig, und ich weiß einiges über die Jagd.«
    »Ich weiß, daß die Shumai Mathematik lieben. Hast du darin Kenntnisse?« Er lächelte seltsam.
    »Ich ... nur ein bißchen.«
    »Kannst du mir Quadratwurzel aus einhundertsechsundneunzig sagen?«
    »Natürlich. Das ist ...« Tristal spürte, wie etwas auf seinen Geist traf und alles herauszuschöpfen schien.
    Er wollte sprechen, aber sein Mund schien ihm nicht zu gehorchen. Er versuchte es noch einmal. Er schaute Tor hilfesuchend an, aber sein Onkel schien ganz geistesabwesend. »Das ist ... neun«, stammelte er.
    »Bist du da sicher?«
    Tristal glaubte, die Antwort in makellosem Licht aufscheinen zu sehen. »Ja, es ist neun«, sagte er lä-
    chelnd.
    »Sehr gut«, meinte der Priester. »Und gibt es noch einen anderen Grund, warum du hier bist? Ich meine natürlich, einen persönlichen Grund, einen anderen als den deines Onkels.«
    »Wir wollen ...« Tristal spürte, wie sein Geist langsam klar wurde und war verwirrt über seine vorhergehende Antwort.
    »Ja?« Wieder schien die Dunkelheit seinen Geist einhüllen zu wollen. Tor nahm immer noch keine Notiz von ihm.
    »Wir wollen das neue Land sehen. Es fiel uns schwer zu glauben, was Disdan über das Eis erzähl-te.«
    »Und was glaubst du jetzt?«
    »Es übertrifft das, was er sagte, noch. Wenn wir jetzt nach Hause gingen und erzählten, was wir gesehen haben, würden uns wohl nur wenige Leute glauben. Und niemand, der es nicht gesehen hätte, könnte es verstehen. Ein endloser Berg aus Eis. Es muß seltsam sein, die ganze Zeit in seiner Nähe zu leben und ihn ständig vor

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