Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
Vom Netzwerk:
Feuer. Wenn das stimmt, werdet ihr beide für all eure Lügen und Morde lange Zeit brennen.«
    Der ältere Priester schlug Tor hart mit dem Handrücken ins Gesicht. »Das hast du dir ausgedacht. Das sind bedeutungslose Zeichen. Ergibt überhaupt keinen Sinn. Wir bewahren Ordnung, wo Ordnung für Überleben notwendig ist. Du bist Unordnung. Aber morgen bekommst du Gelegenheit, dich beim Segeln zu beweisen. Wenn du ohne unsere Hilfe fliegen kannst, dann kannst du deinen Wert zeigen und bist frei. Wenn nicht, nun ... dann bist du durch Gewicht deiner eigenen Schlechtigkeit abgestürzt.«
    »Dann gestehst du also zu, daß schlechte Dinge durch das Gewicht ihrer eigenen Schlechtigkeit stürzen? Ich bin froh, daß du das einsiehst. Du sprichst da über dich selbst. Vergiß das nicht, während du dich selbst niederdrückst. Du machst dich brennbar für die Ewigkeit.«
    »Unsinn. Es gibt keine Ewigkeit. Es gibt nur dieses kurze Leben unter der Eiswand. Das muß man gut leben, denn mehr gibt es nicht. Aber wir sind gekommen, um dir einen Handel anzubieten. Wenn du uns sagst, wohin dein Neffe gegangen ist, singen wir für dich, wenn du fliegst. Vielleicht hilft es dir, obwohl die Kraft vom Eis dich wegen deiner Aufsässigkeit wahrscheinlich haßt.«
    »Mein Neffe? Tristal? Wohin er gegangen ist? Weit weg, hoffe ich. Weit weg von all dieser Schlechtigkeit, für die ihr in alle Ewigkeit brennen werdet. Weil ihr alle in Sünde lebt und sterbt.«
    »Ich sehe, du bist unbelehrbar. Nun gut. Vielleicht später in der Nacht, wenn du über dein Schicksal nachgedacht hast – schrecklich ist der Sturz vom Eis, auf ewig in Spalte vom Eis eingeschlossen, um vielleicht irgendwann einmal herauszutauen als schwarze, stinkende, verfaulte Masse – oder Sturz in Spalte, gebrochenes Bein, wir lassen dich liegen, damit du langsam erfrierst, du schreist, bettelst um Hilfe – vielleicht bist du dann zugänglicher.« Er wirbelte herum und schlug Tor noch einmal mit dem Handrücken ins Gesicht. Blut strömte ihm über Mund und Kinn, doch Tor lachte. »Denke auch an diese Sünde, wenn du auf ewig in den Flammen brennst. So steht es in eurem eigenen Gebäude. Ich habe mir das nicht ausgedacht.
    Schau! Da steht es! Die Weisheit der Alten. ›Regardez ça, mes amis.‹ Wir wissen alle, wie weise die Alten waren. Wenn ihr wieder zu Bett geht, tief in eurer Schlechtigkeit versunken, denkt darüber nach. Denkt daran ... der Schmerz wird ewig dauern. Ihr verdient ihn. Ihr verliert die einzige Gelegenheit ...«
    Tor hörte auf zu sprechen, weil die beiden den Raum verlassen hatten. Er konnte noch hören, wie der jüngere Mann sagte: »Hat er das wirklich gelesen? Ist es wahr? Es kann nicht sein ...« Der ältere Priester fauchte eine zornige Entgegnung. Tor kicherte vor sich hin und bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Durch die Schläge des Priesters hatte seine Lippe wieder heftig zu bluten begonnen, und er fuhr mit der Zunge darüber.
    Inzwischen waren Tristal und Orsel Richtung Osten geflohen, hatten sich nach Süden und dann wieder nach Osten gewandt und schließlich die südliche Richtung eingeschlagen und die älteren Leute eingeholt. Von da an gaben sie jeden Versuch, die Verfolger zu verwirren, auf und gingen durch die Nacht ständig nach Süden. Einmal konnten sie weit hinter sich die Fackeln der Verfolger sehen, aber sie schienen auf falscher Fährte zu sein.
    »Ich werde mit ihnen sprechen«, sagte Orsel. »Ich glaube, die Priester haben einen Fehler gemacht.
    Wenn die Jäger uns fangen, glaube ich nicht, daß sie uns töten werden – außer, wenn Priester dabei sind.
    Das ist unwahrscheinlich. Sie lieben ihren Schlaf und ihre Bequemlichkeit zu sehr.«
    Später in der Nacht kamen die beiden Priester wieder zu Tor. Dieser blieb stumm und hielt den Kopf gesenkt. »Wir ziehen unser Angebot zurück«, sagte der ältere Priester. »Wir werden nicht für dich singen. Du bist zu schlecht. Du mußt selbst sehen, wie du zu-rechtkommst.«
    »Vielleicht hast du recht«, sagte Tor undeutlich.
    »Vielleicht ist das Eis alles. Ich werde im ewigen Feuer sein, genau wie jeder andere sündige Mensch – jeder, der das Leben von anderen beherrscht. Jetzt ist es zu spät für mich. Zu spät.«
    Der ältere Priester starrte ihn unsicher an.
    »Ich bin jetzt sehr schläfrig. Ihr müßt mich schlafen lassen«, murmelte Tor.
    Der ältere Priester lächelte. »Ja. Schlaf gut! Schlaf tief! Schlaf ohne Träume, die dich beunruhigen! Ruh dich aus in deinem Schlaf und bereite

Weitere Kostenlose Bücher