Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
Vom Netzwerk:
der Wind auf die Eislinie traf, nach oben stieg und sie passierte. Es war wie bei den Falken und Möwen, wie sie im fernen Pelbargebiet über den Ufergebirgen flogen. Sie segelten meilen-weit, ohne auch nur einen Flügel zu bewegen.
    Der Flieger ging vor ihnen in die Kurve, hing zitternd in einer Bö, stieg dann höher, stieß herab, flog über die Menge hinweg, kehrte um und ging wieder in eine Kurve, während er sich der Eismauer näherte.
    An diesem Punkt riß ihn eine aufkommende Bö hoch und trieb ihn nach Westen, weit hinauf gegen das Eis-feld. Tor sah, daß er den Vorteil des Aufwinds verloren hatte und wieder so schnell er konnte in den Wind drehte, herunterglitt, nach oben schoß, einen Augenblick zögerte, wieder herabglitt, sich dem Rand des Eises näherte und wie der Blitz darüber hin-wegsauste, während die ferne Menge ein hörbares Murmeln ausstieß, schließlich kurvte er weit östlich des Eises herum, wirbelte, kreiste und ging in Richtung auf die Menge und den Landeplatz nieder.
    Als er landete, sagte einer der anderen Priester: »Schauspieler. Den hätte er beinahe verdorben.«
    Dann warf er einen Blick auf die Jäger, die Tor be-wachten und sagte: »Er hat die Grenze von Gesang erprobt.« Tor lachte. Der Mann funkelte ihn zornig an.
    Einer der Priester brachte Tors Axt herbei und hängte sie ihm an einer Kordel um den Hals, eine zweite Schnur schlang er ihm um die Taille. Tor sah, daß unten die Priester wieder zur Menge sprachen.
    Die auf dem Eis begannen, Tor sein Geschirr anzule-gen.
    »Wartet!« sagte er. »Ardit, Juni. Ich kenne euch nicht gut, aber wir haben miteinander gejagt. Ich weiß, daß ihr ehrliche Männer seid ...«
    »Ihr da! Hört nicht hin, ihr! Macht eure Arbeit!«
    »Ardit«, fuhr Tor ungerührt fort. »Wenn ich sterbe, kannst du meine Axt haben, wenn du mir jetzt hilfst.
    Schau! Hier wurde eine Strebe entfernt. Nimm die Axt und binde sie da hinein. Auf die rechte Seite. Passend zu der Verstrebung links. Siehst du?«
    »Rühr sie nicht an!« zischte ein Priester.
    »Der Gesang ist es doch, der die Flügel hält«, sagte Tor. »Stimmt das etwa nicht? Was macht es also aus?
    Außerdem habe ich auch nicht wie ihr alle im verbotenen Gebiet geübt. Laßt sie mich hineinbinden.«
    »Haltet ihn!« schrie der Priester wutentbrannt.
    »Dann ist das eine Hinrichtung, keine Prüfung und auch kein Ritual«, sagte Tor sanft. »Was habt ihr eigentlich vor – wollt ihr ihren Geist beeinflussen, damit sie es glauben? Es ist alles so durchsichtig – wie die Luft selbst. Eine alberne Täuschung. Ihr müßt euch doch ständig bemühen, sie aufrecht zu erhalten.«
    »Du«, sagte Juni. »Laß ihn die Strebe befestigen.
    Segler können fair sein. Priester werden nicht singen.
    Er wird abstürzen, so oder so. Ihr habt es selbst gesagt.«
    »Geh weg!« kreischte der Priester. »Was fällt dir ein, daß du ...?«
    Juni hatte seine Speerspitze auf die Brust des Mannes gerichtet. »Erst willst du Dardan töten, dann möchtest du diesen Mann in Todesfalle schnallen? Ich habe nichts dagegen, wenn ihr ihn tötet. Aber gebt es zu! Das ist abscheulich. Grausames Spiel!«
    Ohne ein weiteres Wort befreite sich Tor aus dem Geschirr, machte seine Axt los und befestigte sie mit den Riemen von Hals und Taille in den Flügeln, wobei er darauf biß, um sie mit einer Hand festbinden zu können. Dann untersuchte er alle Befestigungen der Flügel, entdeckte eine, die locker war und zog sie mit der Kordel von seiner Hemdbrust nach. Einer der Priester ging auf das Gerüst zu, als wolle er ihm helfen. Tor zeigte mit einem Finger auf ihn und sagte: »Du. Bleib weg! Wenn ich hier sterben soll, möchte ich das lieber alleine tun.«
    »Narr«, sagte der Priester.
    Tor spürte, wie eine Welle von Schwindel gegen ihn anbrandete. Er schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf die Tatsachen. Er ließ sich von Juni in die Flügel schnallen. Der Jäger machte ein todernstes Gesicht. Er flüsterte Tor zu: »Flieg weit weg, wenn du kannst.« Tor schaute ihn an, antwortete aber nicht.
    Schließlich trat er an den Rand der Plattform. Wieder wollten zwei der Priester des Eises nach vorne kommen. Ohne Zögern rannte Tor los und stürzte sich von der Plattform, er raste abwärts und verhielt sich genauso, wie er es sich eingeprägt hatte. Als er sah, wie die Menge größer wurde, versuchte er sich zurückzulehnen, merkte in dem Moment, wie alles verschwamm, schüttelte den Kopf, um wieder klar zu sehen, verlagerte irgendwie

Weitere Kostenlose Bücher