Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
jeden Tag fast zwanzigtausend Rael dadurch, daß die Flotte nicht auslaufen darf.
Und durch den neuen Messingpreis, den die Seligani verlangen, und durch die zusätzlichen Aufträge des Militärs ist unsere Wirtschaft ...« – an dieser Stelle schaute der Mann auf und sah sich blinzelnd im Raum um – »... praktisch am Boden.«
»Der Vorsitzende erteilt das Wort dem Repräsentanten Crupp.«
Crupp sprang auf und zeigte mit dem Finger auf den kahlköpfigen Mann. »Ich habe in meinem Leben schon viel Unsinn gehört, aber so etwas noch nicht.
Die Barbaren waren bis auf fünf Ayas an das Gebäu-de herangekommen, in dem wir jetzt sitzen. Sie marschieren selbst jetzt noch in großer Anzahl von Westen her auf uns zu. Wir müssen uns zusammenneh-men und all unsere nationale Kraft auf das Überleben richten, und da macht sich dieser Batzen Morast Sorgen um die Finanzen. Wo bleibt denn die Wirtschaft, wenn die Wilden heulend durch unsere Straßen laufen und unsere Frauen vergewaltigen? Der springende Punkt ist doch, daß wir das Messing brauchen.
Wir brauchen die neuen Waffen! Und wir brauchen sie jetzt! Warum sitzen wir noch hier und debattieren?«
Der Kahlkopf betrachtete Crupp kühl. »Wir debattieren, weil es an der Zeit ist, zu verhandeln. Diese Geschichten über die Riesenbombe müssen untersucht werden. Es ist möglich, daß wir ein großes Unrecht begangen haben.«
»Ein großes Unrecht! Ist es ein großes Unrecht, zu überleben?«
»Repräsentant Crupp, du mußt dich entweder beherrschen oder diesen Raum verlassen«, sagte der Vorsitzende schläfrig.
»Ich habe den Eindruck«, meinte der Kahlkopf und betrachtete dabei seine Fingernägel, »daß jemand, der persönlich allein in diesem Jahr mehr als zweiund-achtzigtausend Rael an diesem Krieg verdient hat, in einer verteufelt schlechten Position ist, um noch weitere Ausgaben zu verlangen, wenn es eine Alternative gibt.«
»Es gibt keine Alternative, du hirnloser Kuhfladen!
Die Existenz unseres Vaterlandes steht auf dem Spiel!
Die Existenz unseres Volkes!«
Der Kahlkopf lächelte ein wenig. »Meine Nichte hat mit zweien der Partisanen gesprochen, als sie ihre Scheune niederbrannten. Ihre Kinder waren auf dem Heuboden. Die Partisanen haben sie gerettet. Sie war natürlich wütend und hatte Angst. Aber sie haben ihr nichts angetan – und den Kindern auch nicht. Sie glaubt, daß es möglich ist, mit ihnen zu reden. Ihr müßt zugeben, daß es nicht schaden kann. Selbst Crupp kann mit den schmierigen Pfeilen seiner Dreckszunge niemanden verletzen. Nach allem, was wir ...«
»Das muß ich mir von diesem stinkenden, weiß-
bäuchigen, feigen Schleimer nicht gefallen lassen!«
schrie Crupp.
»Amtsdiener!« rief der Vorsitzende. »Bitte begleite den Repräsentanten Crupp aus dem Raum, bis er sich wieder beruhigt hat! Ein gewisses Maß an Ordnung wollen wir hier doch aufrechterhalten. Es gibt Grenzen für die erregte Ausdrucksweise, die wir zulassen können, und diese Grenzen wurden jetzt überschrit-ten. Ja, Repräsentant Amoc?«
»Ich kann es nicht billigen, daß einem Mitglied hier ein Maulkorb angelegt wird, Vorsitzender. Ich möchte zu Protokoll geben, daß ich dagegen protestiere und verlange, daß über diese Entscheidung ab-gestimmt wird.«
Von der Galerie schrillte eine Stimme: »Hör zu, du froschgesichtiger, fettwanstiger Kriegsgewinnler!
Mein Sohn ist da draußen verreckt, damit du dir deinen stinkenden Bauch vollschlagen konntest, und jetzt willst du protestieren. Du hast wirklich die Drei-stigkeit einer Elster. Die Eier sollte man dir ...«
Ein Amtsdiener legte der alten Frau eine Hand auf den Mund und zerrte sie von der Galerie.
»Vielleicht sollten wir die Galerie räumen lassen, Vorsitzender«, schlug Amoc vor.
»Mr. Budde?«
»Ich würde dagegen Einspruch erheben, Vorsitzender. Die Leute müssen wissen, was in diesen Räumen vor sich geht. Und sie sollen auch erfahren, daß ich soeben die Nachricht erhalten habe, der Pelbar-Gefangene Stel habe die Erlaubnis bekommen, vor diesem Gremium zu sprechen, und zwar von Owayn Sovel, unserem Vertreter in Baligan, als Bedingung dafür, daß er die Leute aus Baligan heraus-brachte.«
»Tatsächlich? Ich glaube nicht, daß Owayn dazu berechtigt war, Mr. Budde.«
»Trotzdem scheint es mir für unser Problem hier doch höchst wichtig zu sein, daß wir den Mann anhö-
ren, um den Feind einschätzen zu können. Vielleicht hat er uns wertvolle Dinge zu sagen. Es ist klar, daß wir mit dem Feind zu
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