Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
es nicht.«
»Na gut. Keine einzige Neckerei mehr.«
»Lächelst du noch einmal? Sie haben dir einen Zahn ausgeschlagen.«
»Ich muß es ertragen. Zerstört in seinen Jugendta-gen.«
»Tja. Kannst du es da unten aushalten?«
»Ja. Du mußt mir nur etwas zu essen besorgen.
Egal, was. Ich brauche nach Einbruch der Dunkelheit einen Vorsprung von zwei oder drei Ayas, dann komme ich klar.«
»Ich verstehe dich einfach nicht. Das ergibt doch alles keinen Sinn.«
»Nein. Das stimmt. Es ist einfach so etwas, was man tun muß.«
»Was wird aus Raydi? Und aus Ahroe?«
Stel schloß die Augen. »Ich weiß es nicht, Eo. Ich weiß es nicht.«
In Threerivers war Ahroe schon aufgestanden und bereitete sich auf eine Sitzung mit den Delegierten vor, die später an diesem Tag stattfinden sollte. Ein leises Klopfen rief sie zur Tür. Da stand Dahn, eine junge Peshtak-Frau, etwas nach hinten geneigt wegen ihrer Schwangerschaft. »Ahroe ... ich war am Funkgerät, da kam eine Nachricht aus Pelbarigan. Es hieß, wenn Stel hierherkäme, sollte man ihn ergreifen und festhalten. Die Nachricht war vertraulich, aber ich dachte ...«
»Wurde auch gesagt, warum?«
»Nein, Leiterin der Garde. Wie konnte man Stel so etwas antun? Ich verstehe das wirklich nicht. Er ...«
»Es ist wegen des Buchs, Dahn. Es hat mit diesem verfluchten Buch zu tun. Danke, daß du es mir gesagt hast.«
»Du wirst ...«
»Ja. Ich verrate dich nicht. Keine Angst. Und mach dir keine Sorgen um Stel. Ich tu das nun schon seit so vielen Jahren genug.« Sie lachte kurz. »Vermutlich brauche ich auch jetzt nicht damit aufzuhören.« Sie umarmte die junge Frau zurückhaltend, klopfte ihr auf die Schulter, schloß dann die Tür und setzte sich wieder auf ihr schmales Bett. Später rappelte sie sich auf, als ihre Arme kalt wurden. Sie hatte durch das Fenster in den grauen Wintermorgen hinausgestarrt.
Sie wußte, daß dieser Besuch nicht lange dauern konnte. Morgen würde sie Weiterreisen.
Der gesamte Rat füllte die seitlichen Sitze, als die Protektorin den Gerichtssaal betrat. Drei Männer standen mit gesenkten Köpfen auf dem freien Raum in der Mitte, die Hände gefesselt, von vier Gardisten flankiert.
»Triner, Redo und Idged also. Alle mit Geistlichen verheiratet«, sagte Alance. »Und doch habt ihr es alle für richtig gehalten, gegen das Gesetz dieser Stadt zu verstoßen und Gewalt gegenüber den Leibgardisten der Protektorin anzuwenden. Nur ihr und Aven wißt, was ihr meinem Gefangenen antun wolltet. Unsere Aufgabe ist es jetzt, ihn wiederzufinden und in Erfahrung zu bringen, wo sich das Original des Buches befindet. Eure Absicht ist das sicher nicht gewesen. Bitte sagt dem Rat, was ihr eigentlich erreichen wolltet.«
»Wir haben nichts zu sagen.«
»Das ist bei uns nicht Brauch, Triner. Wenn Bürger vor den gesamten Rat gebracht werden, so erwartet man von ihnen, daß sie die Fragen, die ihnen die Protektorin stellt, wahrheitsgetreu und erschöpfend beantworten. Ist euch das nicht bekannt?«
»Wir haben trotzdem nichts zu sagen.«
»Ihr seid aus dem Westquadranten? Hat Triners Rätin ihm etwas zu sagen?«
Eine kleine, dünne Frau mit reinweißem Haar erhob sich und räusperte sich. »Triner, die Vorschriften sind eindeutig. Wenn das, was ihr getan habt, zu verteidigen ist, wird es verteidigt werden. Ihr müßt sprechen. Sonst bringt ihr Schande über die Geistlichkeit, deren Vertreter ihr ja doch seid.«
»Wir vertreten nicht die Geistlichkeit. Die Geistlichen wußten nichts von dem, was wir getan haben.«
»Warum habt ihr es denn dann getan?«
»Ihr seht doch wohl, welchen Schaden dieser Schuft mit seinem Buch angerichtet hat. Die ganze Sache bricht auseinander. Pels Worte werden miß-
achtet, verstümmelt, verdreht«, sagte Redo.
»Redo!« zischte Triner.
»Es nützt doch alles nichts. Ich werde sprechen.«
»Wir waren uns doch einig ...«
»Ein Fehler. Protektorin, deine Entscheidung hat den Feinden von Pelbarigan und von Aven Auftrieb gegeben. Wir wollten Stel nur festhalten und ihn im Austausch gegen alle Abschriften des Buches freilassen. Dein Plan hat nichts genützt.«
Ein Raunen ging durch den Gerichtssaal. Alance stand auf und stützte sich mit den Knöcheln auf den Tisch. Dann lachte sie und setzte sich wieder. »Ich verstehe«, sagte sie. »Ich habe so schlechte Arbeit geleistet, daß ihr mich korrigieren mußtet. Nun, mit dieser Ansicht seid ihr nicht allein. Es sieht so aus, als sei jeder in der Stadt unzufrieden und müsse
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