Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
seine Parolen auf Mauern, auf Papier und in den Schnee schreiben, die Stadt verlassen und die Gardisten angreifen, und jeder hat andere Gründe dafür. Jeder von euch möchte seinen Willen durchsetzen. Ihn allen anderen aufzwingen. Nur eines soll gelten. Ich habe versucht, einen Kompromiß zu finden. Offenbar ist er gescheitert. Ihr – Gefangenen. Setzt euch bitte! Ihr könnt unserer ersten Ratssitzung zuhören. Wer möchte zu diesem Thema etwas sagen?«
Elf Ratsmitglieder standen auf und warteten, bis man ihnen das Wort erteilte. Es dauerte bis weit nach Sonnenhochstand, bis alle angehört waren, und ihre Meinungen waren stellvertretend für ein vollständiges Spektrum von Anschauungen. Endlich hob Alance die Hand und sagte: »Nun, Triner, nachdem du das alles gehört hast, was würdest du tun? Das gleiche noch einmal?«
»Das Buch verbieten. Das ist die einzige Möglichkeit.«
»Stel sagte, ich könnte genausogut versuchen, das Licht in die Sonne zurückzustopfen. Die Ideen sind schon bekanntgeworden.«
»Wenn das Buch weg ist, werden sie auch wieder verschwinden.«
»Und du bist dir deiner eigenen Vorstellungen so sicher, daß du bereit bist, alle zu zwingen, ihnen bei-zustimmen?«
»Ja, es ist doch zu ihrem Besten. Die Gebote Pels haben dieser Stadt jahrhundertelang genügt. Warum sollen wir unser Geburtsrecht wegwerfen?«
»Dann bist du von deinem Standpunkt also nicht abgerückt?«
»Nein. Ich sehe keinen Grund dafür.«
»Seid ihr beiden auch dieser Meinung?«
»Ja«, sagte Redo.
»Protektorin, ich habe einen Vorschlag«, meinte Idged. »Ich habe mir alles angehört, was gesagt wurde, und ich sehe jetzt, inwiefern wir uns geirrt haben. Ich bedauere, was wir getan haben. Ich ...«
»Idged!« zischte Triner.
»Ich schlage vor, alle mögen sich darauf einigen, die Fragen offenzulassen, während ein Komitee das neue Buch mit den Schriften der Pelbar vergleicht.
Wo die beiden übereinstimmen, kann der betreffende Teil von Stels Buch zugelassen werden. Wo sie nicht übereinstimmen, muß der betreffende Teil des neuen Buches zensiert werden. Auf diese Weise bleibt Pels Werk unangetastet, das neue Buch wird es einfach stützen.«
Alance schaute ihn an und trommelte spielerisch mit den Fingern. »Danke, Idged. Du hast dir Mühe gegeben. Ich bezweifle allerdings, daß damit viele zufrieden wären. Gardisten, nehmt diese Männer mit und bringt sie in den Raum, in dem Stel festgehalten wurde. Um ihren Fall werden wir uns später kümmern.«
Nachdem sie fort waren, sagte sie zum Rat: »Ihr seht, wohin es mit uns gekommen ist. Ich fürchte mehr um die Stadt als um die religiöse Wahrheit, um die wir uns vielleicht gar nicht zu sorgen brauchen.
Wir haben uns festgefahren. Hier ist mein Vorschlag: Während eines Zeitraums von sechs Tagen unter-nimmt niemand etwas, und wir denken derweilen über alles gründlich nach. Meine ursprüngliche Entscheidung bleibt bestehen, ich möchte sie nur in einem Punkt verändern. Es ist nicht zu übersehen, daß wir jene Leute, die das Buch in der Bibliothek lesen wollen, nicht den Geistlichen unterstellen dürfen.
Daher können alle das Buch lesen, die das wollen, sie müssen sich lediglich bereiterklären, eine gleiche Menge von Pelbar-Schriften zu lesen und den üblichen Gottesdiensten beizuwohnen. Ich bin sicher, daß das zu überwachen ist. Dies werde ich noch schrift-lich niederlegen. Und jetzt habe ich im Augenblick sonst keine Lösungen anzubieten, aber ich werde alle weiteren Gedanken, die ihr vielleicht habt, in Erwä-
gung ziehen. In sechs Tagen werden wir in dieser Angelegenheit wieder zusammenkommen. Wir wollen mit zwei Sonnenbreiten Gebet schließen – nach Art der Pelbar.«
Nach dem Gebet ließ Alance, als sie sich zum Gehen wandte, ihren Blick kurz über die Versammlung schweifen. Die Gesichter, die sie sah, waren nüchtern und in einigen Fällen zornig. Alance seufzte, als sie ihr Privatgemach betrat.
Inzwischen saß Borund in Innanigan mit einem Kreis von Männern und Frauen in seinem Haus. »Dann sind wir uns einig? Wir werden analysieren, was wir von diesen Westländern wissen, jeder ihrer Stärken etwas entgegensetzen und jede ihrer Schwächen aus-beuten. Die offensichtlichste Schwäche, die wir gefunden haben, ist ihre Neigung zum Mitgefühl. Damit können wir sicher etwas anfangen. Eine zweite Schwäche ist die Tatsache, daß sie aus mehreren Gesellschaften bestehen. Vielleicht können wir sie voneinander abspalten. Und jetzt erkläre uns, Subish,
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