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Pelbar 7 Das Schwert der Geduld

Pelbar 7 Das Schwert der Geduld

Titel: Pelbar 7 Das Schwert der Geduld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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beendete das Lied und begann zu improvisieren.
    Ahroe fiel etwas Neues an seiner Musik auf, ein üppiger und trauriger, aber doch irgendwie zufriedener und ausgeglichener Ton. Nein, nicht wirklich zufrieden. Die Musik schien ein Sehnen auszudrücken, aber nach etwas, was nicht leicht zu erlangen war. Sie erinnerte Ahroe an Drosseln an Sommerabenden, tief im Wald, wenn es war, als habe das ganze, üppig grüne Labyrinth von Schatten eine Stimme gefunden, als sei die Drossel eins geworden mit dem Wald und spreche von seinem aufquellenden Leben. Sie schluckte ein wenig. Was spürte sie da? Stel war ihr irgendwie fremd geworden. Er hatte eine Dimension gefunden, die sie noch nicht erforscht hatte, und sie spürte, daß sie ... Angst hatte, sich hineinfallen zu lassen.
    Endlich hörte er auf zu spielen, und sie bemerkte, daß ihre Füße vom Stillstehen ganz taub geworden waren.
    Als sie um die letzte Biegung in dem überhängenden Kalkfelsen kam, schaute Stel von seinem Feuer auf. »Du kommst rechtzeitig zum Abendessen«, sagte er. »Ich habe genug gekocht.«
    »Bist du jetzt wie Tor? Hast du gewußt, daß ich komme?«
    »Nein. Ich habe für drei Tage gekocht. Und genug für ein paar Gardisten, sollten welche kommen.«
    »Der Gardist bin ich.«
    »Ich weiß, Ahroe. Ich weiß das schon lange. Du bist der Inbegriff des Gardisten. Bist du müde? Frierst du?« Er reichte ihr eine Holzschale mit dampfendem Eintopf. »Wir können drin essen. Ich habe noch keine richtige Feuerstelle gebaut, aber es ist windge-schützt.«
    Ahroe schlürfte etwas von der Flüssigkeit ab, die am Rand der Schüssel hing. Sie rann ihr brennend die Kehle hinunter, und sie mußte blinzeln. Stel hatte sich in die Hütte geduckt, und sie folgte ihm.
    Im Innern brannte eine kleine Tonlampe, und als sie sich zum Essen in ihre Fellrollen wickelten, sah Ahroe in Stels von unten beleuchtetem Gesicht die Spuren der Schläge, die er abbekommen hatte. Au-
    ßerdem sah er blaß aus und bewegte sich zaghaft und steif.
    »Ich bin wegen des Buches gekommen, Stel«, sagte sie.
    »Ich weiß.«
    »Es ist wichtig, die Sache jetzt beizulegen, soweit das möglich ist. Die Stadt reißt auseinander.«
    »Ja. Ich verstehe.«
    »Das mußte nicht sein. Dein Eigensinn ist über die Mauern hinausgegangen.«
    »Eine Metapher aus den alten Zeiten«, sagte er mit leisem Lachen.
    »Stel, es ist mir egal, woher die Metapher stammt.
    Das ist eine praktische Angelegenheit. Wir müssen den Konservativen gegenüber eine versöhnliche Geste machen und dem Rat gehorchen.«
    Stel starrte in die Lampe. »Wir? Du meinst, ich.«
    »Du reitest auf jedem Wort herum. Ich rede über die großen Dinge.«
    »Ist es nicht etwas Großes, wenn man versucht, das Wesen der Dinge zu verstehen?«
    »Wirst du mir das Buch geben?«
    »Ahroe, ich weiß es nicht. Vielleicht. Aber irgendwie glaube ich, daß ich es nicht aufgeben kann.«
    Ahroe seufzte, schloß die Augen und versuchte, ih-re Wut zu beherrschen, doch sie wurde davon überwältigt. Sie warf Stel den Rest des Eintopfs ins Gesicht. Dann befreite sie sich aus ihrer Fellrolle, riß ihn an den Haaren hoch und schüttelte ihn. »Das Buch!
    Ich will dieses Buch haben!«
    »Dann such es dir«, sagte Stel tonlos und wischte sich das Gesicht ab.
    Ahroe gab ihm eine schallende Ohrfeige. »Ich meine es ernst«, sagte sie.
    »Ja. Schlag mich noch einmal! Mit dem Eintopf an den Händen siehst du großartig aus.«
    Ahroe schlug ihn tatsächlich, als er so dastand und herumschwankte, und als er sein Gesicht mit den Händen bedeckte, ging sie wie eine Wilde auf seinen Körper los. Als sie seine Seite traf, schrie er auf, stürzte, kroch, noch halb in der Fellrolle steckend, in die Ecke und rührte sich nicht mehr.
    Mit seinem Schrei war Ahroes Zorn verflogen, und Scham mischte sich in ihre Enttäuschung. Sie kniete neben ihm nieder und legte ihm die Hand auf den Rücken. Er bewegte sich nicht, aber sein Rücken hob und senkte sich in krampfhaftem Zittern.
    »Was ist los mit dir?« zischte sie. Er antwortete nicht. »Mit dir habe ich mehr Schwierigkeiten gehabt, als man mit drei Männern haben dürfte. Und du änderst gar nichts damit. Ich muß das Buch haben.«
    Stel antwortete noch immer nicht. Ahroe bewegte ihre Hand auf seinem Rücken, aber er zuckte schau-dernd davor zurück. Sie lehnte sich nach hinten, ließ aber die Hand auf seinem Körper liegen und schaute in die brennende Lampe. Schuldgefühle krochen in ihr hoch. Sie hatte ihn noch nie geschlagen,

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