Pelbar 7 Das Schwert der Geduld
Onkel Tor hat etwas davon aufgenommen. Von ihm habe ich einiges mitgekriegt. Was ich von dem Buch gelesen habe, entspricht dem Geist Pels.«
»Nicht ganz. Pel wollte Frieden. Sie lehrte uns, uns vor dem Krieg einzumauern, auch wenn uns das teuer zu stehen kam. In Freiheit, in Wohlstand. Dieser hier sagt, er sei nicht mit dem Frieden gekommen, sondern mit einem Schwert.«
»Das Schwert ist nicht wörtlich gemeint. Tor zi-tierte immer Pel: ›Übt Nachsicht! Greift zum Schwert der Geduld!‹ Ich glaube, das hat mir letzten Herbst das Leben gerettet. Du hast gesehen, wie auf der anderen Seite Gewalt erzeugt wird, wenn man das Niveau der Gewalt anhebt. Auf diese Weise haben die Innanigani gerade erst so viele Männer verloren. Ihr Niveau der Gewalt hat eine vergleichbare Reaktion ausgelöst. Das mußte nicht sein.«
»Wir haben nicht zum Schwert der Geduld gegriffen«, sagte Ahroe und zog dabei das alte Kurzschwert, das sie immer noch trug; sie warf es hoch, fing es am Griffende auf und ließ es spielerisch geschickt mit der Spitze nach oben auf ihrer Fingerspitze kreisen. »Wir haben Gewalt mit Gewalt vergolten und waren ihnen dabei überlegen.« Sie ließ das Schwert in ihre Hand fallen und steckte es mit einer lässigen Bewegung in die Scheide zurück.
»Sieh dir deine Hand an! Du hast dich brennen lassen, um es ihnen zu erleichtern. Sie müssen gewußt haben, daß es eine symbolische Folter war, um die Peshtak ein wenig zufriedenzustellen, ohne die Gefangenen zu sehr zu verletzen. Wir haben sie nach Hause geführt und freigelassen. Wir übten Nachsicht.
Das war das Schwert der Geduld.«
»Viel Vertrauen habe ich nicht dazu. Wenn du dieses Insekt Borund gesehen hättest, wüßtest du in-stinktiv, daß er sobald wie möglich mit einer Armee zurückkehren will wie der Zug der Wildrinder, mit allen Streitkräften, die er aufbieten kann. Wir konnten nicht anders handeln. Wir mußten sie gehen lassen.
Weil wir so sind, wie wir sind.«
»Das kann nicht an allen spurlos vorübergegangen sein. Es muß eine Wirkung haben. Es ist eine Waffe.
Sie wirkt nur langsamer. Wir müssen Geduld haben.
Sie können nicht alle vom Blutrausch erfaßt sein.«
»Das müssen sie auch nicht. Nur die Anführer. Die anderen tun schnell genug, was man ihnen sagt. Das ist immer so.«
»Vielleicht gibt es auch bei ihnen ein oder zwei Stels.«
»Ganz ohne Zweifel. Aber sieh doch, was mit den Stels passiert.«
»So schlecht hat er sich nicht gehalten, Ahroe.«
»Nicht schlecht? Er will überhaupt keine Kompromisse schließen, Tris. Und sieh ihn dir doch an! Er läßt sich nicht von mir sehen. Er liegt irgendwo in diesem elenden Loch im Boden, mit verletzter Seite.
Durch sein Davonlaufen hat er die Wunde noch ver-schlimmert, und dann habe ich auch noch etwas da-zugetan. Jetzt ist er für mich verloren. Es mußte nicht so kommen.«
»Wirklich nicht?«
Ahroe funkelte ihn an, aber er lächelte ihr einfach zu, ohne sich einschüchtern zu lassen. Endlich senkte sie den Blick. »Ich glaube, da kann man nichts machen. Ich war immer der Arm der Obrigkeit. Ganz so gräßlich ist sie auch nicht, Tris. Wir haben viel Gutes erreicht. Schau nur, was wir getan haben! Er brockt mir immer die Suppen ein, die ich dann auslöffeln muß. Oder stapelt Steine, aus denen ich dann Mauern bauen soll.«
»Vielleicht. Aber man kann das auch anders sehen, Ahroe. Ihr beide seid die Enden eines Waagbalkens, der eine Menge wichtiger Dinge wiegt.«
»Das ist ein schwacher Trost. Die Kräfte einer Waage arbeiten immer gegeneinander.«
»Aber wenn sie harmonisch wirken, wird alles genau auf dem richtigen Punkt gehalten, und wenn sie gleichmäßig gegeneinander ziehen, dann arbeiten sie am besten zusammen, dann sind sie am nützlich-sten.«
»Hm. Die meisten Analogien kann man zu weit treiben, Tris. Das hast du soeben getan. Ist das Kaninchen fertig?«
Tristal stach mit der Spitze seines Messers hinein.
»Gleich.«
Nachdem sie gegessen hatten, schlenderte er in der Dunkelheit davon, um sich das leere Gebiet um die alte, zerstörte Kuppel herum anzusehen. Ahroe las weiter in ihrem Buch. Als Tristal zurückkam, schlief sie schon in der Hütte, in der Kälte zusammengerollt.
Er breitete seine Fellrolle neben ihr aus und kroch hinein. Sie regte sich, drehte sich um und legte ihren Arm über ihn. »Tris, ich kann ihn nicht hierlassen.«
»Doch. Das kannst du. Er will es so. Wer weiß?
Vielleicht seid ihr gerade jetzt am besten im Gleichgewicht.«
»Rede keinen
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