Pells Stern
Neugier. Stimmen schwatzten ungestört weiter. Musik kam aus der Promenade geschwebt, dünne, süße Klänge. Ein paar Downer befanden sich im Korridor und versorgten die dort wachsenden Pflanzen. Damon und Talley folgten dem allgemeinen Verkehrsfluss, waren anonym darin.
Der Gang mündete in die Promenade, eine Dunkelheit, in der das einzige Licht von den großen Projektionsschirmen stammte, die ihre Wände waren: Bilder von Sternen, von Downbelows Sichel, vom Flackern der gefilterten Sonne, den von außen befindlichen Kameras gesehenen Docks. Die Musik war geruhsam, eine Verzauberung aus Elektronik und Glockenläuten und manchmal einem zitternden Bass, von Augenblick zu Augenblick neu ins Gleichgewicht gebracht zum sanften Tenor der Gespräche an den Tischen, die das Zentrum der gekrümmten Halle ausfüllten. Die Schirme wechselten mit der endlosen Umdrehung von Pell selbst, und die Bilder wechselten rechtzeitig von einem Schirm zum anderen, die sich alle vom Boden bis zur hohen Decke erstreckten. Allein der Boden, die winzigen menschlichen Gestalten und die Tische waren dunkel.
»Quen-Konstantin«, sagte er zu der jungen Frau am Eingangsschalter. Sofort trat ein Kellner hinzu, um sie zum reservierten Tisch zu führen.
Aber Talley war stehen geblieben. Damon blickte zurück und sah, dass er mit einem offenherzigen Blick zu den Schirmen hinaufstarrte. »Josh«, sagte Damon, und als keine Reaktion erfolgte, fasste er ihn am Arm. »Hier entlang!« Manche Neulinge in der Promenade verloren das Gleichgewicht, hatten Schwierigkeiten mit der langsamen Drehung der Bilder, vor denen die Tische zu Zwergen wurden. Er hielt Talley auf dem ganzen Weg bis zum Tisch fest, ein erstklassiger Tisch am Rand, wo der Blick auf die Schirme nicht behindert war.
Elene erhob sich bei ihrer Ankunft. »Josh Talley«, sagte Damon. »Elene Quen, meine Frau.«
Elene blinzelte, ihre äußerste Reaktion auf Talley. Zögernd streckte sie die Hand aus, die er ergriff. »Josh, einverstanden? Elene.« Sie setzte sich wieder auf ihren Stuhl, und die beiden Männer folgten ihrem Beispiel. Der Kellner stand erwartungsvoll daneben. »Noch einen«, sagte sie.
»Special«, sagte Damon und betrachtete Talley. »Bevorzugen Sie irgendwas? Oder vertrauen Sie mir?«
Talley zuckte die Achseln, wirkte unbehaglich.
»Zwei«, sagte Damon, und der Kellner verschwand. Er blickte zu Elene hinüber. »Ganz schön voll heute Abend.«
»In letzter Zeit gehen nicht mehr viele Einwohner zu den Docks«, meinte Elene. Das stimmte; die gestrandeten Kauffahrer hatten zwei der Bars exklusiv mit Beschlag belegt, ein aktuelles Problem für die Sicherheit.
»Hier wird Abendessen serviert«, sagte Damon und blickte dabei Talley an. »Zumindest Sandwichs.«
»Ich habe schon gegessen«, sagte er mit abwesender Stimme, die dazu geeignet war, jedes Gespräch zu beenden.
»Haben Sie«, fragte Elene, »schon viel Zeit auf Stationen verbracht?«
Damon langte unter dem Tisch nach ihrer Hand, aber Talley schüttelte völlig unbeeindruckt den Kopf.
»Nur auf Russells.«
»Pell ist von allen die beste.« Sie umging diesen Abgrund, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.
Einen Schuss abgewehrt,
dachte Damon und fragte sich, ob Elene wusste, was sie tat. »Auf den anderen gibt es nichts, was dem hier gleicht.«
»Quen - ist ein Kauffahrername.«
»War
einer. Sie wurden bei Mariner vernichtet.«
Damon umklammerte ihre Hand, die sie auf dem Schoß liegen hatte. Talley starrte sie betroffen an. »Das tut mir leid.«
Elene schüttelte den Kopf. »Nicht Ihre Schuld, da bin ich sicher. Die Kauffahrer kriegen es von beiden Seiten. Pech, sonst nichts.«
»Er kann sich nicht erinnern«, sagte Damon.
»Können
Sie?« wollte Elene wissen.
Talley schüttelte leicht den Kopf.
»Also«, meinte Elene. »Weder hier noch dort. Ich freue mich, dass Sie kommen konnten.
Die Tiefe hatte Sie ausgespuckt. Würde nur ein Stationsbewohner mit Ihnen würfeln?«
Damon war weiterhin verblüfft, aber Talley lächelte matt; er schien irgendeinen unbekannten Witz verstanden zu haben.
»Ich nehme an.«
»Glück und nochmals Glück«, sagte Elene, blickte ihn von der Seite her an und spannte die Hand. »Sie können auf dem Dock würfeln und gewinnen, aber die Tiefe verlädt eigenhändig.
Trägt einen Menschen ins Glück. Berührt ihn dafür. Hier zu den Überlebenden, Josh Talley.«
Bittere Ironie? Oder ein Versuch, ihn willkommen zu heißen? Es war Kauffahrerhumor, oft unverständlich wie eine
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