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Pelte, Reinhard

Pelte, Reinhard

Titel: Pelte, Reinhard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inselbeichte
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Als mein Professor mich nach meiner Promotion einstellen wollte, konnte ich nicht in den Staatsdienst übernommen werden, weil ich unter den Extremistenerlass fiel. Da stand ich auf der Straße.«
    »Das ist ja ’n Ding. Mein Gott, wer hätte daran gedacht?«
    »Ja, darüber solltet ihr euch bei der Polizei mal Gedanken machen.«
    »Wir machen nicht die Gesetze, Joachim.«
    »Aber ihr müsst sie exekutieren, ihr Armen.«
    »Da hast du recht. Wie ging es nun weiter? Du siehst nicht so aus, als wärst du auf der Straße geblieben.« Sie lachten beide.
    »Ich hatte während meines Studiums mit den ersten Computern zu tun. Wir hatten ein Rechenzentrum im Institut. Rechenzentrum ist gemessen an dem, was man sich heute darunter vorzustellen hat, ein Witz. Wir hatten einen Zuse-Rechner. Das waren riesige Schränke, die in den Kellerräumen untergebracht werden mussten. Wofür wir damals ganze Gewölbe brauchten, speicherst du heute leicht auf einem Datenstick. Also, ich wusste, wie man Computer schreibt und hatte ALGOL und etwas FORTRAN {11} gelernt.«
    Jung und Joachim hatten ihre Umgebung ganz vergessen. Die lautstarke Unterhaltung an der Bar war an ihnen vorbei gegangen. Immo kam an ihren Tisch.
    »Was habt ihr vor, ihr beiden? Steckt die Köpfe zusammen, als heckt ihr irgendetwas aus. Was wollt ihr trinken?«
    Jung bestellte sich Kiedricher Wasseros und Joachim schloss sich ihm an.
    »Nun hockt hier nicht so verschwörerisch zusammen, sondern kommt zu uns rüber an den Tresen. Eric erzählt gerade, wie es ihn nach Kalifornien verschlagen hat. Er war mal Trucker da drüben, irre was?«
    »Wir enträtseln gerade die kriminelle Vergangenheit von Joachim«, antwortete Jung launig.
    »Wir kommen rüber, wenn Hauptkommissar Jung aus Flensburg alles aufgeklärt hat, okay Immo?«
    Immo sah ihn irritiert an und schwieg. Dann machte er kehrt und verschwand wortlos in Richtung Tresen.
    »Also, Joachim, du wusstest, wie man Computer schreibt. Und dann?« Jung blickte seinem Schulkameraden aufmerksam in die Augen.
    »Ich suchte einen Job, von dem ich leben konnte. Und zu der Zeit streckte die US-Software-Industrie ihre ersten Fühler nach Europa aus. Zuerst wollten sie in der akademischen Welt Fuß fassen. Sie glaubten, und das hat sich als absolut richtig erwiesen, zuerst über die Universitäten die Nützlichkeit ihrer Produkte verbreiten zu können. Dazu brauchten sie Leute, die sich da auskannten.«
    »Und du warst einer von denen, nicht wahr?«, unterbrach ihn Jung.
    »Genau. Andere Studierte mit Doktortitel sahen ihre Zukunft sonstwo, aber nicht bei so windigen Spinnern in Turnschuhen und Sweatshirts. Damals war das äußerst suspekt und das Letzte, wozu sich ein deutscher Akademiker herabgelassen hätte. Mir blieb nicht viel anderes übrig, denn in der sogenannten freien Wirtschaft war ein registrierter Extremist genauso vogelfrei wie im öffentlichen Dienst.«
    »Dann warst du sozusagen das trojanische Pferd der Turnschuhgang aus den Staaten.«
    »So kann man das ausdrücken, ja.«
    »Und dafür steckten sie dir ordentlich Dollars in die Tasche. Verstehe.«
    »Da täuschst du dich gewaltig. Das Computerzeitalter war gerade erst eingeläutet worden. Es musste noch Geld investiert werden. Es wurde noch kein Geld verdient, verstehst du?«
    »Wie wurdest du bezahlt?«
    »Lächerlich. Aber ich hatte etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf. Sie hielten mich mit Aktienoptionen bei Laune. Ja, ich war ihr erster und erst einmal einziger Spitzenmann in Deutschland. An der Spitze blieb ich, bis ich keine Lust mehr hatte, aber es kamen Zigtausende hinzu. Die Aktienoptionen haben mich inzwischen zum Millionär gemacht.«
    Jung schwieg zunächst beeindruckt. »Klasse Story. Wozu der Extremistenerlass doch gut gewesen ist.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Immo kam mit dem Wein an ihren Tisch und setzte sich zu ihnen.
    »Was hat Joachim denn nun verbrochen? Hat der Kripo-Mann den Fall geklärt?« Immos Sprache hatte alles Dröhnen verloren und den intimen Ton unter Brüdern im Geiste angenommen.
    »Trinken wir erst einmal«, unterbrach ihn Joachim. »Auf dich Immo. Vielen Dank für deine Einladung.«
    Sie hoben die Gläser, sahen sich in die Augen und stießen miteinander an. Jungs Stimmung hob sich sofort, als er den herben Riesling auf der Zunge spürte.
    »Woher hast du diesen guten Tropfen, Immo? Ein Rheingauer in Norddeutschland, sehr selten. Wie bist du darauf gekommen?«
    »Du, Jungi, das macht alles mein

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