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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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die der Besitzer dieses Wagens auch
gern ausstößt.«
    Gudrun richtet sich auf, stemmt die Hände in die Hüften und funkelt
mich an.
    »Was hast du gegen Hans-Peter? Ich denke, er ist dein Freund!«
    »Er ist alles Mögliche, nur nie mein Freund gewesen«, sage ich leise
und sehr ernst. Irgendwo habe ich mal gelesen, nichts sei lächerlicher als die
Liebe von gestern.
    In Bezug auf mich und Hans-Peter kann ich das nur bestätigen, aber
Gudruns Liebe ist nicht von gestern. Die ist hochaktuell und genauso
hoffnungslos, wie es meine einst war. Zu dumm, dass man nur aus eigenen
Erfahrungen klug wird; wie gern würde ich meiner Freundin das Leid ersparen,
das dieser Mann über Frauen ausschüttet; wie gern würde ich ihr die Augen über
das wahre egoistische Wesen des Hans-Peter Kellenhusen öffnen wollen! Aber mir
gegenüber würde sie ihn nur verteidigen, und selbst wenn ich ihr von den
vierzehn Jahren meines vergeblichen Wartens erzählte, käme von ihr garantiert
nur der alte Spruch, bei ihr sei alles ganz anders.
    »Er hat mir gesagt, dass er großen Respekt vor dir hat, du eine ganz
tolle Frau und zu ihm immer fair gewesen bist«, sagt Gudrun vorwurfsvoll, »und
dass ihr im Guten auseinandergegangen seid. Bist du seinetwegen in die Eifel geflüchtet?«
    »Du weißt, weshalb ich hierhergekommen bin«, gebe ich seufzend
zurück. Auch das hing mit einer unglücklichen Liebe Gudruns zusammen. Irgendwie
hat sie das Talent, sich immer die total falschen Männer auszusuchen. Ich muss
allerdings zugeben, dass die Auswahl in unserem Umkreis äußerst eingeschränkt
ist.
    Gudrun macht die Autotür so weit zu, wie es das Stromkabel erlaubt,
reibt sich dann die Hände und sagt: »Er glaubt, dass seine Frau abgehauen ist,
für ihn zu ärgern. Eigentlich ist er sich da ganz sicher. Niemand kennt sie
besser als er. Sie hatten nämlich einen ganz bösen Streit, und er sagte, das
war für ihn jetzt definitiv der letzte. Wenn sie aus ihrem Fledermausloch herausgekrochen
ist, wird er die Scheidung einreichen und …«
    »Gudrun …«
    Sie ist nicht zu bremsen.
    »Er würde gern hier leben, hat er gesagt, Katja …« Ihre Augen
leuchten. »… vor allem nachdem er mich kennengelernt hat! Alles würde er
aufgeben, hat er gesagt, wenn er noch mal von vorn anfangen könnte. Er würde
hier Bücher schreiben. Die gesunde Luft hier würde ihm guttun. Er würde hier
neu geboren werden, sagt er, und er würde hier glücklich sein.«
    »Der Mann ist ein wandelnder Konjunktiv, Gudrun«, bringe ich
zwischen zusammengebissenen Zähnen vor, »Alles würde er für dich tun, solange
er es nicht tun muss.«
    Ich gebe dem halb fertigen Restaurantschild an der Wand einen Tritt,
stapfe die Stufen zur Einkehr hinauf und stürze in
die Küche. Die so blank geputzt ist, wie ich es selbst nie hingekriegt hätte.
Klar, die Männer haben sich mit ihrem Gaul vom Acker gemacht und Gudrun wieder
einmal die Arbeit überlassen. Ich kenne niemanden, der so anpacken kann wie
diese Eifelerin. Wenn auch mit sehr drastischen Methoden. Das Gewerbeaufsichtsamt
würde jetzt selbst in den Astlöchern meines Holztisches vergeblich nach Mikroorganismen
fahnden. Keine Bakterie kann die in Deutschland verbotenen Putzmittel
überleben, die Gudrun trotz meines immer wieder ausgesprochenen Verbots im belgischen
Grenzmarkt in Losheim kauft. Oder im nicht sonderlich weit entfernten
Luxemburger Einkaufszentrum, wo Jupp auch seinen Mentholtabak – »in Deutschland
gibt es keinen losen Mentholtabak« – herschmuggelt.
    Mit seinen rosa Bäckchen und dem gelben Schnuller im Mund erinnert
mich das schlafende Baby im Wäschekorb an ein knuspriges Spanferkel. Das Wasser
läuft mir im Mund zusammen. Aber sofort essbares Schweinefleisch habe ich
leider nicht im Haus. Ich reiße der Bachforelle, die auf das Avocadopüree
kommen soll, die Plastikhülle ab, filetiere sie mit den Fingern und lege sie
auf die entkernten Avocadohälften. Ein paar Spritzer Zitronensaft, Kräutersalz
und die Curry-Puderzucker-Mischung obendrauf, ein Schnipsel Koriandergrün von
Cora, und dann kann ich endlich mein Frühstück auslöffeln.
    Nachmittag
    Völlig ausgelaugt liegt Linus immer noch auf seiner Decke
neben dem Wäschekorb, in dem Hans-Peters Enkel ungemütliche Geräusche von sich
gibt.
    »Er braucht neue Windeln«, sagt Gudrun und sieht mich fragend an.
    »Pampers in der Pampa«, murmele ich. »Dann fahr halt los und kauf
welche!«
    »Ich könnte die ja auch aus Hans-Peters Hotelzimmer holen …

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