Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)
Rumpelkammer dient. Ein
stockdunkler Raum, da ich den daran angebauten Trockenblumenschuppen, der das
einzige Fenster verdeckt, leider immer noch nicht abgerissen habe. Wird höchste
Zeit. Nicht, dass da noch ein kleines Chemielabor eingerichtet wird!
Den kleinen Kamin neben dem zugemauerten Fenster habe ich natürlich
noch nie benutzt, aber Jupp hat mir im letzten Winter versichert, dass der
Schornstein durchaus in Ordnung sei. Mit Anmachholz und Zeitungspapier baue ich
einen kleinen Feuerstapel und schütte einen Teil aus dem Müllsack einfach
obendrauf. Nur weg damit! Als ich das Streichholz an das Zeitungspapier halte,
beginnt es sofort zu brennen. Holz und Hanf zeigen sich davon allerdings wenig
beeindruckt und geben dies mit ausgeprägter Rauchentwicklung zu erkennen. Vom
Feuer ist sehr schnell nichts mehr zu sehen. Ich beuge mich herunter und will
gerade den Schürhaken betätigen, als sich ein riesiges schwarzes Gespenst aus
dem Kamin herausquetscht, um mich herumwabert und in Sekundenschnelle das
winzige Zimmer einnebelt. Tränen treten mir in die Augen. Beißender Qualm
nistet sich in meinen Lungen ein, die sich sofort mit heftigem Husten rächen.
So schnell kann ich keinen Eimer Wasser holen. In meiner Verzweiflung greife
ich mit beiden Händen in den Müllsack, ziehe den restlichen Hanf heraus und
exorziere den im Kamin verbliebenen Teil des Gespensts durch einfaches Ersticken
mit Marihuanamengen. Ich wage es nicht, die Zimmertür zu öffnen und den
scharfen Cannabisgeruch in den Flur und von da aus nach draußen zu befördern.
Könnte ja sein, dass Marcel plötzlich vor meinem Haus steht. Also verlasse ich
fluchtartig den Raum, werfe hinter mir die Tür zu und sperre den Geruch ein.
Im Badezimmer reiße ich mir die stinkende Kleidung vom Leib und
stelle mich unter die Dusche. Als ich wenig später neu eingekleidet in das
Arbeitszimmer zurückkomme, hat sich der Rauch verzogen. Ich sehe im Kamin nach
und bin entsetzt, wie wenig das Feuer dem größten Teil von Heins Ernte hat
anhaben können. Ich überlege, das ganze Elend durchs Klo zu spülen. Was aber,
wenn es mir die Rohre verstopft, wie das Wattestäbchen vor einem Monat? Da hätte
ich dem Klempner aus Roth aber einiges zu erklären. Unmengen von Salat kann man
auch nicht ungestraft der Kanalisation übergeben, die kommen immer wieder hoch,
wie ich in Berlin einmal erleben durfte. Es wird mir nichts anderes übrig
bleiben, als mir die Hände im Kamin schmutzig zu machen und den Müll auf
übliche Eifeler Art loszuwerden. Ich schaufele ihn also in einen Eimer.
Am Ende meines nachbarlosen Grundstücks errichte ich mit Reisig und
Holz einen größeren Feuerstapel und stopfe angekokelte und frische Hanfteile in
die Freiräume des aufgeschichteten Brennmaterials. Diesmal halte ich das
Streichholz an den kleinen weißen Quader, den Gudrun für das Entfachen eines
ordentlichen Feuers für ebenso unerlässlich erachtet wie ich nach meinem
Abenteuer im Arbeitszimmer jetzt auch. Es knistert und flackert. Dann steigt
eine kleine Stichflamme empor, und bald brennt alles, wie es soll. So wie das
Eifeler Burgfeuer am Burgsonntag, das dem Winter den Garaus macht. Endlich bin
ich eine Sorge los.
»Was tust du denn da?«
Hein taucht neben mir auf und starrt fassungslos auf das ordentliche
Inferno, dem jetzt unverkennbare Dämpfe entsteigen. Besorgt sehe ich die
Rauchfahne nach Osten treiben, nach Deutschland. Da wohnen mehr Leute. Die sich
über spezifische Geruchsbelästigung beschweren könnten. Bis die aber die
deutsche Polizei informiert und diese die belgischen Kollegen um Amtshilfe
gebeten haben, wird von dem verbotenen Stoff nur noch ein unschuldiges Häufchen
Asche übrig sein. Es spricht schon einiges für ein Haus am Grenzstreifen.
Hein rüttelt mich am Arm.
»Was glaubst du, was du da tust!«
»Euros verbrennen?«, schlage ich vor.
»Ich habe damit doch nicht gehandelt!«
»So viel für den Eigenbedarf?«
»Damit war ich für Jahre versorgt!«
Ich hole tief Luft. Hätte ich vielleicht nicht tun sollen. Mir wird
noch schwummeriger, als mir ohnehin schon ist.
Ich nehme Heins Arm weg und trete einen Schritt zurück.
»Jetzt muss ich wieder illegal werden«, kommt eine vorwurfsvoll
klagende Stimme.
»Mir lieber, als durch dich selbst illegal zu werden! Dieses
dämliche Zeug hat mich sowieso schon in Teufels Küche gebracht.«
Genauer gesagt, in seinen Meditationsraum. Aber das behalte ich für
mich.
»Das hast du schon mal angedeutet«, sagt
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