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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Streiche spielen kann! Am Abend vor meinem Spaziergang hatte mich eine
Touristin auf einem roten Rennrad um eine Wegbeschreibung nach Krewinkel gebeten;
dort solle es ein künstlerisch wertvolles Eingangstor geben. Wahrscheinlich
habe ich mir darunter irgendein schmiedeeisernes Werk vorgestellt. »Das kennen
Sie nicht? Wo es in dieser Gegend doch so wenige Sehenswürdigkeiten gibt!
Sollten Sie sich unbedingt ansehen, bevor es abgerissen wird!«
    Meine Güte, es ist tatsächlich abgerissen worden! Nach dem Unfall
von und durch Herrn Eichhorn. Das kann doch nicht alles geplant gewesen sein!
Da hätten ja übersinnliche Kräfte am Werk gewesen sein müssen – und zudem die
Überzeugung, mich wie einen Pawlowschen Hund dressieren zu können! Was hatte
mir Victor bei jenem ersten Besuch noch gesagt, als ich seine Pendelei mit
wohlwollender Skepsis kommentierte: »Unsere Bewegungsmöglichkeiten als Mensch
sind bedauerlicherweise sehr eingeschränkt.«
    Ganz recht. Die Touristin auf dem roten Rennrad hat mich in Bewegung gesetzt.
    Ich kann mich nicht entsinnen, ob diese Frau nun einen schwarzen
Punkt auf der Nase gehabt hat, wer achtet bei Vorübergehenden oder -fahrenden
schon auf so etwas? Jedenfalls habe ich weder sie mit Cora noch das Märchenschlosstor
mit künstlerischer Wertarbeit in Verbindung gebracht. Dafür war ich viel zu
sehr mit mir selbst und der Eröffnung meines Restaurants beschäftigt gewesen.
Aber irgendetwas von Krewinkel und Sehenswürdigkeit muss bei mir in meinem
künstlerisch ausgehungerten Dasein hängen geblieben sein. Deshalb habe ich mich
wahrscheinlich auf den Weg gemacht.
    In meiner Erinnerung habe ich Cora zuerst angesprochen und sie nach
Marcels einstiger Kneipe befragt. Wie peinlich mir das gewesen ist, als sie
Marcel davon berichtet hat! Das hatte mich viel mehr beschäftigt als der
tatsächliche Verlauf unseres Kennenlernens. Sie hatte mich zu sich herübergerufen.
Mich gebeten, den an der Mauer angebrachten Wasserhahn abzustellen. Was ich
natürlich getan und sie dann nach Marcels Kneipe befragt habe. Nie wäre ich auf
die Idee gekommen, dass diese Igelfrau möglicherweise die Blumen nicht selbst
gepflanzt hat, die sie vor dem schrecklichen Tor so liebevoll goss!
    »Was ist mit dir?«, fragt Hein beunruhigt.
    »Ich glaube, ich muss mich hinlegen«, antworte ich. »Über so einiges
nachdenken.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das jemals verzeihen kann«, sagt Hein
und nickt zum Feuer hin, das jetzt nur noch schwach glimmt. »Irgendwann müssen
wir mal darüber reden, was du mir damit angetan hast. Welche Mühen du
zunichtegemacht hast. Wie falsch und spießig deine Einstellung ist und warum
Cannabis legal sein sollte.«
    »Hau bloß ab«, sage ich.
    Ich lege mich tatsächlich in mein Anderthalbpersonenbett. Bin viel
zu früh aufgestanden. Ganz umsonst. Gaby von Krump-Kellenhusen ist nicht an mir
interessiert. Weil sie ja schon alles über mich weiß. Ich schlafe ein und träume
von explodierenden Hanfsäcken in einem Märchenschloss.
    Mein Handy klingelt. Völlig verpennt setze ich mich auf und fummele
in der Hose neben meinem Bett nach dem Teil, überzeugt, jetzt von Marcel
Näheres zu erfahren. Wer sonst sollte mich anrufen?
    Eine Frauenstimme haucht: »Frau Klein?«
    »Ja?«
    »Jetzt oder überhaupt nicht. Wenn Sie mich immer noch unbedingt
treffen wollen.«
    »Ja!«
    »Am großen Bunker. Da, wo ich mich verletzt habe. Weshalb ich meine
Arbeit bedauerlicherweise nicht verrichten konnte. Ich habe hier noch etwas zu
erledigen, muss aber gleich wieder zurück nach Kronenburg. Kommen Sie?«
    »Zum großen Bunker?«
    »Sagte ich doch gerade.«
    Und damit legt sie auf.
    Ich springe aus dem Bett, stürze zum Spiegel im Badezimmer und
blicke mir in müde Augen. Schnell greife ich nach dem Kajalstift, lasse ihn
aber wieder sinken. Sie muss gleich zurück nach Kronenburg. Ich habe keine
Zeit, mich herzurichten. Welch perfider Trick von der Dame! Selbst sieht sie
wahrscheinlich wieder hochglanztauglich aus. Sei’s drum. Hans-Peter ist tot.
Auch lebendig hat er mich zuletzt wenig interessiert. Wir sind keine
Konkurrentinnen mehr. Ich kann mich ihr so zeigen, wie ich bin. Ich will Antworten
auf Fragen.
    Hastig kleide ich mich an. Linus fiept und legt den Kopf zur Seite.
Kurz erwäge ich, ihn mitzunehmen. Fürchte dann, das als schwarzes Ungeheuer
getarnte Schaf könnte die Frau verschrecken. Dafür ist die Sache viel zu
wichtig.
    »Tut mir leid«, sage ich zu ihm, als ich meine Schuhe anziehe,

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