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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Schluchzern etwas hervorstößt, das sich
wie ein Flehen anhört.
    »Wie bitte?«, frage ich unsicher.
    »Bringen Sie mir Cora! Ich habe so eine Angst, dass sie sich etwas
antut! Dass sie durchdreht! Bitte, Katja, Sie wissen doch, bei welchem Meister
sie steckt. Mir wollte sie es nicht sagen – und ich habe die Suche aufgegeben,
mir die Füße dabei blutig gelaufen; haben Sie eine Ahnung, wie viele Sekten
sich in dieser Gegend tummeln? Aber Sie kennen Cora! Sie haben mich von ihr
gegrüßt! Das ist doch ein Zeichen, dass sie mich sehen will, dass sie meine
Hilfe braucht. Gehen Sie, gehen Sie! Holen Sie Cora, Katja; die muss weg von
welchem Guru auch immer, sie muss zurück ins Leben! Schnell, bevor es zu spät
ist! Bringen Sie mir Cora!«
    Nur zu gern, denke ich, wenn ich denn wüsste, wo sie ist. Ich kann
mir kaum vorstellen, dass sie wirklich wieder zu Victor zurückgekehrt ist. Das
hätte Marcel doch herausgefunden. Andererseits erzählt er mir ja nie was. Oder
fast nie. Nur das von dem Eibengift eben.
    Ich werfe noch einen Blick auf die im Farn zusammengekauerte Frau
und trabe davon. Vielleicht sollte ich doch noch mal in Krewinkel vorsprechen,
Victor ein bisschen mit dem Nationalregister und Drogenfahndung bedrohen und
aus ihm Coras Aufenthaltsort herausquetschen.
    Bei Hans-Peters Sportwagen vor dem Hochwasserbehälter lege ich eine
kurze Pause ein. Ist es wirklich erst drei Tage her, dass dieser Mann mit einem
Baby im Arm bei mir hereinschneite, vergeblich Süßholz raspelte und unverzüglich
Gudrun schöne Augen machte?
    Drei Tage, drei Tote und mehr als nur drei Fragen. Eine hat Gaby
seltsamerweise nicht gestellt, nämlich die, wo Holger
Eichhorn denn ums Leben gekommen ist. Und ich habe nicht erfahren, was Cora Furchtbares
getan haben soll.
    Eines erscheint mir sonnenklar: Auf seltsame Weise besitzt die immer
geheimnisvoller werdende Igelfrau, die ganz außen vor zu stehen schien und die
ich selbst nie in Verbindung mit den drei Todesfällen gebracht hätte, den
Schlüssel zur Lösung des Mordes an Hans-Peter. Wahrscheinlich ist sie sogar
seine Mörderin, Borderlinerin hin oder her. Und hat irgendwie auch Herrn
Eichhorn mit dem Taxin verseucht. Wie nur? Warum? Wann? Sie war doch schon
längst weggeradelt, als Holger Eichhorn bei mir auf der Kehr aufkreuzte. Und
gleich danach fuhr er sich mit Eibengift im Körper am Märchenschlosstor zu
Tode.
    Warum nur kriege ich die Geschehnisse von vorgestern nicht
ordentlich auf die Reihe? Weil ich an jenem Tag furchtbare Kopfschmerzen hatte.
Wie Gudrun ja auch, obwohl sie vor Glückseligkeit beinahe geplatzt ist. Da
kriegt man normalerweise keine Kopfschmerzen. Oder so schlimme
Ausfallserscheinungen, wie ich sie jetzt auch grad erlebe. Das liegt natürlich
daran, dass ich soeben ungute Stoffe eingeatmet habe. Aber vorgestern? Da hat
nur Hans-Peters Pfeife in meiner Küche gequalmt. Die Early
Morning Pipe mag zwar grässlich stinken, aber Kopfschmerzen hat mir ihr
Rauch nie zuvor bereitet.
    Zweimal hintereinander habe ich mich durch Rauch eingeschränkt
gefühlt. Da muss es doch eine Verbindung geben. Langsam dämmert es mir. In der
blauen Dose wird nicht nur Tabak gewesen sein, sondern ein weiterer, erheblich
giftigerer Zusatz. Ein eibengiftiger. Nur so lässt sich erklären, dass
Hans-Peter und Holger Eichhorn der Essenz dieses Nadelbaums zum Opfer fielen.
Rauchen war tatsächlich tödlich für die beiden Männer, die sich aus der blauen
Dose bedient haben.
    Endlich gelingt es mir, die Nebelschwaden aus meinem Hirn zu
vertreiben, die Benommenheit zurückzudrängen und logische Gedanken in meinem
allmählich klarer werdenden Schädel zu sammeln. Ich weiß, dass ich immer noch
bekifft sein muss, aber unter großer Anstrengung kann ich mich tatsächlich
zwingen, klar zu denken; Marihuana wirkt sich offenbar anders als Alkohol aus,
bei dem man abwarten muss, bis der Zustand der Vollidiotie vorübergegangen ist.
    Alles läuft auf eine einzige Schlussfolgerung hinaus: Die so harmlos
erscheinende burschikose Igelfrau hat zwei Menschenleben auf dem Gewissen!
Drei, wenn ich Mutter Agnes mitzähle. Die im Schatten der Mordwaffe starb, der
todbringenden Eibe. Vor meinem geistigen Auge sehe ich Cora. Wie sie Nadeln und
Samen gleich an Ort und Stelle in ihren ökologisch abbaubaren Hanfbeutel
steckt. Vielleicht nur für alle Fälle. Vielleicht aber wusste sie schon, wie,
wo, wann und bei wem sie das Gift aus welchem Grund auch immer einsetzen würde.
    Jeder, der in den vergangenen

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