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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Was nichts mit dem
allem hier zu tun hat.«
    Ich hole tief Luft und blicke auf die kümmerlichen Stängel der
Astern und Chrysanthemen. Die Blumen sind nicht richtig verwelkt, sie sind
platt. So als sei gerade erst ein Autoreifen darübergefahren. Nein, die
stilsichere Gaby hätte nie einen solch schäbigen Strauß niedergelegt. Die Lilie
passt besser zu ihr.
    Ich atme aus und frage: »Hat Cora Ihren Mann ermordet?«
    »Nein, soweit würde sie nicht …« Ihre grünen Augen weiten sich. »Was
sagen Sie da! Hans-Peter ermordet? Kein Herzinfarkt? Das kann doch nicht sein!
Ermordet! Wer sollte so etwas tun? Woher wissen Sie das?«
    Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und stelle es wieder an.
    »Bin soeben telefonisch darüber informiert worden.«
    Gaby greift neben sich, als suche sie Halt. Die Eibe steht etwas zu
weit ab, also sinkt sie in den Farn.
    »Um Gottes willen«, murmelt sie, »ich hätte ihr nichts sagen sollen …« Sie bricht ab, blickt zu mir hinauf und versetzt mit Bestimmtheit: »Das
glaube ich nicht. Woher wollen Sie das wissen?«
    »Von einem gut informierten Freund«, erwidere ich.
    »Etwa dem Polizisten, mit dem Sie mir gestern im Hotel aufgelauert
haben?«
    »Wir haben dort nur gegessen«, antworte ich pikiert. »Ja. Der hat
das gesagt.«
    »Und Sie? Was haben Sie ihm gesagt?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass wir uns jetzt treffen«, antworte ich
ungeduldig.
    Gaby rafft sich wieder auf. Ich wundere mich über die schwarzen
Stiefeletten, die ihr Outfit mit den weiten schwarzen Seidenhosen perfekt
vervollständigen, aber eigentlich nicht in den Wald gehören. Die Hose ist wahrscheinlich
das einzige Kleidungsstück in ihrem Koffer, das als Trauergarderobe durchgehen
kann. Damen wie Gaby achten auf so etwas. Vermutlich kraxelt sie auch voll
gestylt auf dem Himalaja herum. Und fürchtet hier, sich mit flachen
Wanderschuhen im Wald den weiten Hosensaum zu zertrampeln.
    »Wo steckt Cora?« Die Frage ist derartig hingehaucht, dass ich es
vorziehe, sie nicht gehört zu haben.
    »Was haben Sie denn geglaubt?«, stelle ich eine Gegenfrage. »Was
soll Cora denn Furchtbares getan haben?«
    Holger Eichhorn fällt mir ein; das schreckliche Tor am Ende seines
Lebenswegs, das Tor, hinter dem Cora gewohnt und vor dessen Resten sie wohl die
Blumen gepflückt hat. »Etwa Herrn Eichhorn in den Tod getrieben?«
    Einen Moment lang bleibt Gaby so starr stehen, als hätte sie der
Schlag getroffen. Dann schlägt sie die Hände vors Gesicht.
    »Nein, nein, nein«, jammert sie und fällt in den Farn zurück. Ihre
hohe Stimme überschlägt sich: »Das kann nicht sein, dass Holger auch tot ist!«
    Meine Gelenke ächzen, als ich in die Knie gehe und unbeholfen ihre
zuckenden Schultern streichele.
    »Es tut mir so leid«, flüstere ich. »Ich dachte, Sie wüssten das
schon längst.«
    »Woher denn?«, klagt ihre Stimme hinter der Handwand. »Wer hätte mir
das sagen sollen? Wusste doch keiner, dass wir uns hier treffen wollten! Das
war alles ganz geheim! Sollte ganz diskret laufen. Eine so entsetzlich
peinliche Angelegenheit! Also daher wissen Sie das mit den Stiftungsgeldern!
Aber das geht doch nicht, Holger kann nicht tot sein. Ich brauche ihn doch! Wie
denn? Was ist passiert?«
    »Ein Unfall«, sage ich, um sie nicht zu überfordern. Das Eibengift
kann warten.
    Gaby nimmt die Hände vom Gesicht und prügelt Farn in den Waldboden.
    »Deshalb hat er sich nicht mehr gemeldet!«, jault sie. »Jetzt ist
alles dahin!«
    Ich greife in meine Hosentasche, ziehe ein verkrumpeltes
Papiertaschentuch hervor, streiche es glatt und berühre damit ihre Hände.
    »Ist fast sauber«, flüstere ich. Sie schüttelt den abgewandten Kopf.
    »Lassen Sie mich allein«, zischt sie. »Hans-Peter ermordet! Holger
tot! Nein, nein, nein! Das geht doch alles gar nicht! Was soll ich jetzt nur
tun?«
    Ich stehe langsam auf, stecke das Taschentuch wieder ein und rühre
mich nicht vom Fleck. Das bisschen Zellstoff hätte wahrscheinlich eh nicht
gereicht, um durch die Make-up- und Kajalschichten zu den verweinten Augen vorzudringen.
Ich habe noch so viele Fragen. Und irgendwann versiegt jeder Tränenstrom.
    Ich rufe mich zur Ordnung. Die Frau hat gerade erst erfahren, dass
ihr Ehemann ermordet wurde und der Privatdetektiv, den sie auf denselben
angesetzt hat, mit dem sie möglicherweise noch etwas Innigeres verbunden hat,
wer weiß das schon, auch tot ist.
    Aus Pietät und voller Bedauern, so wenig erfahren zu haben, will ich
mich gerade abwenden, als Gaby unter

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