Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)
wie man so tollen Schinken selbst
räuchert«, sagt Gudrun. »Sollten wir auch tun.«
»Ich brauche deinen Rat, Josef. Sag mir, wie ich jetzt vorgehen
soll«, bitte ich.
So konzentriert wie möglich erzähle ich ihm die ganze Geschichte.
Ein Blick von außen, von jemandem, der sich mit Menschen und Verbrechen
auskennt, tut jetzt not.
Ich will ihn gerade fragen, ob er mich nach Krewinkel begleiten
möchte, als uns lautes Reifenquietschen vor der Haustür aufschreckt.
»Was ist bloß jetzt wieder los!«, ächze ich, als ich mich vom
Küchentisch erhebe. Josef und Gudrun folgen mir zum Eingang. Dort kollidiere
ich mit einem hereinstürmenden Marcel. Vor den Augen der anderen nimmt er mich
fest in den Arm und küsst mich ab. Verdattert und nicht gerade unglücklich
lasse ich es geschehen.
»Gott sei Dank, Katja! Würg mich nie wieder so am Telefon ab! Ich
hatte solche Angst um dich.«
»Wieso das denn?«
»Ich dachte, die bringt dich auch noch um; bin so schnell wie
möglich hergerast.«
»Wer?«
»Die Krump-Kellenhusen. Die Mörderin, Katja! Du wärst ihr nächstes
Opfer gewesen. Wie gut, dass du ihr entkommen bist!«
Ich starre ihn fassungslos an und löse mich aus der Umklammerung.
»Nein, Marcel«, erwidere ich und schlage ihn mit beiden Händen auf
die belgische Polizistenbrust. »Du irrst dich. Ganz bestimmt nicht Gaby, die
weiß nichts von den Morden, die hat ein ganz anderes Geheimnis. Cora ist die
Täterin. Die steckt dahinter! Gabys Schwester! Die hat alle umgebracht. Auch
Mutter Agnes. Da gibt es gar keinen Zweifel, ich kann dir gleich alles
haarklein erklären. Was hast du denn herausgefunden?«
»Sag schnell, wo ist sie jetzt?«
Er ist völlig außer Atem, als wäre er die ganze Marathonstrecke von
Sankt Vith auf die Kehr gerannt.
Ich hebe die Schultern.
»Gaby? Hier auf der Kehr. Wahrscheinlich noch im Wald. Da habe ich
sie völlig fertig zurückgelassen. Obwohl sie es erst ziemlich eilig gehabt hat,
nach Kronenburg zurückzukehren. Bevor sie das von den Morden wusste. Ihr Wagen,
der von Hans-Peter, meine ich, steht bestimmt noch am Hochwasserbehälter.«
»Komm mit, Josef!«, fordert Marcel den einstigen Kollegen auf,
anstatt ihn zu begrüßen oder mich zu fragen, was ich herausgefunden habe.
»Vielleicht brauche ich dich, auch wenn du nicht mehr im Polizeidienst bist.«
Josef Junk lässt sich nicht zweimal bitten.
»Klar doch«, sagt er mit leuchtenden Augen und rennt hinter Marcel
auf dessen Auto zu.
»Du darfst in Uniform nicht in Deutschland ermitteln«, schreie ich
Marcel hinterher, »und du bist jetzt kein Polizist mehr, Josef!«
Wieder quietschen Reifen des belgischen Polizeiwagens auf
bundesdeutschem Boden. Auf mich hört ja niemand.
»Marcel hat recht«, sagt Gudrun, als ich in die Küche zurückkehre.
»Es war ganz bestimmt die Ehefrau. Habe ich immer gesagt.«
»Hast du, hast du, aber ihr irrt euch beide«, versichere ich. »Ihr
habt sie nicht gesehen. Die fiel nicht nur aus allen Wolken, sondern war total
verstört. Du hast doch eben gehört, was ich Josef erzählt habe.«
»Eine gute Schauspielerin. Das sieht man doch schon auf dem Foto.«
»Zum Schauspielern gehört einiges mehr, als sich nur gut
herzurichten«, erwidere ich, »außerdem gibt es eine Menge Hinweise, dass Cora
die Morde begangen hat. Und zwar alle drei.«
Gudrun schüttelt den Kopf.
»Dafür ist die doch viel zu chaotisch«, sagt sie. »Eine
überkandidelte Esotante, die in irgendwas reingerutscht ist; das ist sie und
sonst nichts.« Sie räumt Schinken und Bauchspeck in den Kühlschrank.
»Ich weiß jetzt, wie man räuchert, Katja«, sagt sie aufgeregt. »Ist
überhaupt nicht schwer! Das Schweinefleisch wird eingesalzen, mit geheimen
Gewürzen eingerieben, dann wird der Trog eingesolpert, und nach vier bis fünf
Wochen ist der Schinken fertig. Der Bauch braucht sogar nur drei Wochen, ach
ja, Buchenmehl und Wacholderzweige …«
Ausnahmsweise verspüre ich keine Lust, über die Zubereitung von
Lebensmitteln irgendwelcher Art zu diskutieren.
»Ich muss jetzt weg, Gudrun«, unterbreche ich sie.
»Soll ich nun eine Schweinehälfte kaufen oder nicht?«, fragt sie.
Ich deute auf den Kühlschrank.
»Lass uns erst mal Josefs Gabe aufessen, die wird ein Weilchen
reichen.«
»Wohin gehst du?«
»Zu Coras alter WG nach Krewinkel.«
Gudrun tritt auf mich zu, greift meine Rechte und drückt sie fest.
»Bitte, Katja, sei vorsichtig, nicht dass dir bei den Verrückten da
unten was passiert.«
»Wohl
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