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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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kaum. Ich habe nicht vor, fliegen zu lernen, also werde ich
auch nicht zu Boden stürzen. Außerdem weißt du, wo ich bin. Wenn ich mich in
einer Stunde nicht bei dir gemeldet habe, sagst du Marcel Bescheid,
einverstanden?«
    Sie nickt erleichtert.
    »Cora wird dir nichts tun«, versichert sie, »die mag dich, und so
komisch sie sich sonst auch benimmt – sie achtet die Natur.«
    Beides hat sie nicht davon abgehalten zu töten, denke ich. Dreimal.
Laut sage ich: »Und was ist mit den geheimen Gewürzen für Josefs Schinken? Hat
er dir die etwa auch verraten?«
    Gudrun schüttelt schelmisch den Kopf. »Nee, aber du machst da
bestimmt eine Mischung, die mindestens genauso gut schmeckt. Nimm Linus mit,
Katja. Der geht jedem an die Gurgel, der dir was antun will.«
    Der Hund zu Gudruns Füßen schnauft und legt den Kopf auf die Seite.
Ich beuge mich runter und streichele das schwarz glänzende Fell.
    »Ach, Dicker, was habe ich dich vernachlässigt!« Ich schüttele den
Kopf. »Er bleibt besser hier. Cora hat Angst vor ihm; vielleicht schreckt er
sie ab.«
    »Dann lass ihn eben im Auto«, sagt Gudrun. »Ich fühle mich sicherer,
wenn er bei dir ist.«
    Also nehme ich den Hund mit.
     
    Lass dich nie wieder hier blicken ,
hat mir Victor zum Abschied zugeknurrt. Auf der kurzen Strecke bergab überlege
ich, wie ich ihn dazu bringen kann, mich doch ins Haus zu lassen. Ich hatte
schon erwogen, ihm zu drohen; ihm eine polizeiliche Heimsuchung der besonderen
belgischen Art in Aussicht zu stellen. Gerti wird mir nicht sprachlos die Tür
vor der Nase ins Schloss werfen, denn ich werde mit dieser Tür ins Haus fallen
und Mörder brüllen. Und zwar so laut, dass halb Krewinkel
zusammenlaufen wird. Dann muss man mich ja reinlassen. Sollte Victor dann immer
noch herumzicken, werde ich ihm mitteilen, dass Cora eine Mörderin ist und
gegen ihn als ihren Handlanger ermittelt wird.
     
    Ich muss gar nicht grob oder laut werden. Ganz im Gegenteil.
In der Kurve, die Holger Eichhorn leider nicht ganz geschafft hat, parkt ein
Lieferwagen, aus dem gerade Elemente für ein neues mächtiges Holztor geladen
werden. Victor steht blau gewandet wie immer daneben und dirigiert die
Arbeiter. Er blickt zur Straße, als ich gegenüber anhalte und ihn Linus aus dem
offenen Beifahrerfenster heraus anbellt. In Deutschland liegt der Hund immer
hinter dem Netz im Kofferraum, aber für diese belgische Kurzstrecke gönne ich
ihm seinen Lieblingsplatz neben mir.
    Da lasse ich ihn auch trotz seines lautstarken Hundeprotests sitzen,
als ich aussteige und auf Victor zugehe.
    Zu meiner Überraschung zeigt er mir ein besonders erleuchtetes
Lächeln. In Zeitlupentempo legt er die Handflächen senkrecht aneinander und neigt
den Kopf, bis seine leicht nach innen gebeugten Fingerspitzen fast die Nase
berühren.
    »Frieden«, sage ich, weil es mir angemessen und notwendig erscheint.
    »Ich habe dich erwartet«, sagt er, greift in eine Tasche seiner
weiten Hose und zieht ein zusammengefaltetes Stück Papier hervor,
offensichtlich eine bedruckte Seite, die aus einem Buch herausgerissen wurde.
    »Das ist soeben unter anderem für dich abgegeben worden.«
    »Unter anderem ?«, frage ich verwirrt.
    »Ja. Solltest du mit zweitem Vornamen Gaby heißen, dann ist es nur
für dich.« Er entfaltet das Papier und tippt auf eine Seite, auf der FÜR
KATJA/GABY mit schwarzem Marker notiert ist.
    »Wer hat das abgegeben?«, frage ich und halte die Hand auf.
    »Dem Anschein nach Cora. Einer der Männer …«, er nickt zu den
Handwerkern hin, die begonnen haben, die Torelemente ineinanderzufügen, »… hat
es von einer Frau mit sehr kurzen grauen Haaren und einem schwarzen Punkt auf
der Nase für mich entgegengenommen. Eine ausreichende Beschreibung, findest du
nicht auch?«
    »Wann war das?«
    »Gerade eben«, sagt er. »Warum hat sie es nicht bei dir im
Restaurant abgegeben?«
    Ich blicke zur Mauer. Da steht immer noch kein rotes Rennrad.
    »Keine Ahnung«, gebe ich zurück, »ist sie mit dem roten Rad
gekommen?«
    »Das rote Rad gehört zu uns«, sagt er mit einer Intonation, die
deutlich macht, dass dies für Cora nicht mehr gilt. Leises Bedauern schwingt in
der Bemerkung mit. »Es ist nicht an mir, ihre Handlungen zu beurteilen. Alles,
was sie macht, hat einen Grund, auch wenn wir ihn manchmal nicht verstehen.
Alles wird irgendwann wieder seinen Platz finden.«
    »Wie ist sie denn hergekommen?«, frage ich ungeduldig.
    »Vielleicht zu Fuß?«, fragt Victor zurück. »Hat der

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