Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
dich ab sofort als gefeuert.« Wright stand schwankend auf. »Gefeuert, hast du mich verstanden?«
Cuthbert stand an der Tür zum Gang und horchte nach draußen. »Ist da was?« fragte Rickman besorgt, aber Cuthbert hob die Hand und brachte sie zum Schweigen.
Stille.
Nach einer Weile trat Cuthbert von der Tür zurück. »Ich dachte, ich hätte ein Geräusch gehört«, sagte er und blickte hinüber zu Rickman. »Lavinia, könnten Sie einen Augenblick mal herkommen?«
»Was ist denn?« fragte sie atemlos.
Cuthbert zog sie zur Seite. »Geben Sie mir die Taschenlampe«, sagte er. »Hören Sie, ich will Sie ja nicht beunruhigen, aber falls etwas passieren sollte –«
»Wie meinen Sie das?« unterbrach Rickman ihn mit sich überschlagender Stimme.
»Was immer all die Menschen umgebracht hat, läuft hier im Museum frei herum. Ich bin mir nicht sicher, ob wir hier drin davor sicher sind.«
»Aber die Tür ist fünf Zentimeter dick. Das hat Henry doch gesagt –«
»Ich weiß. Vielleicht geht ja auch alles gut. Aber die Türen zur Ausstellung waren sogar noch dicker, und außerdem möchte ich gerne auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Henry, hilf mir, diesen Tisch vor die Tür zu schieben«, sagte er an Wright gewandt.
Der Direktor sah ihn mit stierem Blick an. »Du bist gefeuert! Bis morgen um fünf Uhr nachmittags hast du Zeit, deinen Schreibtisch auszuräumen.«
Cuthbert riß Wright hoch und setzte ihn auf einen anderen Stuhl. Dann schob er zusammen mit Rickman den Tisch vor die Tür zum Gang.
»Das wird es eine Weile aufhalten«, sagte er und strich sich sein Jackett glatt. »Lange genug vielleicht, daß ich ihm mit etwas Glück ein paar Treffer verpassen kann. Sobald es hier brenzlig wird, verschwinden Sie durch die hintere Tür in die Halle der Dinosaurier und verstecken sich dort. Jetzt, wo die Sicherheitstüren herunten sind, gibt es keinen anderen Zugang zu der Halle. Zumindest haben Sie dann zwei Türen zwischen sich und dem Ding, was immer es auch sein mag.« Cuthbert blickte sich ruhelos um. »In der Zwischenzeit sollten wir versuchen, dieses Fenster einzuschlagen. Vielleicht hört uns dann wenigstens jemand schreien.«
Wright lachte laut auf. »Du kannst das Fenster nicht einschlagen, das schaffst du nicht. Es ist aus Panzerglas.«
Cuthbert sah sich im Labor um und fand schließlich ein kurzes Winkeleisen. Als er damit zwischen den Gitterstäben auf die Glasscheibe schlug, prallte es ab und wurde ihm aus der Hand gerissen.
»Verdammter Mist«, murmelte er und rieb die Handballen aneinander. »Wir könnten die Scheibe vielleicht kaputtschießen. Hast du noch irgendwo Patronen herumliegen, Henry?« »Mit dir rede ich nicht mehr«, gab Wright beleidigt zurück.
Cuthbert öffnete den Aktenschrank und fing an, im Dunklen herumzukramen. »Nichts«, sagte er schließlich. »Wir können keine Kugel an dieses Fenster verschwenden. Ich habe nur noch fünf Schuß in der Waffe.«
»Nichts, nichts, alles nichts. Wer hat das gleich noch mal gesagt? König Lear?«
Cuthbert wandte sich an Rickman. »Geben Sie mir bitte die Flasche, Lavinia. Ich habe sie in dieses Regal hinter Ihnen gestellt. Tasten Sie danach. Das ist wohl das einzige, womit wir ihn zum Schweigen bringen können.«
Rickmans schmale Gestalt verschwand in der Dunkelheit und kam ein paar Sekunden später mit der Flasche wieder zurück. Cuthbert schob sie Wright hin.
»Vielen Dank, edler Herr. Aber du bist natürlich immer noch gefeuert.« Er hob die Flasche an den Mund und nahm einen langen Schluck.
Cuthbert seufzte tief und setzte sich. Wieder wurde es in dem Labor so still, daß man nur den Wind, den Regen und ein weit entferntes Donnergrollen hören konnte.
Pendergast steckte das Funkgerät weg und wandte sich zu Margo um. »D’Agosta ist in Schwierigkeiten. Wir müssen jetzt rasch handeln.«
»Lassen Sie mich zurück«, sagte Frock ruhig. »Ich halte Sie ja nur auf.«
»Eine ritterliche Geste« erkannte Pendergast an. »Aber wir können nicht auf Sie verzichten. Wir brauchen Ihren Verstand.« Er ging langsam hinaus in den Gang und leuchtete mit der Taschenlampe in beide Richtungen. Dann signalisierte er den anderen, daß alles klar war. Sie gingen, so schnell Margo den Rollstuhl schieben konnte, den Gang entlang.
Während sie sich so vorwärtsbewegten, flüsterte Frock den anderen ab und zu ein paar Anweisungen zu. Pendergast ging voraus und blieb an jeder Kreuzung mit gezogener Waffe stehen. Häufig hielt er auch an, um
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