Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
gut. Aber woher wissen wir, daß das Wesen den Gang betreten hat? Wenn er wirklich so lang ist, wie Dr. Frock sagt, können wir es vielleicht nicht rechtzeitig am Geruch erkennen.«
Margo schwieg eine Weile. »Das ist eine schwierige Situation«, gab sie schließlich zu.
Eine Zeitlang standen sie stumm nebeneinander.
»Am Ende des Ganges steht ein gläserner Schaukasten«, sagte Margo schließlich. »Eigentlich sollten dort neue Bücher und Publikationen von Angestellten des Museums ausgestellt werden, aber Mrs. Rickman hat es nie der Mühe wert empfunden, auch wirklich welche hineinzutun. Also ist der Kasten vermutlich nicht abgeschlossen. Wir könnten die Fasern dort hineinlegen. Auch wenn das Monster nur auf Rache aus ist, wird es
dieser
Verlockung wohl kaum widerstehen können. Und wenn es den Schaukasten aufmacht, wird es dabei Geräusche machen. Sobald wir die hören, schalte ich das Licht ein und Sie schießen.«
»Tut mir leid«, sagte Pendergast, »aber ich glaube, daß das zu offensichtlich ist. Wir müssen uns auch hier wieder die Frage stellen: Wenn
ich
auf so etwas stoßen würde, würde ich da nicht sofort eine Falle wittern? In diesem Fall müßte die Antwort mit Sicherheit ›Ja‹ lauten. Wir müssen uns schon etwas Subtileres ausdenken. Jede neue Falle, in der die Fasern als Köder verwendet werden, muß doch automatisch das Mißtrauen des Wesens wecken.«
Margo lehnte sich an die kühle, marmorgetäfelte Wand des Ganges. »Das Gehör des Wesens ist doch fast ebensogut wie sein Geruchssinn«, sagte sie.
»Ja, und?«
»Vielleicht ist das einfachste Vorgehen am besten. Verwenden wir doch uns als Köder. Wir könnten laut miteinander reden, dann kommen wir dem Wesen vielleicht wie eine leichte Beute vor.«
Pendergast nickte. »Wie das Schneehuhn, das einen gebrochenen Flügel simuliert, um den Fuchs von seinen Jungen wegzulocken. Aber woher wissen wir, wann das Wesen kommt?«
»Wir werden in gewissen Abständen die Taschenlampe anknipsen und damit im Gang herumleuchten. Wenn wir sie auf niedrigste Stufe stellen, wird sie das Wesen vielleicht irritieren, aber vermutlich noch nicht verjagen. Für uns bietet die Taschenlampe genügend Licht, um das Wesen zu entdecken, wenn es im Gang erscheint, während es selbst annehmen wird, daß wir nach einem Weg aus dem Museum suchen. Dann, wenn es auf uns losgeht, schalte ich die Grubenlampe an, und Sie fangen an zu schießen.«
Pendergast dachte einen Augenblick nach. »Und wenn das Wesen aus der anderen Richtung kommt und uns von hinten überrascht?«
»Dieser Gang hört an der verschlossenen Tür zur Halle der asiatischen Völker auf«, erklärte Margo.
»Dann säßen wir also am Ende einer Sackgasse in der Falle«, protestierte Pendergast. »Das gefällt mir nicht.«
»Selbst wenn wir nicht in der Falle säßen, könnten wir wohl kaum entkommen, wenn Sie mit Ihren Schüssen keinen Erfolg haben. Der Extrapolator hat herausgefunden, daß das Monster so schnell wie ein Windhund ist.«
»Wissen Sie, was, Margo«, sagte Pendergast nach einigem Nachdenken, »ich glaube, Ihr Plan könnte funktionieren. Er ist verlockend einfach und schnörkellos, wie ein Stilleben von Zurbarán oder eine Bruckner-Symphonie. Vielleicht denkt das Wesen jetzt, wo es das Sondereinsatzkommando vernichtet hat, daß menschliche Wesen ihm überhaupt nichts anhaben können. Und das macht es vielleicht ein wenig unvorsichtig.«
»Außerdem ist es verletzt und deshalb möglicherweise nicht mehr ganz so schnell.«
»Das stimmt. Ich glaube, daß D’Agosta es erwischt hat, und vermutlich hat jemand vom Sondereinsatzkommando ihm auch noch das eine oder andere Ding verpaßt. Vielleicht habe ich es selber auch noch getroffen, aber dessen bin ich mir nicht ganz sicher. Eines aber dürfen wir nicht vergessen, Margo: Dadurch, daß es verwundet ist, ist das Wesen nur
noch
gefährlicher geworden. Lieber mache ich Jagd auf zehn kerngesunde Löwen als auf einen angeschossenen.« Er straffte die Schultern und tastete nach seiner Waffe. »Gehen Sie bitte voraus. Mit diesem Bündel auf dem Rücken längere Zeit in der Dunkelheit herumzustehen, macht mich doch ein wenig nervös. Von nun an verwenden wir nur noch die Taschenlampe und lassen die Grubenlampe aus. Und seien Sie bitte äußerst vorsichtig.«
»Warum geben Sie mir nicht jetzt schon die Grubenlampe, damit Sie im Falle eines Falles sofort schußbereit sind?« fragte Margo. »Wenn wir unerwartet auf das Wesen stoßen, brauchen wir das
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