Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Licht, um es zu vertreiben.«
»Wenn es wirklich ernsthaft verwundet ist, glaube ich nicht, daß es irgend etwas gibt, womit es sich vertreiben läßt«, meinte Pendergast. »Aber nehmen Sie trotzdem ruhig die Lampe.«
Leise gingen sie den Korridor entlang, bogen um eine Ecke und betraten dann durch einen Personaleingang die Halle der frühen Säugetiere. Es kam Margo so vor, als hallten ihre vorsichtigen Schritte wie Gewehrschüsse über den polierten Steinfußboden. Der Schein der Taschenlampe schälte eine lange Reihe von in Glaskästen stehenden, ausgestopften Tieren aus der Dunkelheit: riesige Elche, Säbelzahntiger, abgemagerte Wölfe. In der Mitte der Halle standen Skelette von Mastodons und Mammuts. Als sie sich vorsichtig dem Ausgang näherten, zog Pendergast seinen Revolver und machte ihn schußbereit.
»Sehen Sie die Tür dort drüben, auf der steht ›Nur für Personal‹?« flüsterte Margo. »Dahinter ist der Gang, an dem sich die Sicherheitszentrale und der Computerraum befinden. Und um die Ecke ist der lange Korridor, in dem wir das Wesen stellen können.« Sie zögerte. »Aber was machen wir, wenn es bereits in dem Gang ist –?«
»Dann werde ich mir wünschen, daß ich besser in New Orleans geblieben wäre, Miß Green.«
Sie gingen durch die Tür in Sektion Achtzehn und befanden sich in einem schmalen Gang, von dem zu beiden Seiten mehrere Türen wegführten. Pendergast leuchtete ihn mit seiner Taschenlampe ab. Der Gang war leer.
»Hier ist die Sicherheitszentrale«, sagte Margo und deutete auf eine Tür links von ihnen. Im Vorbeigehen konnte sie hinter der Tür das Gemurmel von Stimmen vernehmen. Gleich darauf passierten sie eine weitere Tür, auf der »Computerzentrale« stand.
»Die sitzen da drinnen wie auf dem Präsentierteller«, sagte Margo. »Sollten wir nicht –«
»Nein«, antwortete Pendergast knapp. »Dazu ist jetzt keine Zeit.«
Sie gingen um die Ecke und blieben stehen. Pendergast leuchtete den Gang entlang.
»Was macht denn dieses Ding hier?« fragte er.
Etwa auf der Hälfte des Ganges glänzte die massive Sicherheitstür stählern im Licht der Taschenlampe.
»Der gute Doktor muß sich geirrt haben«, sagte Pendergast.
»Die Grenze von Zelle zwei läuft offenbar doch mitten durch den Korridor.«
»Wieviel Platz haben wir hier?« fragte Margo tonlos.
»Ich würde sagen dreißig, höchstens vierzig Meter.«
Margo drehte sich um zu Pendergast. »Und reicht das aus?«
Der Agent rührte sich nicht. »Nein, eigentlich nicht. Aber es muß reichen. Kommen Sie, Miß Green, nehmen wir unsere Position ein.«
Die Luft in der mobilen Einsatzzentrale wurde immer stickiger. Coffey knöpfte sich den Kragenknopf auf und lockerte energisch den Krawattenknoten. Die Luftfeuchtigkeit hier drinnen mußte an die hundert Prozent betragen. Einen solchen Wolkenbruch hatte Coffey seit zwanzig Jahren nicht mehr erlebt. Die Gullys blubberten wie Geysire, und die Rettungsfahrzeuge standen bis zu den Achsen im Wasser.
Die Hecktür ging auf, und ein Mann im schwarzen Overall des Sondereinsatzkommandos kam herein.
»Sir?«
»Was wollen Sie?«
»Meine Männer wollen wissen, wann wir wieder reingehen.«
»Wieder
rein
gehen?« schrie Coffey. »Sind Sie denn übergeschnappt? Sechs von Ihren Leuten wurden da drinnen vor ein paar Minuten zu Hackfleisch verarbeitet.«
»Aber Sir, da sind noch immer Leute im Museum eingeschlossen. Wir könnten doch –«
Coffey starrte den Mann mit weitaufgerissenen Augen an. »Haben Sie’s denn noch immer nicht kapiert?« geiferte er. »Wir können da nicht mehr hineingehen. Wir haben die Leute hineingeschickt, ohne zu wissen, womit wir es zu tun haben. Erst müssen wir wieder Strom haben und das Sicherheitssystem in Ordnung gebracht haben, bevor irgendwer –«
Ein Polizist steckte den Kopf in den Lieferwagen. »Sir, wir haben eben die Meldung erhalten, daß eine Leiche im Hudson treibt. Jemand hat sie vom Bootssteg aus gesehen. Sieht aus, als wäre sie aus der Kanalisation gespült worden.«
»Und was kümmert mich das, zum Teufel –«
»Sir, es ist eine Frau im Abendkleid. Möglicherweise gehörte sie zu der Gruppe von Leuten, die noch vermißt wird.«
»Wie bitte?« fragte Coffey verwirrt. Das war doch nicht möglich. »Meinen Sie, die Frau hat zur Gruppe des Bürgermeisters gehört?«
»Vermutlich war sie im Museum eingeschlossen. Die einzigen Frauen, die auf der Party waren und noch vermißt werden, sind vermutlich vor zwei Stunden hinunter in
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