Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
erster hinauf, ich helfe den anderen und komme dann als letzter nach. Okay?«
»Okay«, sagte Smithback und schüttelte sich, damit er wieder wach wurde.
D’Agosta zog das Gürtelseil straff, packte Smithback am Hosenbund und hob ihn nach oben. Smithback streckte sich, bis er mit seiner freien Hand die unterste Sprosse der Leiter ergreifen konnte.
»Geben Sie mir die Lampe«, sagte D’Agosta.
Smithback reichte sie nach unten, dann packte er auch mit der anderen Hand an die Leiter. Als er sich ein wenig hochgezogen hatte, fiel er mit krampfartig zuckenden Hand- und Armmuskeln wieder nach unten. Er atmete tief ein und zog sich noch einmal hoch. Dieses Mal schaffte er es bis zur zweiten Sprosse.
»Jetzt greifen Sie nach der Leiter«, sagte D’Agosta zum nächsten in der Reihe. Smithback hielt einen Moment inne, um Atem zu schöpfen. Dann blickte er nach oben und zog sich auf die dritte und schließlich auf die vierte Sprosse. Mit den Füßen tastete er sich vorsichtig auf die erste Sprosse.
»Treten Sie bloß niemandem auf die Finger!« warnte D’Agosta von unten.
Smithback spürte, wie eine Hand seinen Fuß auf die Sprosse stellte, und nun konnte er sein Gewicht nach unten verlagern. Wieder etwas Festes unter den Füßen zu spüren, kam ihm wie der Himmel auf Erden vor. Er griff nach unten und half einem älteren Herrn, dessen graumelierte Haare ihm naß am Kopf klebten, hinauf auf die Leiter. Dann wandte er sich wieder um, spürte, daß seine Kraft zurückgekehrt war, und stieg weiter nach oben.
Die Leiter endete an einem dicken Rohr, das dort, wo die gewölbte Decke des Tunnels an die Wand stieß, in horizontaler Richtung nach vorn führte. Behutsam kletterte Smithback in das Rohr hinein.
Sofort stieg ihm ein fauliger Geruch in die Nase.
Das muß die Kanalisation sein,
dachte er. Unwillkürlich hielt er einen Moment inne, bevor er in dem Rohr weiterkroch.
Es endete in völliger Dunkelheit. Vorsichtig bewegte Smithback seine Füße nach vorne und streckte sie ins Freie. Etwa dreißig Zentimeter unterhalb der Mündung des Rohres trafen sie auf festen Lehmboden. Er konnte es kaum glauben: Da gab es doch tatsächlich einen Raum noch unbekannter Größe zwischen dem oberen und dem unteren Keller. Vielleicht war er ein architektonisches Überbleibsel von einem der vielen Umbauten des Museums. Smithback kletterte aus dem Rohr und machte langsam ein paar Schritte nach vorn, wobei er mit den Füßen vorsichtig über den dunklen Boden tastete. Der Gestank um ihn herum war fürchterlich, aber es waren nicht die Ausdünstungen des Monsters, und dafür war er zutiefst dankbar. Etwas Trockenes – Zweige vielleicht? – knirschte unter seinen Schuhen. Hinter sich konnte er das Keuchen der anderen hören, die durch das Rohr auf ihn zu kamen. Das schwache Licht von D’Agostas Taschenlampe im unteren Keller drang nicht bis hier herauf. Smithback ging zurück zum Rohr, kniete sich nieder und half den anderen heraus. Er ließ sie sich neben dem Rohr an die Wand stellen und warnte sie davor, sich zu weit in den Raum hineinzubegeben. Einer nach dem anderen kamen die Leute aus dem Rohr und tasteten sich vorsichtig an der Wand entlang, wo sie vor Erschöpfung niedersanken. Bis auf ihr schweres Atmen war es völlig still im Raum.
Schließlich hörte Smithback D’Agostas Stimme aus dem Rohr. »Gott im Himmel, was ist das für ein Gestank?« murmelte er an Smithback gewandt. »Die verdammte Taschenlampe hat nun endgültig ihren Geist aufgegeben, also habe ich sie ins Wasser fallen lassen. Okay, Leute«, sagte er mit lauter Stimme und richtete sich auf. »Bitte mal durchzählen.« Als Smithback das Geräusch von tropfendem Wasser hörte, bekam er einen Augenblick lang starkes Herzklopfen, aber dann begriff er, daß es lediglich D’Agosta war, der sein nasses Jackett ausgezogen hatte und es auswrang.
Einer nach dem anderen sagten die Leute mit schwacher Stimme ihren Namen.
»Gut«, sagte D’Agosta. »Und jetzt wollen wir mal herausfinden, wo wir sind. Für den Fall, daß das Wasser weiter steigt, müssen wir möglicherweise noch höher hinauf.«
»Also mir wäre das recht«, sagte jemand aus der Gruppe. »Hier stinkt es mir zu sehr.«
»Ohne Licht wird das ziemlich schwierig werden«, sagte Smithback. »Wir müssen uns im Gänsemarsch durch die Dunkelheit tasten.«
»Ich habe ein Feuerzeug«, sagte eine Stimme. »Soll ich einmal schauen, ob es noch funktioniert?«
»Aber vorsichtig«, sagte ein anderer. »Wenn Sie
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