Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Garcia.
»Haben sie es erwischt?« wimmerte Waters. »Haben sie das Monster endlich erwischt?«
Die Stille draußen dauerte weiter an. Garcia legte den Finger an den Abzug der Schrotflinte, deren Repetiergriff naß vor Schweiß war. Fünf oder sechs Schüsse, mehr hatte er nicht gehört. Und das Monster hatte bereits ein ganzes, schwer bewaffnetes Sondereinsatzkommando niedergemacht.
»Haben sie es erwischt?« fragte Waters noch einmal.
Garcia horchte angestrengt, konnte aber kein Geräusch aus dem Gang vernehmen. Das war das allerschlimmste: Wenn die Hoffnung erst kurz geweckt und dann wieder brutal zunichte gemacht wurde. Er wartete.
Dann war ein Rütteln am Türknauf zu hören.
»Nein«, flüsterte Garcia. »Es ist wieder da.«
61
G eben Sie mir das Feuerzeug!« schnauzte D’Agosta. Smithback taumelte nach hinten, und als er die Funken des Feuersteins sah, hielt er sich instinktiv die Augen zu.
»O Gott«, hörte er D’Agosta stöhnen. Dann spürte er, wie derbe Hände ihn an der Schulter packten und kräftig schüttelten. Smithback zuckte zusammen.
»Hören Sie, Smithback«, zischte D’Agosta ihm ins Ohr. »Sie können jetzt nicht einfach schlappmachen. Ich brauche Ihre Hilfe, um die Leute hier zusammenzuhalten.«
Smithback würgte und zwang sich, die Augen zu öffnen. Der Lehmboden vor ihm war voller Knochen: kleine, große, manche von ihnen zerbrochen und morsch, andere noch mit Fleischfetzen, die zäh an ihren knorpeligen Enden hingen.
»Das waren gar keine Zweige«, murmelte Smithback immer wieder vor sich hin. »Nein, nein, keine Zweige.« Das Licht ging wieder aus. D’Agosta wollte offensichtlich Gas sparen.
Als es wieder anging, sah Smithback sich hektisch um. Worauf er vorhin getreten war, das waren die Überreste eines Hundes gewesen, eines Terriers, wie es aussah – glasig starrende Augen, helles Fell, kleine braune Brustwarzen über dem ausgeweideten Bauch des Tieres. Auf dem Boden verstreut lagen noch andere Tierkadaver: Katzen, Ratten und andere Geschöpfe, die zu stark zerfetzt oder schon zu lange tot waren, als daß man noch hätte erkennen können, was sie einmal gewesen waren. Hinter Smithback schrie eine Frau.
Die Flamme ging aus, dann war sie ein paar Schritte weiter entfernt wieder zu sehen. »Smithback, Sie kommen mit mir«, sagte D’Agosta, der in der Dunkelheit ein paar Schritte nach vorn gegangen war. »Der Rest folgt uns im Gänsemarsch. Und schauen Sie dabei nur geradeaus.« Als Smithback vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte und angestrengt nach unten sah, um nicht auf etwas am Boden Liegendes zu treten, nahm er am Rand seines Gesichtsfeldes etwas wahr. Er drehte seinen Kopf zu der Wand rechts von ihm. Dort war wohl früher auf Schulterhöhe einmal eine Leitung oder etwas ähnliches entlanggelaufen, die nun allerdings schon längst verrottet war. Ihre Überbleibsel lagen, halb von Eingeweiden bedeckt, auf dem Boden.
Die Haken aber, an denen die Leitung befestigt gewesen war, ragten noch immer aus der Wand. An diesen Metallstücken waren mehrere menschliche Leichen aufgespießt, die im flackernden Licht der Feuerzeugflamme ein wenig hin und her zu schwanken schienen. Smithback sah, daß alle diese Leichen enthauptet waren, begriff aber nicht sofort, was das bedeutete. Die Köpfe der Leichen, die am Fuß der Wand auf dem Boden lagen, wiesen alle Löcher in der hinteren Schädeldecke auf.
Die von Smithback am weitesten entfernten Leichen hingen wohl schon am längsten an der Wand, denn sie waren nur noch Skelette. Smithback wandte sich ab, konnte aber nicht mehr verhindern, daß sein Gehirn ein entsetzliches Bild des Grauens registrierte: Die Leiche direkt neben ihm trug am Handgelenk eine unverwechselbare Armbanduhr in Form einer alten Sonnenuhr. Dort an der Wand hing George Moriarty.
»O mein Gott – o mein Gott«, stammelte Smithback immer wieder. »Der arme George.«
»Kannten Sie den Burschen?« fragte D’Agosta düster. »Verdammt noch mal, dieses Ding verbrennt mir langsam die Hand.«
Die Flamme ging zuckend wieder aus, und Smithback blieb abrupt stehen.
»Was ist das hier für ein furchtbarer Ort?« rief jemand hinter ihnen.
»Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung«, murmelte D’Agosta. »Ich schon«, sagte Smithback etwas hölzern. »Es ist eine
Vorratskammer.««
D’Agosta zündete das Feuerzeug wieder an und ging weiter nach vorn, diesmal allerdings etwas schneller. Smithback konnte hören, wie der Bürgermeister mit mechanischer Stimme
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