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Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst

Titel: Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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die sie schon lange gewartet hatten.
    Kawakita fragte sich, wie Whittlesey sich wohl gefühlt haben mochte, als man ihm mit viel zeremoniellem Brimborium die Fasern einer seltsamen Pflanze in den Mund stopfte, die er selbst vor wenigen Tagen für die Wissenschaft gesammelt hatte. Vielleicht hatten die Kothoga aber auch aus der Pflanze einen Trank gebraut und ihm diesen eingeflößt. Jedenfalls mußten sie mit diesem weißen Mann das versucht haben, was ihnen bei Leuten ihres eigenen Stammes noch nie gelungen war: Endlich ein Monster zu erschaffen, das sie auch wirklich unter
Kontrolle
halten konnten. Ein Monster, das die Straßenarbeiter, Geologen und Bergwerksleute, die in immer größerer Anzahl aus dem Süden kamen, von der Zerstörung des
Tepui
abhalten konnte. Ein Monster, das die Stämme der Nachbarschaft in Angst und Schrecken versetzen würde, ohne gleichzeitig auch seine eigenen Herren zu terrorisieren. Kurzum, eine Kreatur, die die Sicherheit und Abgeschiedenheit der Kothoga für immer garantieren würde.
    Aber dann schlug die Zivilisation mit all ihren Schrecken erbarmungslos zu. Kawakita stellte sich vor, wie das Ding, das einmal Whittlesey gewesen war, im Dschungel kauerte und zusah, wie flüssiges Feuer vom Himmel fiel und das
Tepui
, die Kothoga und vor allem die Pflanze vernichtete, die es zum Überleben so dringend brauchte. Es war vielleicht das einzige Lebewesen, das dem flammenden Inferno entkam. Und es wußte, wo es die Fasern, die es im zerstörten Regenwald jetzt nirgendwo mehr gab, doch noch finden konnte. Es wußte es deshalb, weil es sie selbst dort hingeschickt hatte.
    Es war natürlich auch möglich, daß Whittlesey schon fort gewesen war, als das
Tepui
bombardiert wurde. Vielleicht hatten die Kothoga die von ihnen erschaffene Kreatur doch nicht unter Kontrolle halten können. Vielleicht hatte Whittlesey in seinem bedauernswerten, schrecklichen Zustand seine eigenen Pläne gemacht und war nur wenig darauf erpicht gewesen, für die Kothoga den Racheengel zu spielen. Vielleicht hatte er aus eigenem Antrieb die Kothoga verlassen und sie dadurch hilflos dem Fortschritt ausgeliefert, der sie dann schließlich vernichtet hatte.
    Wie dem auch gewesen sein mochte, Kawakita interessierten die anthropologischen Aspekte der Geschichte ohnehin nur am Rande. Was er viel spannender fand, war die Macht, die in der Pflanze steckte, und die Möglichkeiten, sich diese Macht zunutze zu machen.
    Man mußte die Pflanze unter Kontrolle bringen, bevor man ihre Kreaturen kontrollieren konnte.
    Und deshalb
, dachte Kawakita,
werde ich auch dort Erfolg haben, wo die Kothoga gescheitert sind.
Er hatte Kontrolle über die Pflanze, denn nur er wußte, wie man diese schwierig zu handhabende, höchst empfindliche Sumpflilie aus den Tiefen des Dschungels behandeln mußte. Nur er kannte den richtigen pH-Wert des Wassers, die richtige Temperatur, das richtige Licht und die exakte Mischung der benötigten Nährstoffe. Und nur er wußte, wie man der Pflanze das Reovirus einimpfte.
    Allein deshalb war man von ihm abhängig. Und außerdem hatte er durch das genetische Splicing, das er in dem Kaninchenserum vornahm, die Stärke des Virus erhöht und ihm ein paar seiner unangenehmen Nebeneffekte genommen.
    Zumindest glaubte er, daß ihm das gelungen war.
    Das alles waren geradezu revolutionäre Entdeckungen. Wie jedermann weiß, bringen Viren ihr Erbgut in die Zellen des von ihnen infizierten Wirtsorganismus ein, damit diese dann immer neue Viren produzieren. Das war bei allen, der Menschheit bisher bekannten Viren so: vom Grippe- bis zum Aidsvirus.
    Dieses Virus aber war anders. Es transportierte ein ganzes Bündel von Genen in die Zellen seiner Opfer, und zwar Reptiliengene, die fünfundsechzig Millionen Jahre alt sind und die man heute nur noch im Gecko und in ein paar wenigen anderen Tieren finden kann. Außerdem hatte sich das Virus im Laufe der Zeit auch Primatengene – menschliche Gene, ohne jeden Zweifel – angeeignet. Dieses Virus konnte Gene aus dem einen Wirtsoganismus stehlen und sie in den nächsten einbauen.
    Und diese Gene verwandelten dann, anstatt neue Viren zu produzieren, den Wirtsorganismus langsam, aber sicher in ein groteskes Monster. Die von den Viren eingeschleuste Erbinformation wies den Körper des Opfers an, seine Knochenstruktur, seine Drüsenfunktionen, seine Gliedmaßen, Haut, Haare und inneren Organe grundlegend zu verändern. Die Gene bestimmten Verhalten, Gewicht, Schnelligkeit und

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