Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Boden.
»Himmel noch mal, sehen Sie sich bloß das mal an«, sagte D’Agosta.
Hamm sagte nichts.
Kurz hinter der Stelle gabelte sich der Stollen abermals. Die Gruppe blieb stehen, und D’Agosta blickte zurück auf den toten Hund. »Ohne die Hunde wissen wir nicht, welchen Weg wir nehmen sollen«, sagte er schließlich. »Lassen Sie uns von hier verschwinden. Ich hole die Spurensicherung, die soll sich um diese Schweinerei hier kümmern.«
Hamm sagte noch immer nichts.
9
D aß Moriarty jetzt mit Margo allein am Tisch saß, ließ ihn noch verlegener werden, als er ohnehin schon gewesen war. »Nun?« half ihm Margo nach einer kurzen Stille auf die Sprünge.
»Also, ehrlich gesagt, ich hatte vor, mit Ihnen über Ihre Arbeit zu sprechen.« Er hielt inne.
»Wirklich?« Margo war es nicht gewöhnt, daß sich jemand für ihr Projekt interessierte.
»Nun, in weiterem Sinne zumindest. Die Schaukästen, die in der Ausstellung die Medizin primitiver Völker zeigen sollen, sind praktisch alle schon bearbeitet. Bis auf einen, in dem es um eine phantastische Sammlung von schamanistischen Pflanzen und Gegenständen aus Kamerun gehen soll, die aber leider noch nicht genügend dokumentiert ist. Hätten Sie vielleicht Lust, sie sich mal anzusehen?«
»Mit dem größten Vergnügen«, sagte Margo.
»Toll. Und wann?«
»Warum nicht gleich? Ich hätte gerade ein bißchen Zeit.«
Sie verließen die Cafeteria und gingen einen langen Kellergang mit gurgelnden Dampfrohren und mit Vorhängeschlössern verschlossenen Türen entlang. Auf einer der Türen stand: »Dinosaurier-Lagerraum 4 – Juraperiode«. Dinosaurierknochen und die meisten der anderen Fossiliensammlungen des Museums wurden im Keller aufbewahrt, weil die Decken der oberen Stockwerke das Gewicht der versteinerten Knochen nicht aushalten würden.
»Die Sammlung befindet sich im fünften Stock«, sagte Moriarty entschuldigend, während sie in einen Lastenaufzug stiegen. »Ich hoffe, daß ich sie wiederfinde. Sie wissen ja, was für ein Labyrinth diese Lagerräumen dort oben sind. «
»Haben Sie schon etwas Neues von Charlie Prine gehört?« fragte Margo ruhig.
Moriarty schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Offensichtlich hält die Polizei ihn nicht für einen Verdächtigen. Aber ich glaube nicht, daß wir ihn bald wiedersehen werden. Dr. Cuthbert erzählte mir vor dem Mittagessen, daß er einen schweren Schock erlitten hat.« Er schüttelte den Kopf. »Was für eine schreckliche Geschichte.«
Im vierten Stock folgte Margo Moriarty einen breiten Gang entlang und eine Metalltreppe hinauf. Das Labyrinth aus schmalen Laufstegen, das einen Hauptteil des fünften Stocks ausmachte, befand sich direkt unter den langgezogenen, spitzen Dächern des Museums. Zu beiden Seiten der Laufstege lagen Reihen niedriger Metalltüren, mit denen die Lagerräume für die empfindlichen anthropologischen Sammlungen hermetisch verschlossen wurden. Früher hatte man regelmäßig ein giftiges Zyanid-Gas in die Räume gepumpt, um Ungeziefer und Bakterien abzutöten; heutzutage verwendete man subtilere Methoden zur Konservierung der wertvollen Exponate.
Auf ihrem Weg die Laufstege entlang passierten die beiden zahlreiche, an der Wand lehnende Objekte: ein mit Schnitzereien verziertes Kriegskanu, mehrere Totempfähle, eine Reihe von Trommeln aus geschlitzten Baumstämmen. Obwohl es im Museum über hunderttausend Quadratmeter Stauraum gab, wurde jedes auch noch so kleine Fleckchen in Treppenhäusern, Korridoren und den Büros der jüngeren Kuratoren genutzt. Von den fünfzig Millionen Präparaten und Gegenständen des Museums wurden immer nur jeweils fünf Prozent ausgestellt, der Rest wurde irgendwo gelagert und war nur den Wissenschaftlern und Forschern zugänglich.
Das
New York Museum of Natural History
besteht nicht aus einem einzigen Haus, sondern erstreckt sich über eine ganze Reihe von Gebäuden, die im Lauf der Jahre zu einer weitläufigen, weitverzweigten Struktur zusammengewachsen waren. Als Margo und Moriarty jetzt von einem Gebäude ins nächste traten, wurde aus dem schmalen Laufsteg ein Gang mit vielen Abzweigungen und höherer Decke. Durch eine Anzahl von schmutzigen Oberlichtern drang trübes Tageslicht herein und beleuchtete lange Regale, die mit Gipsabgüssen von Eingeborenengesichtern vollgestopft waren.
»Meine Güte, dieses Museum ist wirklich riesig«, sagte Margo, die auf einmal ein Schauder der Furcht überlief. Nur gut, daß sich der dunkle Keller, in dem die
Weitere Kostenlose Bücher