Pendergast 01 - Relic - Museum der Angst
Sie dorthin müssen, dann nur in Begleitung. Und dann wird die Polizei alle Leute verhören, die ihre Büros im Keller haben. Sie haben Anfang nächster Woche Ihren Termin. Außerdem dürfen etliche Bereiche des Museums überhaupt nicht mehr betreten werden.« Frock schob das Memorandum über den Tisch hinüber zu Margo.
Margo sah, daß dem Schriftstück ein Plan des Gebäudes beigeheftet war, auf dem die nicht zu betretenden Gebiete rot eingezeichnet waren. »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Frock. »Ich habe bereits nachgesehen, Ihr Büro ist ganz knapp außerhalb dieser Zone.«
Na toll,
dachte Margo.
Knapp außerhalb des Gebiets, in dem sich möglicherweise der Mörder herumtreibt.
»Das Ganze kommt mir ziemlich kompliziert vor, Professor Frock. Warum haben die denn nicht einfach das ganze Museum dichtgemacht?«
»Das haben sie zweifelsohne auch versucht, meine Liebe, und ich bin mir sicher, daß Henry Wright sie dazu überredet hat, es nicht zu tun. Wenn diese Aberglaube-Ausstellung nicht termingerecht eröffnet wird, dann kommt das Museum in große Schwierigkeiten.« Frock streckte die Hand aus und nahm das Memo wieder an sich. »Können wir das als erledigt betrachten? Ich habe nämlich noch andere Dinge, über die ich gerne mit Ihnen sprechen würde.«
Margo nickte.
Dann kommt das Museum in große Schwierigkeiten.
Ihr schien es so, als wäre es das bereits. Die Frau, mit der sie ihr Büro teilte, hatte sich heute morgen krank gemeldet, ebenso wie die Hälfte aller Angestellten. Und diejenigen, die zur Arbeit erschienen waren, drückten sich die meiste Zeit an den Kaffeemaschinen und Fotokopierern herum und tauschten, in Gruppen beieinander stehend, Gerüchte aus. Und als wäre das alles nicht schlimm genug, waren die meisten Hallen des Museums fast leer. Die üblichen Besucher – Familien auf Urlaub, Schülergruppen und kreischende Kinder – waren heute nur äußerst spärlich erschienen. Statt dessen schien das Museum ein paar sensationslüsterne Neugierige angezogen zu haben.
»Ich habe mich gefragt, ob Sie wohl schon irgendwelche Pflanzen für Ihr Kapitel über die Kiribitu bekommen haben«, fuhr Frock fort. »Ich dachte, es wäre für uns beide nützlich, wenn wir sie einmal durch den G. S. E. laufen ließen.«
Das Telefon klingelte. »Mist«, sagte Frock, hob den Hörer ab und meldete sich mit einem barschen: »Ja?«
Dann schwieg er eine ganze Weile. »Ist das denn wirklich notwendig?« fragte er dann. »Na schön, wenn Sie darauf bestehen«, sagte er schließlich und stieß, während er das Telefon auflegte, einen langen Seufzer aus.
»Die Polizei will, daß ich hinunter in den Keller komme. Weiß der Himmel, weshalb. Es ist ein Bursche namens Pendergast. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich hinunterzufahren? Wir können uns ja auf dem Weg noch ein wenig unterhalten.«
Im Aufzug antwortete Margo Frock auf seine Frage. »Ich habe mir ein paar Pflanzen aus dem Herbarium beschaffen können, aber nicht so viele, wie ich wollte. Aber habe ich Sie vorhin richtig verstanden? Haben Sie vorgeschlagen, die Pflanzen durch den Extrapolator laufen zu lassen?«
»Genau«, antwortete Frock. »Aber natürlich nur, wenn der Zustand der Pflanzen das zuläßt. Befindet sich verwertbares Material darunter?«
Die Abkürzung G. S. E. stand für den Gensequenzextrapolator, das Programm, das Kawakita und Frock entwickelt hatten, um genetisches Material analysieren und bearbeiten zu können. Es konnte nicht nur gemeinsame Vorfahren verschiedener Gattungen herausfinden, sondern auch in die Zukunft extrapolieren und die bizarren oder mißglückten Lebensformen berechnen, die sich nach Dr. Frocks Theorie möglicherweise aus der ursprünglichen Gattung entwickelt hatten.
»Die Pflanzen sind zum größten Teil in einem guten Zustand«, erklärte Margo. »Aber ich verstehe nicht ganz, was Sie mit ihnen im Extrapolator machen wollen, Dr. Frock.«
Bin ich vielleicht bloß eifersüchtig auf Kawakita?
fragte sie sich selbst.
Sperre ich mich deshalb so?
»Meine liebe Margo, Ihre Aufgabenstellung ist geradezu maßgeschneidert dafür!« rief Frock aus und benützte in seiner Aufregung ihren Vornamen. »Wir können zwar die Evolution nicht wiederholen, aber wir können sie mit Computern
simulieren.
Vielleicht sind diese Pflanzen genetisch miteinander verwandt, vielleicht sogar in derselben Weise, wie die Schamanen der Kiribitu sie instinktiv klassifiziert haben. Würde das Ihrer Dissertation nicht einen
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